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Katastrophe

Flutopfer ängstigt die Zukunft

31. August 2017

In den Überflutungsgebieten von Texas fürchten Hunderttausende Menschen um ihre Existenz. Nur wenige haben Versicherungen, die für die Schäden an Häusern und Betrieben aufkommen. Nun zittern auch die Bürger Louisianas.

Überschwemmung in Texas
Bild: Reuters/A. Latif

Mehr als 80 Prozent der Betroffenen in Texas sind nach einer Erhebung der Zeitung "Washington Post" nicht gegen Flutschäden versichert. Die marktüblichen Versicherungstarife deckten nur Schäden durch Wind wie abgedeckte Dächer ab, nicht aber Verwüstungen durch Hochwasser, berichtet das Blatt.

Nach Einschätzung von Gouverneur Greg Abbott benötigt Texas womöglich mehr als 125 Milliarden Dollar von der US-Regierung für den Wiederaufbau. Angesichts der Größe des betroffenen Gebietes, unter anderem in der Metropole Houston, könnte diese Summe nicht ausreichend sein, sagte Abbott. Gelder in dieser Größenordnung waren 2005 nach dem Hurrikan "Katrina" zur Verfügung gestellt worden, der damals unter anderem New Orleans zerstörte.

Verfehlte Baupolitik

Die schweren Verwüstungen wurden nach Ansicht von Kritikern auch durch eine verfehlte Baupolitik in der Gegend um Houston möglich. Einst als Überlaufgebiete für Hochwasser vorgesehen, wurden große Bereiche in den vergangenen Jahrzehnten zugebaut, um dem Bevölkerungswachstum Rechnung zu tragen. Texas ist für seine extrem niedrigschwellige Regulierungspolitik bekannt. Erst im Mai hatte Abbott ein Gesetz unterzeichnet, das es Versicherungen erleichtert, Forderungen von Kunden etwa bei Hagelschäden abzuweisen.

Gerettet!Bild: picture-alliance/dpa/AP/D. J. Phillip

Zudem will US-Präsident Donald Trump weitere Regulierungen auf Bundesebene eindampfen. In seinem Haushaltsvorschlag im Frühjahr hatte er unter anderem Kürzungen beim Wohnungsbauministerium und bei der Katastrophenschutzbehörde FEMA angekündigt. Das Ministerium ist für den Wiederaufbau zuständig. Auch die Klimaforschung soll zurückgefahren werden. Trump hatte erst am 15. August eine Direktive unterzeichnet, in der er die unter seinem Vorgänger Barack Obama verfügte Verpflichtung, beim Bau von Infrastruktur-Projekten auch Flutvorkehrungen zu treffen, zurückfuhr.

Kritik an Trump

Nach Angaben der texanischen Behörden harren immer noch rund 32.000 Menschen in Notunterkünften aus. Mehr als 200.000 Menschen haben sich bereits für die Nothilfe registriert. Viele wurden vom Ausmaß der Regenfälle überrascht.

So wie Terra, eine Frau in den Vierzigern, Mutter von vier Kindern. Im Gespräch mit der Deutschen Welle erzählt Terra, dass sie in ihrem Haus im Nordosten Houstons erst warten wollte, ob das Wasser steigt. Dann - innerhalb von wenigen Stunden - stieg der Pegel rapide und die Familie entschied sich, das Haus in Richtung Nachbargrundstück zu verlassen. Aber auch dort wurde es immer gefährlicher. Es war zu spät, um zu fliehen. Sie wählten den Notruf, aber es kam niemand. "Ich stand im tiefen Wasser, das mir zur Brust reichte, umklammerte meine Kinder, und dachte, wir werden alle sterben!" Erst nach acht Stunden wurden sie von einem Rettungsboot abgeholt - nachdem Terras Bruder stundenlang die Feuerwehr belagert hatte.

Terra beklagt sich über die Behörden: “Es gab keine Vorwarnung, dass es so schlimm werden konnte. Sie hätten uns evakuieren sollen", sagte sie. Zu Trump und seinem Besuch in Texas hat sie eine klare Meinung: "Er sollte jetzt hier sein und helfen, warme Mahlzeiten an Flutopfer zu verteilen. Obama hätte das getan!"

Nachher - vorher: eine Autobahn mitten in Houston

Zahlreiche Prominente in den USA zeigten sich solidarisch mit den Flutopfern - auch finanziell. Schauspielerin Sandra Bullock stellte dem Roten Kreuz eine Million Dollar in Aussicht. Reality-Star Kim Kardashian will eine halbe Million zur Verfügung stellen. Auch viele Firmen wie Facebook, Amazon oder Walmart kündigten Millionenbeträge an.

Neben vielen Verletzten wurden bislang erst zehn Tote offiziell bestätigt, darunter ein ertrunkener Polizist. Der Sheriff des Harris County, Ed Gonzalez, teilte mit, sechs Mitglieder einer Familie seien in einem am vergangenen Sonntag von den Fluten mitgerissenen Kleinbus ums Leben gekommen.

Inoffizielle Schätzungen kommen zu weit höheren Opferzahlen. Die "New York Times" berichtet von insgesamt 30 Toten, CNN von 24 Toten in Texas.

Kurs auf Louisiana

Während der Regen in Houston inzwischen nachlässt, prallt Sturm "Harvey" zum zweiten Mal auf Land - diesmal an der Grenze zwischen dem Osten von Texas und dem Westen des Bundesstaates Louisiana. Dort bereiten sich Hunderttausende auf schwere Überflutungen vor. Der Bürgermeister der in der Zone gelegenen Stadt Port Arthur, Derrick Freeman, schreibt auf Facebook: "Die ganze Stadt ist unter Wasser." 

Der Nationale Wetterdienst erwartet für Louisiana örtliche Rekord-Regenmengen von mehr als 60 Zentimetern, jedoch nicht die extremen Regenmengen wie in Texas. Dort war binnen weniger Tage bis zu 125 Zentimeter Regen gefallen. Dies bedeutet einen Rekord für das Festland der USA. Mehr Regen war zuvor nur einmal auf Hawaii niedergegangen.

cgn/wa (afp, dpa, rtr)

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