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Gründer Le Pen von eigener Partei geächtet

20. August 2015

Die Spitze der französischen Rechtsextremen wollte Le Pens antisemitische Propaganda nicht mehr hinnehmen. Seine Tochter Marine ringt um ein bürgerliches Image für den FN und entscheidet den Machtkampf für sich.

Front National-Gründer Jean-Marie Le Pen (foto: picture alliance/abaca)
Bild: picture alliance/abaca/L. Liewig

Zuletzt hatte er noch einmal die Gaskammern in den deutschen Konzentrationslagern als "Detail" der Geschichte des 2. Weltkriegs abgetan. Nach monatelangem Streit um die antisemitischen Hetzparolen seines Parteigründers sah das Exekutivkomitee des Front National (FN) am Donnerstagabend in Nanterre keine andere Lösung mehr: Jean-Marie Le Pen wurde aus der Partei ausgeschlossen.

Setzt auf einen gemäßigten Kurs der Partei: Marine Le PenBild: Getty Images/AFP/D. Charlet

Die Vorsitzende von Frankreichs Rechtsextremisten, Le Pens Tochter Marine, machte ihren Vater selbst für dessen Rauswurf verantwortlich. "Jean-Marie Le Pen hat einen Prozess losgetreten, dessen Ausgang er kannte", sagte die FN-Chefin der Nachrichtenagentur AFP. Der Parteigründer habe "seit Wochen Fehler" aneinandergereiht "die nur eine solche Entscheidung nach sich ziehen konnten".

Le Pen äußerte sich empört über den Ausschluss. Er werde selbstverständlich dagegen vor Gericht ziehen, erklärte der 87-jährige Ex-Ehrenvorsitzende und Europaabgeordnete. Er sei "Opfer eines Hinterhalts" und "in eine Falle gelockt" worden.

Le Pens Anwalt Frédéric Joachim empfahl seinem Mandanten juristische Schritte gegen den Parteiausschluss, den er als "menschlich unwürdig und katastrophal" bezeichnete. Der Rauswurf sei schon vor der Sitzung des FN-Exekutivbüros beschlossene Sache gewesen.

Anfang Mai hatte der FN wegen der rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Polemik Le Pens bereits dessen Mitgliedschaft auf Eis gelegt und die Aberkennung des Ehrenvorsitzes eingeleitet. Der Parteigründer hatte gegen beide Beschlüsse erfolgreich geklagt.

Tochter Marine, die ihn an der Parteispitze beerbt hatte, setzt auf ein eher harmloses, bürgerliches und modernes Erscheinungsbild des FN, um für mehr Wähler aus der Mitte attraktiv zu werden. Zuletzt hatte sie mehrfach ansehnliche Wahlerfolge erzielt. Die 47-Jährige hat laut Umfragen durchaus Chancen, 2017 bei der Präsidentschaftswahl in die Stichwahl einzuziehen.

sc/wl (afp, rtr, dpa)

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