FOMO gibt's wirklich, aber woher kommt die Angst?
23. Dezember 2024FOMO hat mehr damit zu tun, wen man verpasst als mit dem eigentlichen Ereignis, das man verpasst.
Das legen zumindest die neuesten Forschungsergebnisse nahe. Das Forscherteam um Jacqueline Rivkin, Verhaltensforscherin an der Cornell University in den USA, untersuchte die sozialen Hintergründe des Phänomens, das als "Fear Of Missing Out" bezeichnet wird.
Zwar drückt FOMO meist das Gefühl aus, etwas zu verpassen - sei es ein Konzert, eine Party oder sonst ein angesagtes Ereignis. Aber wahrscheinlich verstärkt vor allem die Angst vor dem Verlust sozialer Interaktionen das FOMO-Gefühl ganz entscheidend.
Sicherlich sind Gefühle wie Neid oder Bedauern real, weil man zum Beispiel das Konzert von Taylor Swift oder das entscheidende Fußballfinale verpasst hat. Die Studie hat sich allerdings auch mit banaleren verpassten Momenten beschäftigt.
Laut Studie empfinden Menschen FOMO vor allem dann, wenn sie an Treffen mit Freunden nicht teilnehmen können.
Was ist FOMO?
"Im Grunde genommen handelt es sich um die Angst, die viele von uns empfinden, wenn wir ein gesellschaftliches Treffen mit Menschen, die uns wirklich wichtig sind, verpassen. Es ist ein seltsames Gefühl, dass die Leute ohne uns zusammenkommen", so Rivkin im DW-Wissenschaftspodcast Science Unscripted.
Der Begriff FOMO oder "Fear of Missing Out" kursiert seit etwa 20 Jahren und hat seinen Ursprung in Online-Communities, von wo aus er in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurde.
Einzelheiten der FOMO-Studie
Das Team von Rivkin führte sieben Experimente mit Tausenden von Teilnehmenden durch, um deren Reaktionen auf potenzielle FOMO-Situationen zu verstehen. Dabei wurden die Probanden nicht nur mit großen Konzerten oder seltenen Erlebnissen konfrontiert, sondern auch mit eher banalen Momenten im Leben.
"Wir waren sehr an diesen unterschiedlichen Situationen interessiert, in denen das, was man verpasst hat, vielleicht gar nicht so toll war. Das hilft uns, den psychologischen Kern zu verstehen. Den eigentlichen Grund, warum man sich vielleicht ein Loch in den Bauch ärgert", so Rivkin.
Personen aller Altersgruppen wurden untersucht. Und so wurde deutlich: FOMO ist kein ausschließliches Phänomen der Jugend. "Wir haben festgestellt, dass so ziemlich jeder FOMO bekommen kann, wenn es eine soziale Gruppe oder eine Art Kerngruppe von Menschen gibt", so Rivkin.
Typische FOMO-Symptome
In den letzten 10 Jahren wurde viel zu FOMO geforscht, um die Auswirkungen dieses Angstgefühls zu verstehen. Dabei zeigte sich, dass es einen Zusammenhang zwischen FOMO-Erfahrungen und möglichen gesundheitlichen Auswirkungen wie Schlafstörungen, sozialen Ängsten, Depressionen und schlechteren akademischen Leistungen gibt.
Laut einer Studie der Southern Connecticut State University aus dem Jahr 2022, beeinflusst FOMO außerdem das Verhalten - zumindest bei amerikanischen College-Studenten. Je mehr FOMO, desto höher die Gefahr eines vermehrten Alkohol- oder Drogenkonsums.
Eine andere Studie der Universität Toledo legt nahe, dass eine häufige oder manchmal problematische Smartphone-Nutzung bei jungen Menschen FOMO-Gefühle oder Emotionsdysregulationen nach sich ziehen kann. Personen mit einer emotionalen Dysregulation können nicht flexibel und angemessen auf emotionale Zustände reagieren.
Der Artikel erschien ursprünglich auf Englisch