Der überraschende Tod der Schlagzeug-Legende schockiert die Musikwelt. Gerichtsmediziner fanden nun Drogen in seinem Blut. Die Todesursache ist noch nicht abschließend geklärt.
Anzeige
Der Musiker starb während der aktuellen Welttournee, wie seine Bandkollegen in der Nacht zum Samstag im Onlinedienst Twitter mitteilten. "Die Familie der Foo Fighters ist erschüttert vom tragischen und verfrühten Verlust unseres geliebten Taylor Hawkins", schrieb die Band. "Sein musikalischer Geist und sein ansteckendes Lachen werden für immer in uns weiterleben."
Hawkins soll am Freitagabend (26.03.) über Schmerzen in der Brust geklagt haben. Doch als der gerufene Krankenwagen ankam, war der Schlagzeuger bereits in seinem Hotelzimmer in Bogota verstorben. Erste gerichtsmedizinische Untersuchungen ergaben, dass sich zehn verschiedene Substanzen in seinem Körper befunden haben - darunter THC (Marihuana), trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine und Opioide. Derweilen ist die Todesursache noch nicht geklärt.
Charismatischer Schlagzeuger
Die Band sollte am Freitagabend bei einem Festival in Bogota, Kolumbien, auftreten. Für den Sommer war auch ein Deutschland-Konzert in Berlin geplant. Hawkins hatte seit 1997 bei den Foo Fighters gespielt, einer der einflussreichsten und von Kritikern gefeierten Alternative-Rockbands der USA. Der Leadsänger und ehemalige Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl hatte ihn rekrutiert. Zuvor war Hawkins Schlagzeuger für die kanadische Sängerin Alanis Morissette gewesen.
Der Musiker war für seine charismatische Bühnenpräsenz bekannt und spielte auf den erfolgreichsten Alben der Band, darunter "One by One" und "On Your Honor", sowie auf Hitsingles wie "My Hero" und "Best of You". Außerdem spielte er die Hauptrolle in der kürzlich erschienenen Horror-Komödie "Studio 666" der Foo Fighters.
Leadsänger Dave Grohl, den eine tiefe Freundschaft mit Taylor Hawkins verband, beschrieb seinen Bandkollegen als einen "unglaublichen Schlagzeuger". Als er ihn zum ersten Mal traf, habe er sofort gedacht: "Wow: Du bist entweder mein Zwilling, mein Seelentier oder mein bester Freund."
Anzeige
Große Anteilnahme unter Musikerkollegen
Der plötzliche Tod löste große Trauer und Bestürzung in der Musikszene aus. Zahlreiche Künstler zollten dem Schlagzeuger ihren Tribut in den sozialen Medien. So postete der Drummer von Red Hot Chili Peppers ein schwarzes Bild auf Instagram und schrieb: "Ich liebe Dich Taylor Hawkins." Brian May, Queen-Leadgitarrist, zeigte sich tief getroffen: "Taylor, Du gehörtest zu unserer Familie. Du warst unser Freund, unser Bruder, unser Kind. (...) Wir werden Dich sehr vermissen." Auch Queen-Schlagzeuger Roger Taylor äußerte sich schockiert: "Er war ein brillanter Mann und ein inspirierender Mentor für meinen Sohn Rufus."
Black-Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne würdigte Hawkins als "großartigen Menschen und erstaunlichen Musiker", während Punkrocker Billy Idol seinen Tod als "tragisch" bezeichnete.
Rage Against the Machine-Gitarrist Tom Morello lobte den "Spirit und Deine unaufhaltsame Rock-Power" und postete ein Foto von ihm gemeinsam mit Jane's Addiction-Sänger Perry Ferrell.
Finneas, Bruder, Co-Autor und Produzent von Billie Eilish, nannte ihn "ein unglaubliches Talent, das nicht unbedingt so freundlich und großzügig und cool sein musste, aber all das trotzdem war." Die Welt könne sich glücklich schätzen, dass er seine Talente für die Zeit, die er da war, mit ihr geteilt habe.
Legenden am Schlagzeug
Das Schlagzeug ist das Herz der Band. Es gibt Takt, Rhythmus und Tempo vor - und es kann den Bandsound prägen. Unsere Liste der besten Drummer und Drummerinnen aller Zeiten ist nicht vollständig. Aber zum Niederknien.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Gene Krupa
Einer der "Götter" des Swing und Jazz. In den 1930er Jahren brachte er Swing-Fans zum Ausrasten. Weltberühmt ist sein Solo in "Sing, Sing, Sing" mit dem Benny Goodman Orchestra. Unaufhörlich prügelt er auf die Toms, während Goodmann mit der Klarinette darüber improvisiert. Dabei groovt Krupa ebenso leichtfüßig wie gnadenlos. Die britische Electro-Band Apollo 440 widmete ihm 1996 einen Song.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Tony Williams
Als 17-jähiger Junge spielte er bei Miles Davis vor, der noch einen Drummer für sein "Second Great Quintet" suchte. Als Davis das Ausnahmetalent hörte, war es für den Jazz-Superstar wie ein Erdbeben: "Den kleinen Scheißer zu hören, das war wahnsinnig aufregend. Ich habe sofort gewusst, dass er das geilste Arschloch werden würde, das jemals am Drumset sitzt," sagt Davis in seiner Biografie.
Bild: picture-alliance/dpa
Max Roach
Im Jazz gilt er als der Prototyp des modernen Schlagzeugers. Als einer, der nicht nur dumpf den Takt gibt, sondern mit dem Schlagzeug Melodien erzeugt. Kein anderer Drummer hat drei Jazzstile mitgeprägt: Den Bebop, den Cool Jazz, den Hard Bop. Kein Wunder, dass er mit allen Größen jener Zeit gespielt hat, von Charlie Parker bis Clifford Brown. Kollege Jerome Cooper nannte ihn "König der Drummer".
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Billy Cobham
Ein Jazz-Rock und Jazz-Fusion-Gott! Sein Album "Spectrum" ist ein Meilenstein. Beeindruckend ist das Vorspiel zu "Stratus", ein Drumsolo in einer enormen Geschwindigkeit, extrem filigran gespielt, improvisiert auf einen vom Zufallsgenerator gesteuerten Synthesizer. "Stratus" wurde von vielen Großen gecovert: u.a. Jeff Beck, Prince und Massive Attack, die die Bassfigur als Sample benutzt haben.
Bild: picture-alliance/Jazzarchiv/H. Schiffler
Tony Allen
Er gilt als der Meister des Afro-Funk. Eine gnadenlose polyrhythmische Groovemaschine. Er brachte Jazz und Funk in die westafrikanische Musik und setzte neue Impulse bei Genres wie Highlife, Apala oder Mambo. Sein langjähriger Musikerkollege, der Sänger, Trompeter und Saxophonist Fela Kuti, einer der Afrobeat-Pioniere, meinte zu ihm: "So wie du spielst, braucht man keinen Percussionisten mehr."
Bild: picture-alliance/Jazz Archiv/C. Fischer
Steve Gadd
Chick Corea sagte über ihn: "Jeder Schlagzeuger möchte wie Gadd spielen, weil er perfekt spielt". Und auch unvergleichlich, deswegen hatte er auch eine Menge Studiojobs. Er kommt aus dem Jazz, spielte unter anderem mit Corea und den Fusionjazz-Formationen Stuff und Weather Report, hat aber in der Popmusik Marker gesetzt: Paul Simons "Fifty Ways To Leave Your Lover" ist so ein Song.
Bild: picture-alliance/H. P. Oczeret
Karen Carpenter
Karen Carpenter wurde mit ihrem Bruder Richard als das Duo "The Carpenters" weltbekannt. Sie war eine exzellente Schlagzeugerin und mindestens ebenso begabte Sängerin und Entertainerin. Im US-TV hatte sie große Auftritte und war Vorbild für zahllose Schlagzeugerinnen - all das in einer Zeit, als der Platz hinter den Drums noch eine Männerdomäne war. Sie verstarb 1983 an den Folgen ihrer Anorexie.
Bild: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Cozy Powell (Mitte, hier mit Whitesnake)
In den 1970ern trommelte er bei der Jeff Beck Group und war ein gefragter Session- und Studiomusiker. Er setzte prägende Impulse im britischen Hard Rock und Heavy Metal. Er spielte bei Rainbow, Whitesnake, Black Sabbath, Gary Moore, mit Keith Emerson und Greg Lake. 1973 hatte er mit "Dance with the Devil" einen Top Ten-Hit - den ersten Hit, bei dem jemals ein Schlagzeug die Hauptrolle spielte.
Bild: Imago/Future Image/M. Galley
Dave Lombardo
Der Metal-Schlagzeuger mit dem größten Speed: 210 BPM sind für den Mann kein Problem. Sein früherer Bandkollege von Slayer, Kerry King, sagte einmal über ihn: "Der Mann besteht aus Koffein. Der kann nicht still sitzen." Zur Zeit spielt Lombardo bei der Crossover-Thrash-Band Suicidal Tendencies.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Meg White
The White Stripes waren bis zu ihrer Auflösung 2011 eine erfolgreiche Indie-Rockband. Ihr größter Hit "Seven Nation Army" wird immer noch in Fußballstadien gegrölt ("Lo Lo Lo Lo Lo Loooo Lo!"). Meg Whites Technik ist ausdrucksstark und explosiv - das sieht man ihr auch an, wenn sie an den Drums rackert. Der "Rolling Stone" zählt sie zu den fünf besten Schlagzeugerinnen.
Bild: Photoshot/dpa/Picture-Alliance
Stewart Copeland
Ohne ihn kein knackiger Police-Sound. Viele haben versucht, Copelands Sound und Hi-Hat-Technik zu kopieren ("Walking On The Moon"). Der Gitarrist Lee Clayton erzählt von einer Session: "Da stand ein Drumset mit alten Fellen rum. Copeland setzte sich dran und plötzlich war da dieser Copeland-Snaredrum-Sound." Da war ihm klar, dass es nicht darum ging, worauf Copeland spielt, sondern wie er spielt.
Bild: picture-alliance/dpa/L. Stafford
John Bonham
Mit seinem Spiel auf der ersten Led Zeppelin-Platte hat "Bonzo" das Rockschlagzeug für immer verändert. Bandkollege Jimmy Page nannte es "Bassdrum-Schluckauf", wenn er Bassdrum-Triolen spielte, seine Soli sind legendär. Led Zeppelin löste sich nach seinem Tod 1980 auf. Ohne Bonzo konnte die Band nicht weiter existieren. Er ist das wichtigste Vorbild für viele heute berühmte Kollegen.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Udo Lindenberg
Udo ist eigentlich Schlagzeuger. Als solcher war er in den 1960er und 70er Jahren ein ziemlich gefragter Jazzrock-Trommler, gut gebucht für Studios und Livekonzerte mit Musikern wie etwa Peter Herbolzheimer oder später Klaus Doldinger. Dann begann seine Karriere als Rocksänger, die bis heute anhält. Und bis heute setzt er sich auch bei seinen Konzerten hin und wieder ans Drumset.
Bild: picture-alliance/dpa/H.Schiffler
Ian Paice
Wenn einer in einer Rock-Nummer nicht nur knüppeln sondern auch swingen kann, dann ist es der Deep Purple-Drummer. Ohne ihn gäbe es kein Metal-Drumming. Er ist schnell, wütend, laut und verfügt dennoch über eine unglaubliche Dynamik. "Child in Time" ist ein Paradebeispiel. Er swingt bei "Hush" und verleiht selbst dem Rockbrett "Smoke on the Water" eine Leichtigkeit, die man dort nicht vermutet.
Bild: picture-alliance/Jazzarchiv/I. Schiffler
Ginger Baker
Er zeigte sein Riesentalent zunächst bei Cream, zusammen mit Eric Clapton und Jack Bruce. Er kombinierte Jazz, Polyrhythmik und Rock, spielte als einer der Ersten mit zwei Bassdrums und seine Soli waren richtige Shows. Nach einer kurzen Station bei Blind Faith ging er nach Westafrika, wo er auf Kollege Tony Allen traf. Der sagte: "Ginger versteht den Afrobeat besser als jeder andere Weiße."
Bild: picture-alliance/dpa
Phil Collins
Er trommelte bei Brian Eno, Brand X und Genesis. Als Genesis-Sänger fungierte er erst nach dem Ausstieg Peter Gabriels. Für sein Soloalbum setzte er sich einmal in einen großen Raum und trommelte. Der Tontechniker drehte an Kompressoren und Noise Gates. Und dann war der Drumsound geboren, der eine ganze Dekade prägte. "In The Air Tonight" ist Musikgeschichte, der Rest ist Pop.
Bild: Getty Images/G. Wood
Ringo Starr
Als Ringo bei den Beatles vorspielte, war Paul McCartney entzückt: "In dem Moment war klar, dass dies der Anfang der Beatles war." Ringo gab der Musik Form und Fokus und überraschte immer wieder mit neuen Ideen. Unverwechselbar sind seine Rolls und Fill-Ins (Figuren, die in Taktpausen liegen oder einen neuen Takt einleiten). Wegen seiner Bescheidenheit zählt er zu den unterschätztesten Drummern.
Bild: Getty Images/M. Webb
Charlie Watts
Er wirkte immer wie die graue Eminenz hinter seinen Frontmännern Mick Jagger und Keith Richards. Die Rolling Stones haben ihn von Alexis Corners Blues Incorporation abgeworben. Seitdem war er bis zu seinem Tod 2021 quasi der Maschinenraum der Stones, ein unumstößlicher Fels in der Brandung, so zuverlässig wie ein Metronom.
Bild: Imago/Zuma Press
Sheila E.
Sie spielte bei George Duke, Marvin Gaye, Lionel Richie, Herbie Hancock - und sechs Jahre lang bei Prince, bei dem sie auch sang, und mit dem sie zwischendurch liiert war. Ihre Soloplatte "A Love Bizarre" war ein Megaerfolg. Auf der "Rolling Stone"-Liste der 100 besten Schlagzeuger der Welt tauchen nur fünf Frauen auf. Sheila E. ist eine von ihnen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Sayles
Keith Moon
Wahrscheinlich der verrückteste Schlagzeuger aller Zeiten, Vorbild für das "Muppet-Tier". Er tobte hinter dem Drumset und zerschlug es genauso gerne wie er Hotelzimmer und Autos zerlegte. Einmal entzündete er während einer Fernsehshow eine Ladung Schwarzpulver in seiner Bassdrum und legte damit landesweit den ganzen Sender lahm. Damit ging die Karriere von The Who erst richtig los.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Dave Grohl
Der härteste Rockschlagzeuger der Welt, sagt man. Er war Drummer bei Scream und bei Nirvana - bis sich die Band nach Kurt Cobains Tod auflöste. Er machte ein Gastspiel bei Queens Of The Stone Age; inzwischen ist er Bandleader, Gitarrist und Sänger der Foo Fighters. Hier ist er mit Lemmy und Slash von Guns N'Roses zu sehen. Er spielt gerne auch in Allstar Rockbands wie Them Crooked Vultures.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Das Tier (Animal)
Natürlich darf er nicht fehlen in der Sammlung der berühmtesten Schlagzeuger. In der Band der "Muppet Show" tobt er an seiner Kiste herum wie seine menschlichen Kollegen Keith Moon oder Dave Grohl. Kein Wunder, dass Letzterer auch in der Muppet Show vorbeiguckte und sich mit dem Tier "battlen" musste. Zu sehen im Link...