Football Made in Germany
12. Mai 2016Rotterdam, Juni 2000. Die deutsche Nationalmannschaft scheitert bei der Europameisterschaft bereits kläglich in der Vorrunde. Das Team ist überaltert, der Fußball behäbig und konzeptlos - und Besserung ist nicht in Sicht.
WM-Sieg durch Nachwuchsförderung?
Dieser Tiefpunkt der jüngeren deutschen Fußballgeschichte ist Ausgangspunkt für eine einzigartige Entwicklung. Die Nachwuchsarbeit in Deutschland wird von Grund auf revolutioniert. Mit viel Geld wird ein flächendeckendes Sichtungssystem eingerichtet, dem kein Talent mehr entgehen soll. Zudem werden alle Profivereine dazu verpflichtet, hochmoderne Nachwuchsleistungszentren zu betreiben. Das Ergebnis: Im Juli 2014 reckt Philipp Lahm vor dem Brandenburger Tor einer Million Menschen sechs Kilo Gold entgegen. Den so lang ersehnten WM-Pokal, auf den Deutschland 24 Jahre lang warten musste.
Vom Talent zum Profi
Die Dokumentation von Constantin Stüve beleuchtet das ausgefeilte deutsche Talentfördersystem: Die bundesweite Sichtung der 11- bis 12-Jährigen, die Leistungszentren der Profivereine, die U-Nationalmannschaften. Wie sieht der Weg vom träumenden Talent zum fokussierten Profi aus? Experten wie Oliver Bierhoff, Hansi Flick, Horst Hrubesch und Benedikt Höwedes erklären die Besonderheiten des Systems und die Unterschiede zu früheren Zeiten.
Die Konkurrenz schläft nicht
Darüber hinaus wirft der Film einen Blick auf andere führende Fußballnationen. Was haben die Spanier den Deutschen voraus, wo waren die Franzosen Vorreiter und wie agiert das Mutterland des Fußballs auf dem Nachwuchs-Terrain? Guardian-Journalist Raphael Honigstein erklärt die Unterschiede zwischen der finanzstarken englischen Fußballmacht und der amtierenden Weltmeisternation. Wird England in Zukunft wieder eine Gefahr für den deutschen Erfolg? Auch die Schattenseiten des Systems werden in der Dokumentation nicht ausgelassen: Der Professionalisierungsdruck für den Nachwuchs beginnt immer früher. Selbstständige Freizeitgestaltung ist kaum noch möglich und die Angst davor, als Talent ausgemustert zu werden, ist allgegenwärtig.