Charles Leclerc fährt sich mit dem Sieg beim Großen Preis von Österreich zurück ins Titelrennen der Formel 1. Mick Schumacher zeigt sich in starker Form. Doch unter den Zuschauern sorgt ein anderes Thema für Aufruhr.
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Nach drei Monaten voller Frust und Pannen stand Ferrari-Pilot Charles Leclerc in Spielberg wieder ganz oben auf dem Podest - beim Heimspiel von Max Verstappens Red-Bull-Team, führte er den Niederländer mit drei Überholmanövern geradezu vor. "Es war ein wirklich gutes Rennen", sagte Leclerc und fügte mit Blick auf seine lange Durststrecke hinzu: "Diesen Sieg habe ich wirklich gebraucht. Wir haben gezeigt, dass wir die Pace im Auto haben. Jetzt müssen wir so weitermachen."
Mehr als 100.000 Fans waren gekommen. Sie sahen auch eine große Vorstellung Mick Schumachers. Nur eine Woche nach seinem ersten Top-Zehn-Ergebnis raste er im bemerkenswert schnellen Haas schon wieder in die Punkte, Rang sechs beim Großen Preis von Österreich war das beste Ergebnis seiner jungen Karriere. Schumacher zeigte dabei einige starke Überholmanöver.
Verstappen, Held der abertausenden Fans in Orange, landete nur auf Rang zwei vor Rekordweltmeister Lewis Hamilton im Mercedes. Leclercs Teamkollege Carlos Sainz rollte spät im Rennen mit brennendem Motor aus. Eine große Enttäuschung bot das Wochenende für Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel, der nach schwachem Qualifying und schwachem Sprint am Samstag auch den Grand Prix am Ende des Feldes beendete.
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Sexuelle Belästigung an der Rennstrecke?
Verstappen dagegen hatte immerhin den Sprint am Samstag gewonnen, insgesamt schmolz sein Vorsprung in Österreich aber leicht zusammen. Noch 38 WM-Punkte liegt er nun vor Leclerc, der wieder Gesamt-Zweiter ist. Zuletzt hatte er am 10. April in Australien gewonnen, es folgten zahlreiche unverschuldete Rückschläge.
Am Sonntag war eigentlich alles bereitet für den nächsten großen Verstappen-Auftritt. Die Tribünen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, der ohnehin beliebte Grand Prix von Österreich feierte in diesem Jahr eine Rekordkulisse - und fast überall dominierte die Farbe Orange
Der eindrucksvolle Rahmen bot allerdings einen gewaltigen Schönheitsfehler: Im Laufe des Wochenendes häuften sich die Berichte von sexistischen Vorfällen und sexueller Belästigung rund um die Rennstrecke, unzählige Frauen meldeten sich via Social Media zu Wort. Am Sonntag kündigte die Formel 1 dann eine Untersuchung der "inakzeptablen" Vorfälle an.
Leclerc bringt Verstappen früh in Bedrängnis
Auf der Rennstrecke hielt Verstappen am Start zunächst seine Führung vor dem Ferrari-Duo - dahinter stand schon wieder Schumacher im Blickpunkt. Der 23-Jährige hatte sich schon im Sprint am Samstag ein bemerkenswertes Duell mit Hamilton geliefert, und erneut machte er großen Druck auf den Rekordweltmeister. Nach fünf Runden ging Schumacher vorbei, zehn Umläufe später holte der Mercedes-Star sich die Position zurück.
Vorne sorgte Leclerc früh für bange Momente bei den Verstappen-Fans. Der Monegasse war deutlich schneller. "Ich kann ihn nicht mehr lange aufhalten", funkte der Weltmeister an seine Box. Und so war es dann auch, nach nur zwölf Runden übernahm Leclerc die Führung.
Red Bull wählte daraufhin eine neue Strategie, holte Verstappen früh zum Reifenwechsel. Er fiel zurück, war als Dritter nun aber deutlich schneller als die beiden Ferraris an der Spitze. Als Leclerc und Sainz kurz vor der Rennhalbzeit ebenfalls stoppten, ging Verstappen daher zunächst vorbei. Leclerc konnte sich aber auf die Geschwindigkeit seines Ferrari verlassen, ging recht schnell vorbei, der Ablauf wiederholte sich auch nach dem jeweils zweiten Stopp. Verstappen war überhaupt nicht zufrieden mit seinem Auto, klagte über schwankenden Grip. Angesichts des Motorschadens bei Sainz wurde es aber noch mal eine bange Schlussphase für Ferrari, zudem bemängelte Leclerc gegen Ende Probleme mit dem Gaspedal.
jst/al (dpa/sid)
Formel 1: Heftige Unfälle mit gutem Ausgang
Immer wieder kommt es in der Formel 1 zu Unfällen, bei denen man vor Schreck den Atem anhält. Glücklicherweise gehen viele dieser Crashs gut aus, und die Fahrer klettern fast unverletzt aus ihren völlig zerstörten Autos.
Bild: LAT Andrew Ferraro/dpa/picture alliance
Kompletter Totalschaden
Sauber-Pilot Robert Kubica fliegt 2007 in Montreal spektakulär ab. Sein Auto kracht in die Mauer und wird quer über die Strecke auch noch in die andere Mauer geschleudert. Der Bolide kommt auf der Seite liegend zum Stillstand, Kubica ist bewusstlos. Schon am nächsten Tag ist der Pole wieder auf den Beinen. Er hat lediglich Prellungen, eine leichte Gehirnerschütterung und einen verstauchten Fuß.
Bild: LAT Andrew Ferraro/dpa/picture alliance
28 Sekunden im Feuer
Kurz nach dem Start in Bahrain kollidiert Romain Grosjean 2020 mit Daniil Kvyat und rast mit über 200 Stundenkilometern in die Leitplanke. Sein Haas zerbricht und verwandelt sich in einen Feuerball. Fast eine halbe Minute lang sitzt Grosjean in den Flammen, bevor er sich befreien kann. Zwei verbrannte Hände, ein gebrochener Fuß - mehr passiert dem Franzosen auf wundersame Weise nicht.
Bild: Motorsport Images/IMAGO
Landung auf dem "Dach"
2001 kommt es in Hockenheim zu einem heftigen Crash. Michael Schumacher hat beim Start ein Problem mit der Schaltung und kommt nicht weg. Der Brasilianer Luciano Burti fährt Schumis Ferrari ins Heck, wird nach oben katapultiert und kracht aufs nicht vorhandene Dach. Minuten später sitzt Burti - jetzt mit Ersatzwagen - beim Neustart wieder hinter dem Lenkrad. Nur sein Arm tut etwas weh.
Bild: Oliver Multhaup/dpa/picture alliance
Schumacher-Kerze in Melbourne
Ähnlich wie Burti ergeht es Ralf Schumacher ein Jahr später in Melbourne - und wieder ist ein Ferrari der Auslöser: Rubens Barrichello versucht, Schumacher durch ständige Spurwechsel direkt nach dem Start am Überholen zu hindern. Schumacher kracht dem Brasilianer ins Heck und wird in die Luft katapultiert. Nach harter Landung kommt er am Ende der Auslaufzone im Reifenstapel zum Stehen.
Bild: Joe Mann/dpa/picture-alliance
Jede Menge Schrott
1987 regiert beim Großen Preis von Österreich das Chaos: Beim Start kommt es zu einer Massenkarambolage. Auch der zweite Startversuch bringt viele Kollisionen, weil Nigel Mansell und Gerhard Berger sehr schlecht starten und nachfolgenden Piloten den Weg versperren. Bis auf einen Fahrer sind aber alle auch beim dritten Startversuch dabei - viele allerdings im Ersatzfahrzeug aus der Boxengasse.
Bild: Motorsport Images/IMAGO
Salto rückwärts
1993, in einer Zeit, als die Formel-1-Autos bei weitem noch nicht so sicher sind wie heute, hat Christian Fittipaldi riesiges Glück: Nach einer Kollision auf der Start-Ziel-Geraden von Monza, hebt sein Bolide ab und vollführt einen Rückwärtssalto. Der Minardi-Ford landet wieder auf den Reifen und Fittipaldi bleibt vollkommen unverletzt. "An dem Tag bin ich neu geboren worden", sagt er später.
Bild: Motorsport Images/IMAGO
Überschlag mit fliegendem Lenkrad
2010 setzt Mark Webber in Valencia zum Überholen an, als Heikki Kovalainen plötzlich auf die Bremse tritt. Webbers Red Bull kracht dem Finnen ins Heck, wird nach oben geschossen und überschlägt sich. Webber kracht heftig in die Reifenstapel, ist aber nicht verletzt, sondern vor allem stinksauer. Als eindrucksvolles Lebenszeichen pfeffert er sein Lenkrad aus dem Auto auf den Asphalt.
2018 kracht es beim Großen Preis von Belgien gleich beim Start. Nico Hülkenberg fährt Fernando Alonso ins Heck, der daraufhin mit seinem McLaren über den Wagen von Charles Leclerc hinwegfliegt. Der Halo bewahrt den Monegassen vor schlimmen Folgen: Untersuchungen des Weltverbands FIA zeigen, dass Leclerc von Alonsos Vorderrad am Kopf getroffen worden wäre, hätte ihn der Bügel nicht beschützt.
Zwei Jahre zuvor hat Alonso schon einmal einen fähigen Schutzengel: In Melbourne kollidiert er mit Esteban Gutierrez und verliert die Kontrolle über sein Auto. Sein McLaren hebt ab, fliegt rund 25 Meter weit und kracht kopfüber in die Streckenbegrenzung. "Meine Mutter guckt zu, ich wollte schnell aussteigen, damit sie weiß, dass ich ok bin", sagt der unverletzte Spanier anschließend.
Bild: HOCH ZWEI/picture alliance
Ein Haufen Schrott
Ähnlich verläuft der Unfall von Gyanyu Zhou 2022 in Silverstone: Georg Russell touchiert Zhous Alfa so unglücklich, dass sich der Bolide umdreht und falschherum hunderte Meter über den Asphalt und durch den Kies schliddert. Am Ende fliegt er über die Reifenstapel in den Fangzaun. Der Chinese wird nach dem Horror-Crash untersucht, kann das Medical Centre aber nach kurzer Zeit unverletzt verlassen.