Herausforderer Max Verstappen hat gegen Weltmeister Lewis Hamilton keine Chance. Auf dem Wüstenkurs von Katar gelingt dem Mercedes-Piloten ein Start-Ziel-Sieg. Mann des Tages ist aber Ex-Weltmeister Fernando Alonso.
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"Großartig Lewis! Auf geht's nach Saudi-Arabien!" - mit diesem knappen Funkspruch quittierte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff den Sieg seines Schützlings beim Großen Preis von Katar und hakte den neuerlichen Erfolg schnell ab. Lewis Hamilton, Sieger bereits am vergangenen Wochenende in Brasilien, war bei der Formel-1-Premiere auf dem Losail International Circuit in der Wüste von Katar ein ungefährdeter Start-Ziel-Sieg gelungen. Mit beruhigendem Vorsprung vor dem WM-Führenden Max Verstappen im Red Bull und dem Überraschungsdritten Fernando Alonso im Alpine fuhr Hamilton nach 57 Runden als Erster über die Ziellinie.
"Ich bin alleine vorne weggefahren. Das kann man dann genießen", sagte er nach dem Rennen - wegen der Hitze in Katar zwar verschwitzt, aber glücklich lächelnd. "Wir haben diese Punkte heute gebraucht", meinte Hamilton erleichtert, der offenbar nicht viel Spannendes hinter dem Lenkrad erlebt hatte. "Ich kann es kaum erwarten, mir die Wiederholung vom Rennen anzusehen, um mitzubekommen, was hinter mir alles passiert ist." Tatsächlich hatte Hamilton seine Verfolger nur ganz am Anfang des Rennens im Rückspiegel, danach war der Abstand zu groß, als das der Zweitplatzierte dort noch aufgetaucht wäre.
Strafe gegen Max Verstappen vor dem Start
Dafür, dass es nicht wirklich spannend zuging, hatte kurz vor dem Start eine Strafe gegen Max Verstappen gesorgt: Weil der Niederländer am Ende der Qualifikation am Samstag doppelt geschwenkte gelbe Flaggen missachtet und sein Tempo nicht - wie im Regelwerk vorgesehen - drastisch reduziert hatte, sanktionierte ihn der Motorsport-Weltverband FIA. Zwei Stunden vor Rennbeginn erfuhr Verstappen, dass er nicht als Zweiter direkt hinter Hamilton ins Rennen gehen würde, sondern fünf Positionen weiter hinten, von Rang sieben. Zwar gelang Verstappen ein Blitzstart und er machte sofort einige Plätze gut, fuhr nach wenigen Runden auf Rang zwei hinter Hamilton, allerdings war sein Auto insgesamt deutlich langsamer als der Mercedes des siebenfachen Weltmeisters.
Hamilton drehte vorne in einer Art "totem Rennen" einsam seine Runden und hielt den WM-Konkurrenten routiniert auf Abstand. Näher als sechs Sekunden kam Verstappen nicht heran. Dennoch konnte er mit dem zweiten Platz in Anbetracht der vorherigen Strafe zufrieden sein. "Unsere Startposition war nicht die beste, aber wir hatten einen sehr guten Start. Am Ende Zweiter zu sein, ist schön", sagte Verstappen im Ziel und blickte auf den Rest der Saison voraus. "Wir wissen, dass es schwierig wird, aber es ist auch schön, wenn es spannend zugeht."
Am breitesten strahlte im Ziel Fernando Alonso, der zum ersten Mal seit 2014 wieder einen Podiumsplatz erreichte. "Unglaublich!", lachte der Spanier. "Sieben Jahre! Aber wir haben es geschafft. Ich bin sehr glücklich, auch für mein Team." Unter dem Strich positiv verlief das Wochenende auch für die beiden deutschen Piloten im Feld, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewegten: Sebastian Vettel, der gleich beim Start sieben Plätze verlor, kämpfte sich wieder nach vorne und beendete den Grand Prix in seinem Aston Martin als Zehnter. Haas-Pilot Mick Schumacher wurde 16.
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Enge WM-Entscheidung zwischen Verstappen und Hamilton
In der Fahrerwertung sind Max Verstappen und Lewis Hamilton nach dem Sieg des Briten kurz vor dem Ende der Saison noch enger zusammengerückt. Nach dem Rennen in Katar, dem drittletzten Grand Prix des Jahres, liegt der Niederländer nur noch mit acht Punkten vorne. Dabei half ihm, dass er sich in Katar wenigstens noch den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde sichern konnte. Die Entscheidung darüber, ob Lewis Hamilton zum achten oder Max Verstappen zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister wird, fällt bei den beiden noch ausstehenden Grands Prix in Saudi-Arabien (5. Dezember) und in Abu Dhabi (12. Dezember).
Dass es den beiden Kontrahenten vor dem Showdown weder an Ehrgeiz noch an Zuversicht fehlt, klang nach dem Grand Prix von Katar auch durch: "Ich fühle mich fit wie noch nie und freue mich auf die nächsten beiden Rennen", sagte Hamilton, ehe Verstappen ankündigte: "Ich fühle mich gut. Es wird ein enger Kampf bis zum Ende."
Lewis Hamilton - Rekordsieger der Formel 1
Der amtierende Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hält den Siegrekord in der Formel 1 und baut ihn ständig aus. Der Brite schlüpft in viele verschiedene Rollen und polarisiert - nicht nur auf der Rennstrecke.
Bild: Bryn Lennon/Reuters
Der Rekordhalter
103 Grand-Prix-Siege - kein anderer Fahrer hat das geschafft. Mit dem 92. Erfolg in Portugal Ende Oktober 2020 übertrifft Hamilton die alte Bestmarke von Michael Schumacher. Respekt zollt ihm die Familie Schumacher schon beim Rennen zuvor am Nürburgring. Mick Schumacher überreicht Hamilton einen Helm seines Vaters und erinnert an dessen Worte: "Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden."
Bild: Bryn Lennon/Reuters
Der Rennfahrer
Lewis Hamilton will sich immer mit den Besten messen. Lange ist der Brite fast konkurrenzlos. Die Kombination aus seinem fahrerischen Können, seinem taktisch-psychologischen Feingefühl sowie dem guten Wagen machen ihn jahrelang schier unschlagbar. Mit dem siebten WM-Titel im Jahr 2020 zieht er mit dem deutschen Rekordweltmeister Michael Schumacher gleich.
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Der Provokateur
Hamilton testet stets die Grenzen aus - die seines Boliden und die seiner Gegner. In Baku fährt er während einer Safety-Car-Phase einmal so langsam, dass Sebastian Vettel ihm ins Heck kracht und sich anschließend zu einem Rammstoß in die Reifen Hamiltons hinreißen lässt. Der Brite reagiert aufreizend gelassen und gibt das Unschuldslamm. Die Egos in der Formel 1 sind groß - Hamilton hat das größte.
Bild: Getty Images/M. Thompson
Der Teamkollege
Auch an der Seite Hamiltons im selben Team zu fahren, ist nicht unbedingt ein Spaß - zumindest dann, wenn man sich nicht brav in die Rolle der Nummer zwei fügt. Hamilton hat den Anspruch, der Wichtigste zu sein. Auch Nico Rosberg (r.), Weltmeister von 2016, bekommt das vor Jahren immer wieder zu spüren, kann mit den ständigen Sticheleien des Kontrahenten aber nur schlecht umgehen.
Bild: Getty Images/M. Thompson
Der Fan
Großes Vorbild des Mercedes-Piloten ist Ayrton Senna. Als Hamilton im Juni 2017 in Kanada seine 65. Karriere-Pole herausfährt und mit Senna gleichzieht, schenkt ihm dessen Familie einen Helm des 1994 in Imola tödlich verunglückten Brasilianers. "Mit ihm gleichzuziehen und dieses Geschenk zu erhalten, ist die absolut größte Ehre für mich", sagt ein sichtlich bewegter Hamilton damals.
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Der Sohn seines Vaters
Als Hamilton ein Kind ist, opfert Vater Anthony (l.) viel und hat stets mehrere Jobs, um die Rennsport-Laufbahn seines Sohnes zu fördern. Zu Anfang der Formel-1-Karriere ist er Lewis' Manager, bis der Sohn ihn 2010 feuert. Hamilton fühlt sich eingeengt und kontrolliert. Es dauert lange, bis sie wieder zueinander finden. Heute sind sie wieder ein Herz und eine Seele - und nur noch Vater und Sohn.
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Der Sohn seiner Mutter
Die Familie ist für Hamilton aber nach wie vor wichtig. Immer wieder sieht man auch seine Mutter Carmen Larbalestier bei den Rennen. "Meine Mama ist meine beste Freundin", sagt Hamilton über sie. "Sie war immer eine sehr große Unterstützung für mich. Sie ist so lieb und herzlich." Hamiltons Eltern heiraten 1979, trennen sich aber, als der kleine Lewis zwei Jahre alt ist.
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Der Bruder
Hamilton ist ein Familienmensch: Seinem jüngerer Halbruder Nicolas (r.) ist er stets ein Vorbild. Nicolas leidet unter den Folgen einer Kinderlähmung und sitzt als Kind einige Jahre im Rollstuhl. Doch er kämpft und schafft es 2015 - dem Beispiel des Bruders folgend - ebenfalls Rennfahrer zu werden: in der britischen Tourenwagen-Serie. Sein großer Bruder platzt fast vor Stolz.
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Der Verzweifelte
Im Herbst 2019 machte sich Hamilton auch über tiefgehende Dinge Gedanken: Auf seinem Instagram-Account schreibt er: "Die Welt ist ein kaputter Ort. Warum soll man sich kümmern, wenn die Welt ein solches Chaos ist und die Menschen nicht den Eindruck machen, dass sie das interessiert." Wenig später ist der Beitrag verschwunden. Plagt da den PS-starken Serienweltmeister das grüne Gewissen?
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Der Aktivist
Als nach den Toden der Polizei-Opfer George Floyd und Breonna Taylor die ganze Welt über Rassismus und die Rechte der Schwarzen diskutiert, ist es Hamilton, der das Thema mit Vehemenz auch in die Formel 1 bringt. Auf sein Betreiben hin fahren die Silberpfeile von Mercedes in Schwarz. Hamilton gibt Interviews zum Thema, trägt die Slogans auf Shirts, Helm und Auto und besucht Anti-Rassimus-Demos.
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Das Wunderkind
Hamilton (2.v.r.) beginnt im Alter von acht Jahren mit dem Kartsport und feiert bereits früh Erfolge. Nach seinem dritten Jahr und dem Durchlaufen verschiedener Rennserien kommt er erstmals mit einem der Großen aus der Formel 1 in Kontakt: Bei einer Ehrung talentierter Nachwuchsfahrer 1996 in London überreicht der spätere Doppel-Weltmeister Mika Häkkinen (r.) die Trophäen.
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Der Ziehsohn
Eine der wichtigsten Figuren in der Karriere Hamiltons ist Ron Dennis (l.). Der langjährige Teamchef von McLaren ist beeindruckt von dem zehnjährigen Knirps, der ihn um ein Autogramm bittet und gleichzeitig mitteilt, er wolle später bei Dennis im Team fahren. Drei Jahre später nimmt Dennis Hamilton im Rahmen des McLaren-Nachwuchsprogramms tatsächlich unter Vertrag.
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Der Liebhaber
Schauspielerin Kate Hudson, Sängerin Rihanna, Tennisprofi Maria Scharapowa und zahllose Models - Hamilton werden viele Liebschaften nachgesagt. Am längsten an seiner Seite sieht man Nicole Scherzinger (r.), Frontfrau der Pussycat Dolls, die - mit Pausen - von 2008 bis 2015 seine Partnerin ist.
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Der Modefreak
Hamilton achtet sehr auf sein Äußeres und bewegt sich gerne in der Welt der Reichen und Schönen. Oft sitzt er bei Fashion Shows in der ersten Reihe - wie hier 2017 mit Topmodel Naomi Campbell (l.) am Catwalk von Versace in Mailand. 2018 geht der Brite selbst unter die Designer und bringt eine eigene Modekollektion auf den Markt: T-Shirts, Pullover, Jacken, Hosen und Unterwäsche.
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Der Partylöwe
Während andere Fahrer die Pausen zwischen den Rennen zum Abschalten bei der Familie und zur Regeneration nutzen, geht Hamilton lieber auf die Piste und besucht gemeinsam mit anderen Stars und Sternchen Partys in noblen Klubs. Die Berichterstattung über sein Nachtleben übernimmt er gleich selbst - auf Instagram, wo ihm 25 Millionen Fans folgen.
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Der Finanz-Jongleur?
Im Zusammenhang mit den Paradise Papers fällt 2017 auch sein Name. Er hat seinen Privatjet über die Isle of Man nach Großbritannien eingeführt und Steuern gespart - eine gängige Praxis, die nicht illegal ist. Fragen gibt es lediglich, weil der Jet nicht ausschließlich geschäftlich genutzt wird. Hamilton sagt, er vertraue seinen Ratgebern, die ihm versichert hätten, alles sei korrekt abgelaufen.