Mit einer beeindruckenden Aufholjagd sichert sich der Formel-1-Weltmeister den Sieg auf dem Hungaroring. Er profitiert dabei einmal mehr von einem Debakel für Ferrari. Charles Leclerc verliert in der WM weiter an Boden.
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Lachen und Jubel bei Red Bull und Mercedes, betretene Gesichter dagegen bei Ferrari: Eine Woche nach dem enttäuschenden Rennen in Frankreich verpasste die Scuderia Ferrari erneut mit beiden Piloten das Podium und erlebte das nächste Debakel der Saison. Carlos Sainz und Charles Leclerc gingen von den Startpositionen zwei und drei ins Rennen, belegten am Ende aber nur die Ränge vier und sechs. Stattdessen sicherte sich einmal mehr Red-Bull-Pilot Max Verstappen den Sieg. Der Niederländer feierte auf dem Hungaroring bereits seinen achten Saisonsieg im 13. Rennen des Jahres und baute seine WM-Führung weiter aus.
Dabei war Verstappen nach technischen Problemen im Qualifying nur von Startposition zehn ins Rennen gegangen, er schaffte aber eine beeindruckende Aufholjagd. Der Rückstand am Start und auch ein Dreher, als er ausgangs einer Kurve kurz die Kontrolle über seinen Boliden verlor, konnten den 24-Jährigen nicht stoppen. "Ich hatte gehofft, nah an das Podium zu kommen", sagte Verstappen im Ziel. "Die Bedingungen waren schwierig. Aber wir hatten eine großartige Strategie und ich habe trotz Dreher noch gewonnen." Hinter dem Weltmeister aus den Niederlanden belegten die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und George Russell die weiteren Podiumsplätze.
Ferrari auf harten Reifen nicht konkurrenzfähig
Das Ergebnis war für Ferrari auch deswegen eine herbe Enttäuschung, weil Leclerc bis zur Mitte des Rennens auf Siegkurs lag. Doch als der Monegasse nach 40 von 70 Runden in Führung liegend auf die weiße, harte Reifen wechselte, wendete sich sein Schicksal. Mit der harten Reifenmischung kam Leclerc überhaupt nicht zurecht. Sein Ferrari hatte in den Kurven keinen Grip, er rutschte und schlingerte, entsprechend groß waren die Schwierigkeiten beim Herausbeschleunigen. Leclerc, zu diesem Zeitpunkt auf Rang drei liegend, konnte mit den Rundenzeiten der anderen nicht mehr mithalten. Kurze Zeit später wurde er von Verstappen überholt.
Zwar wechselten die beiden wegen Verstappens Dreher noch einmal kurzzeitig die Positionen, doch lange hatte das nicht Bestand. Nur wenige Runden nach seinem Missgeschick setzte Verstappen erneut zum Überholen an und ließ Leclerc so spielerisch leicht stehen, als wäre der Monegasse ein überrundeter Fahrer. Wenig später musste der Ferrari-Pilot auch noch Qualifying-Sieger Russell nahezu widerstandslos passieren lassen.
"Wir müssen das mit dem Team besprechen und schauen, was hinter der Strategie steckte", sagte Leclerc nach dem Rennen am Sky-Mikrofon. "Wir waren auf dem Medium-Reifen stark, ich weiß nicht, warum wir auf den harten Reifen umgestiegen sind. Ich bin kreuz und quer rumgerutscht. Da haben wir das Rennen eigentlich verloren." Um wieder mithalten zu können, wurde Leclerc 15 Runden vor Schluss noch einmal an die Box beordert, bekam weiche Reifen aufgezogen, fiel durch den Stopp aber auf Rang sechs zurück. In der WM wuchs sein Rückstand auf Verstappen dadurch auf 80 Punkte an.
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Sebastian Vettel unter die Top Ten
Ein starkes Rennen fuhr Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister, der am Donnerstag seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt gegeben hatte, fuhr im Aston Martin von Startplatz 18 auf Rang zehn vor und holte damit einen WM-Punkt. Inzwischen steht auch Vettels Nachfolger bei dem Team fest. Der 41 Jahre alte Spanier Fernando Alonso, Weltmeister 2005 und 2006 bei Renault, wechselt zur nächsten Saison vom Rennstall Alpine zu Aston Martin. Er erhält einen Vertrag über mehrere Jahre.
Der zweite deutsche Pilot im Feld, Mick Schumacher, lenkte seinen Haas in Budapest auf Platz 14 und ging leer aus. Die Formel 1 verabschiedete sich mit dem Ungarn-Grand-Prix in eine knapp vierwöchige Sommerpause. Am 27./28. August geht es im belgischen Spa weiter.
Der Artikel wurde nach der Verpflichtung Alonsos als Vettel-Nachfolger bei Aston Martin aktualisiert.
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Der Große Preis von Ungarn in Zahlen:
Ergebnis: 1. Max Verstappen (Red Bull) 1:39:35,912 Stunden, 2. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:39:43,746, 3. George Russell (Mercedes) 1:39:48,249, 4. Carlos Sainz jr. (Ferrari) 1:39:50,491, 5. Sergio Perez (Red Bull) 1:39:51,6, 6. Charles Leclerc (Ferrari) 1:39:51,959, 7. Lando Norris (McLaren-Mercedes) 1:40:54,212, eine Runde zurück: 8. Fernando Alonso (Alpine-Renault), 9. Esteban Ocon (Alpine-Renault), 10. Sebastian Vettel (Aston Martin-Mercedes)
WM-Stand: 1. Verstappen 258 Punkte, 2. Leclerc 178, 3. Perez 173, 4. Russell 158, 5. Sainz jr. 156, 6. Hamilton 146, 7. Norris 76
Formel 1: Heftige Unfälle mit gutem Ausgang
Immer wieder kommt es in der Formel 1 zu Unfällen, bei denen man vor Schreck den Atem anhält. Glücklicherweise gehen viele dieser Crashs gut aus, und die Fahrer klettern fast unverletzt aus ihren völlig zerstörten Autos.
Bild: LAT Andrew Ferraro/dpa/picture alliance
Kompletter Totalschaden
Sauber-Pilot Robert Kubica fliegt 2007 in Montreal spektakulär ab. Sein Auto kracht in die Mauer und wird quer über die Strecke auch noch in die andere Mauer geschleudert. Der Bolide kommt auf der Seite liegend zum Stillstand, Kubica ist bewusstlos. Schon am nächsten Tag ist der Pole wieder auf den Beinen. Er hat lediglich Prellungen, eine leichte Gehirnerschütterung und einen verstauchten Fuß.
Bild: LAT Andrew Ferraro/dpa/picture alliance
28 Sekunden im Feuer
Kurz nach dem Start in Bahrain kollidiert Romain Grosjean 2020 mit Daniil Kvyat und rast mit über 200 Stundenkilometern in die Leitplanke. Sein Haas zerbricht und verwandelt sich in einen Feuerball. Fast eine halbe Minute lang sitzt Grosjean in den Flammen, bevor er sich befreien kann. Zwei verbrannte Hände, ein gebrochener Fuß - mehr passiert dem Franzosen auf wundersame Weise nicht.
Bild: Motorsport Images/IMAGO
Landung auf dem "Dach"
2001 kommt es in Hockenheim zu einem heftigen Crash. Michael Schumacher hat beim Start ein Problem mit der Schaltung und kommt nicht weg. Der Brasilianer Luciano Burti fährt Schumis Ferrari ins Heck, wird nach oben katapultiert und kracht aufs nicht vorhandene Dach. Minuten später sitzt Burti - jetzt mit Ersatzwagen - beim Neustart wieder hinter dem Lenkrad. Nur sein Arm tut etwas weh.
Bild: Oliver Multhaup/dpa/picture alliance
Schumacher-Kerze in Melbourne
Ähnlich wie Burti ergeht es Ralf Schumacher ein Jahr später in Melbourne - und wieder ist ein Ferrari der Auslöser: Rubens Barrichello versucht, Schumacher durch ständige Spurwechsel direkt nach dem Start am Überholen zu hindern. Schumacher kracht dem Brasilianer ins Heck und wird in die Luft katapultiert. Nach harter Landung kommt er am Ende der Auslaufzone im Reifenstapel zum Stehen.
Bild: Joe Mann/dpa/picture-alliance
Jede Menge Schrott
1987 regiert beim Großen Preis von Österreich das Chaos: Beim Start kommt es zu einer Massenkarambolage. Auch der zweite Startversuch bringt viele Kollisionen, weil Nigel Mansell und Gerhard Berger sehr schlecht starten und nachfolgenden Piloten den Weg versperren. Bis auf einen Fahrer sind aber alle auch beim dritten Startversuch dabei - viele allerdings im Ersatzfahrzeug aus der Boxengasse.
Bild: Motorsport Images/IMAGO
Salto rückwärts
1993, in einer Zeit, als die Formel-1-Autos bei weitem noch nicht so sicher sind wie heute, hat Christian Fittipaldi riesiges Glück: Nach einer Kollision auf der Start-Ziel-Geraden von Monza, hebt sein Bolide ab und vollführt einen Rückwärtssalto. Der Minardi-Ford landet wieder auf den Reifen und Fittipaldi bleibt vollkommen unverletzt. "An dem Tag bin ich neu geboren worden", sagt er später.
Bild: Motorsport Images/IMAGO
Überschlag mit fliegendem Lenkrad
2010 setzt Mark Webber in Valencia zum Überholen an, als Heikki Kovalainen plötzlich auf die Bremse tritt. Webbers Red Bull kracht dem Finnen ins Heck, wird nach oben geschossen und überschlägt sich. Webber kracht heftig in die Reifenstapel, ist aber nicht verletzt, sondern vor allem stinksauer. Als eindrucksvolles Lebenszeichen pfeffert er sein Lenkrad aus dem Auto auf den Asphalt.
2018 kracht es beim Großen Preis von Belgien gleich beim Start. Nico Hülkenberg fährt Fernando Alonso ins Heck, der daraufhin mit seinem McLaren über den Wagen von Charles Leclerc hinwegfliegt. Der Halo bewahrt den Monegassen vor schlimmen Folgen: Untersuchungen des Weltverbands FIA zeigen, dass Leclerc von Alonsos Vorderrad am Kopf getroffen worden wäre, hätte ihn der Bügel nicht beschützt.
Zwei Jahre zuvor hat Alonso schon einmal einen fähigen Schutzengel: In Melbourne kollidiert er mit Esteban Gutierrez und verliert die Kontrolle über sein Auto. Sein McLaren hebt ab, fliegt rund 25 Meter weit und kracht kopfüber in die Streckenbegrenzung. "Meine Mutter guckt zu, ich wollte schnell aussteigen, damit sie weiß, dass ich ok bin", sagt der unverletzte Spanier anschließend.
Bild: HOCH ZWEI/picture alliance
Ein Haufen Schrott
Ähnlich verläuft der Unfall von Gyanyu Zhou 2022 in Silverstone: Georg Russell touchiert Zhous Alfa so unglücklich, dass sich der Bolide umdreht und falschherum hunderte Meter über den Asphalt und durch den Kies schliddert. Am Ende fliegt er über die Reifenstapel in den Fangzaun. Der Chinese wird nach dem Horror-Crash untersucht, kann das Medical Centre aber nach kurzer Zeit unverletzt verlassen.