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Max Verstappen ist erneut Weltmeister

9. Oktober 2022

Regen- und Regelchaos in Suzuka: Red-Bull-Pilot Max Verstappen gewinnt den Großen Preis von Japan, doch nach dem Rennen herrscht lange Verwirrung, ob es tatsächlich zum zweiten WM-Titel gereicht hat - auch beim Sieger.

Max Verstappen fasst sich nach dem Rennen in Suzuka in der Boxengasse ungläubig an den Kopf
Bin ich es wirklich? Lange Zeit weiß auch Max Verstappen nicht, ob es zum Titel gereicht hatBild: Sam Bloxham/Motorsport Images/IMAGO

"Mir ist egal, dass es etwas verwirrend war. Ich fand es eigentlich ganz lustig. Es ändert sich ja nichts am Ergebnis", sagte Max Verstappen, nachdem tatsächlich feststand, dass er zum zweiten Mal in Folge Formel-1-Weltmeister ist. Bin ich nun neuer Weltmeister oder nicht? Diese Frage hatte sich auch Verstappen nach dem Großen Preis von Japan in Suzuka gestellt und längere Zeit keine belastbare Antwort darauf gehabt. Insgesamt herrschte nach Rennende lange Zeit Verwirrung darüber, ob der Niederländer seinen Titel verteidigt hatte. Zuvor hatte er ein denkwürdiges Rennen gewonnen, das über zwei Stunden lang wegen Dauerregens und schlechter Sichtverhältnisse unterbrochen war.

Da durch die lange Regenpause letztlich nur ein verkürztes Rennen stattfinden konnte, gingen viele - auch der Red-Bull-Rennstall - davon aus, dass weniger Punkte vergeben würden, als es normalerweise der Fall ist. Doch obwohl nur 28 der 53 geplanten Runden gefahren wurden, vergab der Automobil-Weltverband FIA volle Punkte. Der feine Unterschied: Da das Rennen nur unterbrochen aber nicht komplett abgebrochen worden war, war die Vergabe der vollen 25 Punkte für Verstappens Sieg regelkonform.

Unklarheit nach dem Rennen

Zur Verwirrung trug neben den undurchsichtigen Regeln bei, dass WM-Verfolger Charles Leclerc im Ferrari wegen eines Fahrfehlers in der letzten Kurve des Rennens noch eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam und damit nicht Zweiter, sondern nur Dritter wurde, wodurch Verstappens Vorsprung doch schon vorzeitig zum Titel reichte. "Ich bin froh, dass wir am Ende überhaupt ein Rennen fahren konnten", hatte Verstappen zunächst im Siegerinterview gesagt. "Es wäre toll gewesen, die WM hier klarzumachen, aber wir haben eine gute Gelegenheit im nächsten Rennen." 

Alter und neuer Weltmeister und im Regen von Suzuka der Beste: Max VerstappenBild: Eugene Hoshiko/AP/picture alliance

Dann aber kam die Nachricht, dass er doch bereits vorzeitig neuer Weltmeister ist. Verstappen jubelte, umarmte seine Lebensgefährtin Kelly Piquet, herzte seine Mechaniker und ging dann in die Wartezone, bevor die Siegerehrung folgen sollte. "Bist du Weltmeister oder nicht?", fragte ihn dort auch sein Teamkollege Sergio Perez, der dank des Leclerc-Patzers Zweiter geworden war. "Bin ich Weltmeister? Bin ich es nicht?", fragte Verstappen lachend zurück, setzte sich aber schonmal in den roten Siegersessel vor dem Slogan "World Champion 2022".

Tatsächlich saß er auf dem richtigen Platz und durfte sich über seinen zweiten Titel freuen. "Es sind gemischte Gefühle", sagte er später. "Nach dem Rennen haben sie es mir von der FIA gesagt. Nicht zu glauben."

Dauerregen und frühe Unterbrechung

Bereits vor dem Start hatte es wegen der schlechten Wetterbedingungen Diskussionen gegeben - über die richtige Reifenwahl und ob es überhaupt einen regulären Start geben würde oder einen hinter dem Safety Car. Letztendlich fiel die Entscheidung für den stehenden Start, außerdem wählten alle 20 Fahrer die Intermediate-Reifen statt der echten Regenreifen. Allerdings ging die Fahrt zunächst nicht weit: Bereits kurz nach dem Start, den Verstappen vor Leclerc gewann, wurde die Rote Flagge geschwenkt und das Rennen unterbrochen.

Schon in der ersten Runde hatte es eine Reihe von Unfällen gegeben. Sebastian Vettel drehte sich im Aston Martin bereits eingangs der ersten Kurve, nachdem er von Fernando Alonso im Alpine touchiert worden war. Kurze Zeit später kam Ferrari-Pilot Carlos Sainz wegen Aquaplanings von der Strecke ab. Das Safety Car musste ausrücken und führte die Piloten nach nur einer Runde zurück in die Boxengasse, wo alle ausstiegen und warteten, wann und ob es überhaupt weitergehen würde. Das war erst nach über zwei Stunden der Fall. 

Nach der Wiederaufnahme zeigte Verstappen dann eine souveräne Leistung und fuhr am Ende einen Vorsprung von rund 27 Sekunden heraus. Ein sehr gutes Rennen machte - trotz seines frühen Drehers - der aus dem Rennsport ausscheidende Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, der bei seinem letzten Auftritt in Japan im Aston Martin Sechster wurde. Vettel reagierte bei mehr und mehr abtrocknender Strecke am schnellsten und war der erste, der von Regen- auf Intermediate-Reifen wechselte.

Pech hatte dagegen Mick Schumacher, der in seinem Haas nach dem Neustart zwischenzeitlich weit vorne lag, dann aber von seinem Team zu lange mit Regenreifen auf der Strecke gelassen wurde, während alle anderen Vettels Beispiel folgten und ebenfalls auf die schnelleren Intermediates wechselten. Tatsächlich führte Schumacher das Rennen sogar für einige Sekunden an, bevor Verstappen ihn nach seinem Boxenstopp wieder überholte. Letztlich hatte der Deutsche keine Chance, musste Auto um Auto an sich vorbeiziehen lassen und wurde am Ende, nachdem auch er viel spät andere Reifen bekommen hatte, nur 18. und damit Letzter der Fahrer, die das Ziel erreichten. Erklären konnte Schumacher die Taktik seines Teams, bei dem er nach wie vor auf eine Vertragsverlängerung hofft, nicht. "Es war nicht grandios", erklärte er sichtlich bedient. "Punkte wären auf jeden Fall möglich gewesen."  

Pierre Gasly: "Ich hätte sterben können"

Große Aufregung gab es wegen eines Zwischenfalls mit Pierre Gasly. Beim Sainz-Unfall in der ersten Runde hatte der Franzose Pech, weil beim Einschlag des Ferrari in die Streckenbegrenzung ein Teil der Werbebande auf seinen AlphaTauri geschleudert wurde und sich dort auf dem Frontflügel verhakte. Der Franzose musste an die Box. Zurück auf der Strecke versuchte Gasly, den Rückstand auf die anderen Fahrer möglichst schnell aufzuholen und erlebte dabei eine Schrecksekunde. Bei schlechter Sicht und nasser Fahrbahn stieß er fast mit einem Bergungsfahrzeug zusammen, dass sich bereits auf der Strecke befand, um den Wagen von Sainz abzuschleppen.

Ein klarer Verstoß gegen die Regularien, schließlich war Jules Bianchi vor acht Jahren - ebenfalls bei Regen in Suzuka - in einen solchen Bergungstraktor gekracht und hatte sich dabei so schwere Kopfverletzungen zugezogen, dass er nach mehreren Monaten im Koma schließlich gestorben war. Der tragische Vorfall hatte eine tiefgehende Sicherheitsdebatte in der Formel 1 ausgelöst. Unter anderem war als Konsequenz der Halo-Kopfschutz in der Formel 1 eingeführt worden.

Gasly, ein guter Freund von Bianchi, war außer sich: "Ich hätte sterben können", beschwerte er sich. Von seinen Kollegen, die in der Regenpause genug Zeit für Social-Media-Aktivitäten hatten, gab es Unterstützung - so schrieb McLaren-Pilot Lando Norris: "Wie kann das passieren? Wir haben vor Jahren ein Leben in solch einer Situation verloren. Inakzeptabel."

Für Diskussionen sorgte allerdings auch, dass Gasly - obwohl bereits Rote Flaggen geschwenkt wurden - mit etwa 250 Stundenkilometern unterwegs war. Auch das ist ein Regelverstoß. Der Vorfall soll von den Rennkommissaren untersucht werden und könnte noch Konsequenzen haben.

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