Der Brite Lewis Hamilton startet in diesem Jahr in der Formel 1 für Ferrari - nach elf Jahren bei Mercedes. Gelingt ihm trotz seines fortgeschrittenen Sportleralters noch einmal ein großer Coup?
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"Egal, ob du die Branche wechselst, eine neue Fähigkeit erlernst oder dich einfach nur neuen Herausforderungen stellst - denke daran, dass du dich immer wieder neu erfinden kannst. Deine nächste Chance ist immer in Reichweite", schrieb Lewis Hamilton zum Jahreswechsel auf dem Internetportal LinkedIn. Es gelte, neue Chancen zu ergreifen, hungrig zu bleiben und zielstrebig voranzukommen. Der Brite schloss seinen Post mit dem Wort "Andiamo": Los geht's!
Dass er ins Italienische wechselte, ist kein Zufall. Seit dem Jahresbeginn ist der siebenmalige Formel-1-Champion offiziell Angestellter des italienischen Traditionsrennstalls Ferrari. Nach elf Jahren beim deutschen Mercedes-Team, mit dem er sechs seiner sieben WM-Titel gewann, stellt sich Hamilton einer neuen Herausforderung - und das in einem neuen Lebensabschnitt: An diesem Dienstag feiert Hamilton seinen 40. Geburtstag. Vielleicht beugt er mit dem Teamwechsel einer Midlife Crisis vor.
Der älteste Fahrer im Feld ist Hamilton nicht. Der Spanier Fernando Alonso bringt es im Cockpit des Teams Aston Martin bereits auf 43 Lebensjahre und 401 Formel-1-Rennen. Doch das Beispiel Alonso zeigt, dass fahrerisches Talent allein im fortgeschrittenen Sportleralter möglicherweise nicht mehr ausreicht, um ganz nach vorn zu kommen.
Seit seinem Comeback in der Königsklasse des Automobilsports im Jahr 2021 hat Alonso immerhin neun Podestplätze erreicht, wartet aber weiter auf seinen 33. Grand-Prix-Sieg. Der letzte liegt zwölf Jahre zurück. In der Fahrerwertung der Saison 2024 landete Alonso auf dem neunten Rang.
Zwei Ex-Weltmeister waren älter
Hamilton war in seiner letzten Saison bei Mercedes - in einem deutlich besseren Rennwagen als Alonsos Aston Martin. Er wurde in der Fahrer-WM immerhin Siebter und konnte zwei Grand-Prix-Siege verbuchen. Es waren die Nummern 355 und 356 in seiner seit 2007 andauernden Formel-1-Karriere. Damit ist der Brite der Fahrer mit den meisten Rennerfolgen in der Geschichte, deutlich vor Michael Schumacher (307).
Das Formel-1-Comeback des siebenmaligen Champions aus Deutschland - 2010 mit 41 Jahren - bei Mercedes verlief enttäuschend. In drei Saisons schaffte es Schumacher nur noch einmal als Dritter aufs Podest. Ende 2012 hörte er endgültig auf. Ein Jahr später verletzte sich Schumacher bei einem Skiunfall sehr schwer am Kopf. Seitdem ist er nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen.
Das Ziel Hamiltons bei Ferrari ist klar: Er möchte die Erfolgsserie des viermaligen Titelträgers Max Verstappen aus den Niederlanden stoppen und sich mit dem eigenen achten Titel zum alleinigen Rekordweltmeister krönen. In diesem Fall wäre er der drittälteste Champion aller Zeiten nach dem Argentinier Juan Manuel Fangio (1957 mit 46 Jahren) und dem Italiener Guiseppe Farina (1950 mit 43 Jahren). Jack Brabham war 1966 ebenfalls schon über 40. Auch in etwas jüngerer Zeit gab es noch einige ältere Weltmeister wie 1992 den Briten Nigel Mansell mit 39 und 1993 den Franzosen Alain Prost mit 38 Jahren.
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Toto Wolff: "Jeder hat ein Verfallsdatum"
Hamilton war bei seinem siebten und damit vorerst letzten WM-Titel 2020 immerhin bereits 35 Jahre alt. In der vergangenen Saison zeigt der Routinier allerdings ungewohnte fahrerische Schwächen und musste sich im teaminternen Mercedes-Duell seinem britischen Landsmann George Russell geschlagen geben. Der 26-Jährige landete in der Fahrerwertung auf Platz sechs und damit einen Rang vor Hamilton.
"Wir sind in einem Sport, in dem die kognitiven Fähigkeiten extrem wichtig sind, und ich glaube, jeder hat ein Verfallsdatum," sagte Mercedes-Sportchef Toto Wolff in einem BBC-Interview im Zusammenhang mit dem Weggang Hamiltons.
Hinterher erklärte Wolff, dass seine Aussage allgemein gemeint und nicht auf den siebenmaligen Weltmeister gemünzt gewesen sei: "Er ist anders als mit 20, das ist natürlich klar. Aber seine Erfahrung und seine Stärke im Rennen sind gewaltig."
Generationswechsel bei Mercedes
Auch wenn Ferrari mit der Verpflichtung Hamiltons auf Routine setzt, muss er sich zunächst dem teaminternen Konkurrenzkampf stellen. Kollege Charles Leclerc ist 13 Jahre jünger und schloss die Saison 2024 als WM-Dritter deutlich vor Hamilton ab.
Das frei gewordene Cockpit bei Mercedes ging an den 18 Jahre alten Italiener Andrea Kimi Antonelli, einen von vielen sehr jungen Fahrern in der Formel 1. Bei Mercedes ist damit der Generationswechsel vollzogen - und Lewis Hamilton kann sich bei seinem neuen Rennstall neu erfinden.
Oldies but Goldies - Sport-Champions jenseits der 40
Irgendwann ist der Lack ab und man kann mit den Jüngeren nicht mehr mithalten? Viele Ausnahmesportler beweisen das Gegenteil - auch Formel-1-Rennfahrer Lewis Hamilton sucht mit 40 noch einmal eine neu Herausforderung.
Bild: Nicolas Economou/picture alliance
Lewis Hamilton - Formel 1
Mit sieben WM-Titeln ist der Brite einer der erfolgreichsten Formel-1-Piloten der Geschichte. Mit 40 Jahren sucht er bei Ferrari eine neue Herausforderung. Sein großes Ziel ist die achte Weltmeisterschaft und damit der alleinige Rekord vor Michael Schumacher. Doch die Frage, die nicht nur Hamilton selbst sich stellt, ist: Kann er es noch, oder sind die Jüngeren mittlerweile besser?
Bild: Xavi Bonilla/picture alliance
Timo Boll - Tischtennis
Monatelang ist Deutschlands erfolgreichster Tischtennisspieler an der Schulter verletzt und rutscht in der Weltrangliste weit ab. Mit dem Sieg beim WTT-Turnier in Doha meldet er sich im Januar 2024 in der Weltspitze zurück. Im Sommer nimmt Boll zum siebten Mal in seiner Karriere an Olympischen Spielen teil. Danach beendet er seine internationale Karriere.
Bild: Tom Weller/dpa/picture alliance
Kazuyoshi Miura - Fußball
Während andere Fußballer mit Mitte 30 an ihr Karriereende denken, spielt "King Kazu" auch mit fast 57 Jahren noch Profi-Fußball. In Portugals 2. Liga läuft er für UD Oliveirense auf. Miura ist seit 2017 ältester Fußball-Profi der Welt und will weitermachen, solange er fit ist. Seine Karriere im Nationalteam Japans beendet Miura bereits im Jahr 2000. Damals ist er aber auch schon 33 Jahre alt.
Bild: Kyodo/picture alliance
Tom Brady - American Football
Als er im Jahr 2000 in die US-Profiliga NFL kommt, ist er bei den New England Patriots nur Ersatzmann. Doch Brady ist ehrgeizig, arbeitet hart und nutzt die Verletzung des Stamm-Quarterbacks. Bald ist er aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Sechsmal gewinnt er mit den Patriots den Super Bowl. 2020 wechselt er nach Tampa Bay, holt mit 43 Jahren auch mit den Buccaneers auf Anhieb die Meisterschaft.
Bild: Ben Liebenberg/AP Photo/picture alliance
Phil Mickelson - Golf
Als Phil Mickelson am 23.5.2021 die PGA Championship auf Kiawah Island seinen letzten Putt zum Sieg versenkt, avanciert er zum ältesten Sieger in der Geschichte der Major-Turniere. "Ich hoffe, andere finden auch diese Inspiration", sagt der 50-Jährige anschließend. Viele hatten Mickelson diesen Erfolg nicht mehr zugetraut, nachdem er zuvor acht Jahre auf einen Major-Titel warten musste.
Bild: David J. Phillip/AP Photo/picture alliance
Martina Navratilova - Tennis
Lange Zeit ist sie das Maß aller Dinge im Damentennis: Zwischen 1982 und 1987 ist Navratilova ununterbrochen Nummer eins der Weltrangliste. Sie gewinnt 18 Grand-Slam-Titel im Einzel, alleine neun davon in Wimbledon. 1994 tritt sie zurück, feiert im Jahr 2000 aber ein erfolgreiches Comeback. 2006 holt sie mit 49 Jahren an der Seite des 22 Jahre jüngeren Bob Bryan den Mixed-Titel bei den US Open.
Bild: Andrew Gombert/dpa/picture alliance
George Foreman - Boxen
Als junger Boxer liefert sich George Foreman (l.) legendäre Kämpfe mit Muhammad Ali und Joe Frazier. 1973 wird er Weltmeister, verliert den Titel aber ein Jahr später im "Rumble in the Jungle" an Ali. 20 Jahre danach besiegt er nach erfolgreichem Comeback den amtierenden Weltmeister Michael Moorer (r.) und holt sich mit 45 Jahren den Schwergewichtstitel zurück. Er verteidigt ihn, bis er 49 ist.
Bild: Carlos Schiebeck/dpa/picture-alliance
Birgit Fischer - Kanu
Zunächst für die DDR, danach für die Bundesrepublik, ist sie bei insgesamt sechs Olympischen Sommerspielen dabei und gewinnt acht Goldmedaillen. Den letzten Olympiasieg feiert Birgit Fischer mit 42 Jahren 2004 in Athen. 2012 wäre sie auch in London gerne noch einmal für Deutschland ins Kanu gestiegen, aber ihr Comeback-Versuch mit 50 scheitert, weil sie Herzprobleme bekommt.
Bild: Getty Images/AFP/M. Antonov
Claudia Pechstein - Eisschnelllaufen
Wie Fischer der Regattastrecke, bleibt Claudia Pechstein dem Eis-Oval lange treu. Fünfmal gewinnt sie Olympia-Gold und holt etliche internationale Titel und Medaillen. 2022 in Peking ist sie die erste Wintersportlerin, die an acht Olympischen Spielen teilnimmt. Damals ist sie 49 Jahre alt. "Ich scheine ein bisschen Geschichte zu schreiben", sagt sie selbst über ihre lange Karriere.
Bild: Kazuki Wakasugi/AP/picture alliance
Oscar Gomer Swahn - Schießen
Er ist der älteste Mensch, der jemals eine olympische Medaille gewonnen hat. Nachdem der schwedische Sportschütze Oscar Gomer Swahn (2.v.r.) bereits bei den Spielen in London 1908 und 1912 in Stockholm mit olympischem Edelmetall dekoriert wird, tritt er nach dem Ersten Weltkrieg auch 1920 in Antwerpen wieder an. Er ist 72 als er in der Teamdisziplin "Laufender Hirsch" die Silbermedaille gewinnt.
Bild: imago sportfotodienst
Jeannie Longo - Radsport
Kein männlicher Radrennfahrer ist so erfolgreich wie sie: 13 WM-Titel und ein Olympiasieg stehen neben hunderten Erfolgen bei Eintagesrennen und Rundfahrten auf ihrer Ergebnisliste. Ihre letzte Weltmeisterschaft gewinnt die Französin 2001 mit 43 Jahren. Sieben Jahre später verpasst Longo in Peking, bei ihren siebten Olympischen Spielen, die Bronzemedaille im Zeitfahren nur um eine Sekunde.
Bild: Lucas Schifres/dpa/picture alliance
Gordie Howe - Eishockey
Eishockey ist ein hartes Spiel, doch niemand ist rauer, aber auch geschickter als die kanadische Eishockey-Legende (l.). Howe ist so lange aktiv, dass er sogar gemeinsam mit seinen Söhnen Mark (2.v.r.) und Marty (r.) in einem Profiteam spielen kann. Seine letzte von 1.767 Partien in der nordamerikanischen NHL absolviert er im reifen Alter von 52 Jahren.
Bild: Zuma/IMAGO
Dara Torres - Schwimmen
Die US-Schwimmerin ist 1984 bereits mit 17 Jahren Olympiasiegerin. Nach siebenjähriger Wettkampfpause schafft sie mit 32 Jahren ein Comeback und gewinnt 2000 in Sydney weitere Olympia-Medaillen. Zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter nimmt sie 2008 in Peking als 41-Jährige erneut an Olympia teil und gewinnt über 50 Meter Freistil und mit zwei Staffeln jeweils Silber.
Bild: Charles Pertwee/dpa/picture-alliance
Noriaki Kasai - Skispringen
Offiziell hat der japanische "Flugsaurier" seine Skisprung-Karriere auch mit über 50 Jahren noch nicht beendet. Allerdings gehört er seit einigen Wintern nicht mehr zum Weltcup-Kader Japans. Kasai wird 1992 mit 20 Jahren Skiflug-Weltmeister und gewinnt 2014 in Sotschi mit 42 Jahren Olympia-Silber - dazwischen etliche andere Medaillen Insgesamt ist er achtmal bei Olympischen Spielen dabei.
Bild: picture alliance/MAXPPP
John Whitaker - Springreiten
Zwar ist das Durchschnittsalter im Reiten generell höher als in anderen Sportarten, doch gehört John Whitaker (Jahrgang 1955) auch hier zu den ältesten Semestern. Trotzdem kann der Engländer in der Weltspitze noch mithalten. Für die britische Equipe reitet der Sieger des Großen Preises von Aachen von 1997 mit über 60 regelmäßig Nationenpreise und nimmt als Einzelreiter an großen Turnieren teil.
Bild: Michal Kamaryt/CTK/picture alliance
Björn Dunkerbeck - Windsurfen
Dunkerbeck wächst auf Gran Canaria auf und steht früh auf dem Surfbrett. Schon als Jugendlicher startet er im "World Cup" und gehört bald zur Weltspitze. Seinen ersten WM-Titel feiert der Sohn einer dänischen Mutter und eines niederländischen Vaters mit 20 Jahren. Die 42. und letzte Weltmeisterschaft kommt 2011 hinzu. Damals ist Dunkerbeck 42 Jahre alt.
Bild: Kellner/imago sportfotodienst
Juan Manuel Fangio - Formel 1
Die fünf WM-Titel in der Königsklasse des Motorsports, die Fangio zwischen 1951 und 1957 erringt, sind bis zum Jahr 2003 Rekord. Dann überbietet ihn Michael Schumacher. Fangio ist aber bis heute ältester Formel-1-Weltmeister. Beim letzten WM-Gewinn ist er 46 Jahre alt. Seinen Führerschein macht der Argentinier allerdings erst vier Jahre später, als er schon über 50 Jahre alt ist.
Bild: picture-alliance/dpa
Robert Parish - Basketball
In Boston erarbeitet er sich in den 80er Jahren Legendenstatus. Dreimal wird er mit den Celtics NBA-Champion. Im Spätherbst seiner Karriere wechselt Parish (2.v.r.) dann die Klubfarben und spielt erst für Charlotte und schließlich in Chicago. Als Ersatzcenter der Bulls erfüllt die Nummer "00" ihre Aufgabe und wird 1997 an der Seite Michael Jordans mit 43 zum ältesten NBA-Meister der Geschichte.
Bild: Mark Phillips/AP Photo/picture alliance
Stephane Peterhansel - Rallye
Keiner ist im Wüstensand so schnell wie er: Im Januar 2021 sichert sich der 55-jährige seinen 14. Erfolg bei der Rallye Dakar. Es ist der achte Sieg im Auto für den Franzosen, der zuvor schon sechsmal auf dem Motorrad erfolgreich war. Ältester Dakar-Sieger ist Peterhansel aber nicht. Der Spanier Carlos Sainz war bei seinem Sieg im Jahr 2020 schon 57 Jahre alt.
Bild: Frederic Le Floc'h/DPPI Media/picture alliance