Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein bereits zugelassenes Medikament die Überlebenschancen nach Schlangenbissen deutlich verbessern kann. In Tierversuchen hat es schon funktioniert.
Sandrasselottern leben in Afrika, der arabischen Welt und Asien. Viele Bisse gehen auf sie zurück. Bild: Dr. Wolfgang Wüster
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Der Wirkstoff, den das Forscherteam aus Liverpool gegen Schlangenbisse zum Einsatz bringen möchte, nennt sich Dimercaprol.
Bisher wird er, beziehungsweise die mit ihm verwandte Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS), vor allem nach Schwermetallvergiftungen etwa mit Arsen, Quecksilber oder Blei eingesetzt.
Vorsicht Gift! Schlangenfänger in Thailand
12:08
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Auf die Idee, dass die Wirkstoffe auch gegen Schlangengift helfen könnten, war die Biochemikerin und MolekularbiologinDr. Laura Oana-Albulescu von der Liverpool School of Tropical Medicine gekommen.
Dimercaprol und DMPS wirken gegen Enzyme im Schlangengift, die auf Zink-Ionen angewiesen sind, um ihre verheerende Wirkung zu entfalten. Die Medikamente binden die Zink-Ionen, was die Forscher zunächst im Labor zeigen konnten. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse am 6. Mai 2020 in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine.
Im Tierversuch gelang ihnen außerdem der Nachweis, dass DMPS vor der tödlichen Wirkung des Giftes der Sandrasselotter schützt. Die Sandrasselotter ist eine der am weitesten verbreiteten Giftschlangen. Sie kommt in Afrika und Asien vor und ist für einen Großteil der tödlich endenden Schlangenbisse verantwortlich.
Etwa 138.000 Menschen sterben jedes Jahr weltweit durch Schlangenbisse. 400.000 erleiden irreparable Gesundheitsschäden.
Angst vor Schlangen? Schade! Denn die Reptilien sind echt spannend. Von der giftigsten Schlange bis zu einer, die fliegt - das hier sind die faszinierendsten Schlangenarten, die Mutter Natur zu bieten hat.
Bild: Frupus/nc
Die giftigste Schlange
Wo lebt wohl der Inlandtaipan, die giftigste Schlange der Welt? Richtig: in Australien! Forscher schätzen, dass das Gift aus einem Biss bis zu hundert erwachsene Männer töten kann. Das Gift ist darauf ausgerichtet, besonders gut Warmblüter wie den Menschen zu töten. Es schädigt das Nervensystem, das Blut und die Muskulatur des Opfers.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/R. Koenig
Die tödlichste Schlange
Ihr Biss selbst ist gar nicht so tödlich, denn 90 Prozent aller Menschen, die gebissen und nicht behandelt werden, überleben. Trotzdem gilt die Sandrasselotter als die tödlichste Schlange der Welt. Denn sie ist sehr aggressiv und beißt schnell und oft zu. Daher kommt es oft zu Vergiftungen und Todesfällen. Am tödlichsten heißt eben nicht unbedingt am giftigsten...
Bild: Frupus/nc
Die größte Schlange
Die Große Anakonda gehört zur Familie der Boas. Sie lebt in den dunklen, tiefen Gewässern des südamerikanischen Dschungels. Einige Individuen sollen bis zu 8,8 Meter lang und 200 Kilogramm schwer geworden sein. Das durchschnittliche Exemplar schafft es immerhin auf 4 Meter und über 30 Kilogramm. Die muskelgepackte Anakonda wickelt sich um ihre Opfer und erwürgt sie langsam.
Bild: picture-alliance/OKAPIA KG
Riesenschlange
Die Große Anakonda ist nichts gegen die Titanoboa. Diese prähistorische Schlange wurde vermutlich bis zu 13 Meter groß und 1135 Kilogramm schwer - ein Gigant! Das Foto zeigt eine Python über dem Wirbel einer solchen Titanoboa. Die Überreste hat man in Kolumbien entdeckt. Auch die Titanoboa lebte vermutlich nahe am Wasser - vor 40 Millionen Jahren.
Bild: picture-alliance/dpa
Die kleinste Schlange
Wie süß! Diese Schlange wird nur etwa zehn Zentimeter lang und - nach Aussage seines Entdeckers - "so dick wie eine Spaghetti". Tetracheilostoma carlae frisst Termiten und Ameisenlarven und lebt auf der Karibikinsel Barbados. S. Blair Hedges von der Pennsylvania State University entdeckte die Art im Jahr 2008.
Bild: picture-alliance/dpa
Die gierigste Schlange
Schlangen können ihren Unterkiefer ausrenken, um Tiere zu verschlucken, die doppelt so groß sind wie sie selbst. Aber manchmal ist der Happen selbst für sie zu groß. Im Jahr 2005 explodierte im Everglades-Nationalpark in Florida eine Tigerpython. Sie hatte versucht, einen ganzen Alligator herunterzuschlucken. Aus der geplatzten Schlange schaute noch der Alligatorschwanz heraus.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb
Meister der Tarnung
Nur ein Blatt? Nein, das ist eine Gabunviper. Form und Farbe ihres Kopfes ahmt totes Laub nach - die perfekte Tarnung am Boden des afrikanischen Regenwaldes. Die Gabunviper hat die längsten Giftzähne aller Schlangenarten: bis zu 5 Zentimeter lang. Auch ihr Gift ist sehr stark. Allerdings ist die Schlange kein bisschen aggressiv, und nur sehr wenige Menschen werden von ihr gebissen.
Bild: picture-alliance/dpa Themendienst
Die raffinierteste Schlange
Dieses Kerlchen hier - eine rote Königsnatter - ist nicht giftig. Aber sie will nicht, dass andere Tiere das wissen. Sie will lieber gefährlich aussehen. Daher ahmt sie mit ihrem rot-weiß-schwarzen Farbmuster die giftige Korallenotter nach. Ganz schön clever.
Bild: picture-alliance/Eibner-Pressefoto
Schlangen, die das Meer lieben
Schlangen kann man sogar an Korallenriffen finden. Diese Art, die gebänderte Gelblippen-Seeschlange kehrt allerdings regelmäßig wieder ans Land zurück, um zu fressen und sich zu paaren. Einige Seeschlangen gehören zu den giftigsten Arten überhaupt. Im Gegensatz zu Fischen haben sie keine Kiemen und müssen regelmäßig zum Luftholen wieder nach oben kommen.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/R. Dirscherl
Schlangen, die fliegen
Die Schmuckbaumnatter kann durch die Luft gleiten und heißt daher auch "fliegende Schlange". Dafür stößt sie ihren Körper mit Kraft von einem Baum ab. Anschließend rollt sie sich zu einer Art Frisbee zusammen. Bis zu 30 Meter weit kann sie so durch die Luft gleiten. Sie frisst Echsen, Nagetiere, Vögel und sogar Fledermäuse. Für Menschen ist sie ungefährlich.
Bild: picture-alliance/dpa
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Günstig und schnell verfügbar
Besonders wichtig: Die Mediziner konnten auch zeigen, dass das Mittel wirkte, wenn es oral verabreicht wurde. Bisher wird Dimercaprol vor allem als Lösung auf Basis von Erdnussöl injiziert.
Ein Dorf voller Schlangen
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Weil es als Tablette eingenommen werden kann, könnte sich das Medikament als Erste-Hilfe-Maßnahme nach Schlangenbissen bewähren, wenn die Patienten nicht schnell in ein Krankenhaus eingeliefert werden können.
Die Mediziner aus Liverpool gehen davon aus, dass DPMS die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe, insbesondere bis zur Verabreichung eines Antiserums, überbrücken kann. Gerade in Ländern mit schlechter Infrastruktur könnte das Mittel so Leben retten.
Der Professor für die Biologie von Tropenkrankheiten Nicolas Casewell von der LSTM, der sich vor allem mit Schlangenbissen beschäftigt, betonte, ein besonders großer Vorteil von DMPS sei, dass das Mittel schon als Medikament zugelassen ist. "Es ist sicher und bezahlbar."
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Schlangenbisse als eine Gesundheitsgefahr hoher Priorität ein und hat sich vorgenommen, die Anzahl der Todesfälle und schweren Verletzungen bis 2030 zu halbieren. Dies soll einerseits durch Forschung an neuen Medikamenten geschehen, andererseits durch den Aufbau besserer lokaler Gesundheitseinrichtungen, die den Betroffenen schneller helfen können.
Haie und Skorpione? Die tödlichsten Tiere der Welt sind andere, als man denkt
Viele Menschen haben furchtbare Angst vor Haien. Zu Unrecht, denn die wirklich gefährlichen Killer der Tierwelt sind andere. Wir haben hier mal eine Liste zusammengestellt.
Bild: AP
11. Weißer Hai
Tote pro Jahr: etwa 10. Wölfe und einige Hai-Arten können uns zweifelsohne töten, aber sehr wenige von ihnen tun das auch. Beide töten pro Jahr nur jeweils etwa 10 Menschen weltweit. Die Wahrscheinlichkeit, dass man vom Toaster in der eigenen Küche getötet wird, ist größer.
Bild: AP
10. Löwen und Elefanten
Tote pro Jahr: etwa 100. Dass Löwen auch Menschen töten, ist wohl nichts Neues. Etwas überraschender ist da schon, dass jedes Jahr etwa gleich viele Menschen von Elefanten getötet werden wie von Löwen. Das größte Landlebewesen der Erde kann ziemlich aggressiv sein, und wenn es erst mal in Rage ist, hat es offensichtlich die Masse und Kraft gefährlich zu werden.
Bild: picture alliance / blickwinkel/D. u. M. Sheldon
9. Flusspferde
Tote pro Jahr: etwa 500. Es gibt zahllose Kinderspielsachen in Form von “Hippos” und warum auch nicht? Sie sehen knuffig aus mit ihren runden Schnauzen und dicken Bäuchen. Und es sind Pflanzenfresser! Aber lassen Sie sich davon nicht täuschen. Die Tiere sind sehr aggressiv und gehen auch ohne Provokation auf Menschen los, also lieber aus dem Weg gehen.
Bild: picture-alliance/dpa-Zentralbild
8. Krokodile
Tote pro Jahr: etwa 1000. Viele Menschen haben vor Krokodilen genauso viel Angst, wie vor Haien oder Löwen und das zu Recht. Krokodile sind Fleischfresser und töten Beute, die zum Teil viel größer ist als sie selbst. Dazu gehören auch kleine Flusspferde, Wasserbüffel und im Fall von Salzwasserkrokodilen sogar Haie.
Bild: Fotolia/amnachphoto
7. Bandwürmer
Tote pro Jahr: ca. 2000. Bandwürmer sind parasitäre Plattwürmer, die im Verdauungstrakt von Wirbeltieren leben. Sie gelangen durch verschmutzte Lebensmittel oder Würmerlarven in rohem Fleisch in den Körper. Die Infektion lässt sich behandeln, aber da viele Menschen auf der Welt keine ausreichende Gesundheitsversorgung haben, töten die Parasiten immer noch 200 mal so viele Menschen wie die Haie.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Loznak
6. Spulwürmer
Tote pro Jahr: etwa 2500. Spulwürmer sind auch Parasiten, die man sich ähnlich wie Bandwürmer einfängt. Aber sie bleiben nicht im Verdauungstrakt. Sie schlüpfen im Darm, bohren sich durch die Darmwand, wandern über die Blutbahn in die Lunge, dann die Luftröhre hoch, werden heruntergeschluckt und landen wieder im Darm, wo sie erwachsen werden. Eine Milliarde Menschen haben den Parasiten.
Tote pro Jahr: etwa 10.000. Platz 5 teilen sich 3 Killer. Allerdings sind es nicht die Tiere selbst, die töten, sondern die Parasiten, die sie übertragen. Bilharziose bekommt man durch den Kontakt mit verschmutztem Wasser (deren Parasiten brauchen Schnecken als Zwischenwirt). Die Chagas-Krankheit und die Schlafkrankheit werden durch Insektenbisse übertragen.
Bild: picture-alliance/dpa
4. Hund (Tollwut)
Tote pro Jahr: etwa 25.000. Tollwut ist eine tückische Virusinfektion, die von vielen Tieren übertragen werden kann. Wo Tollwut bei Hunden verbreitet ist, bekommen sie Menschen aber zu 99% von unseren vierbeinigen Freunden. Es kann Monate dauern, bis die tödlichen Symptome auftreten. Die gute Nachricht ist: Es gibt Impfungen und in den meisten entwickelten Ländern gibt es nur wenige Fälle.
Bild: picture-alliance/ZB/B. Wüstneck
3. Schlangen
Tote pro Jahr: etwa 50.000. Ja: Im Zweifelsfall sollte man um Schlangen einen großen Bogen machen. Viele Arten sind nicht tödlich, manche sind nicht giftig, aber es gibt genug gefährliche Schlangen, um die Reptilien zum drittgrößten Menschenkiller der Welt zu machen.
Bild: picture-alliance/dpa/blickwinkel/B. Trapp
2. Menschen
Tote pro Jahr: etwa 475.000. Ja, wir haben es auch auf die Liste geschafft. Schließlich sind wir unglaublich kreativ, wenn es darum geht uns gegenseitig umzubringen. Traurig, aber wahr, wir belegen den zweiten Platz.
Bild: picture-alliance/dpa
1. Die Mücke
Tote pro Jahr: etwa 725.000. Lebt man in Deutschland, sind sie höchstens lästig. In anderen Teilen der Welt können sie den Tod bringen. Und wieder sind es die übertragenen Krankheiten und nicht die Mücken selbst, die töten. Allen voran ist Malaria tödlich, aber auch Denguefieber, Gelbfieber und Enzephalitis werden von Mücken übertragen.