Durch die hohe Inflation erzielt die öffentliche Hand zwar höhere Steuereinnahmen, doch auch die Ausgaben steigen - etwa bei Bau-Projekten. Insgesamt fällt die Bilanz deutlich negativ aus.
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Die rasant steigende Inflation kommt in diesem Jahr nicht nur die Verbraucher teuer zu stehen, sondern auch den deutschen Staat. "Unter dem Strich bleibt ein Minus von etwa fünf Milliarden Euro", sagte der Steuerexperte des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Jens Boysen-Hogrefe, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Zwar sorgten die steigenden Preise 2021 für höhere Einnahmen des Staates bei der Mehrwertsteuer. "Zugleich musste der Staat aber auch selbst höhere Preise zahlen", erläuterte der Experte, der im Arbeitskreis Steuerschätzungen des Bundesministeriums der Finanzen sitzt. "Mit Blick auf Konsum und Investitionen hat die starke Inflation tatsächlich dem Staat in der Summe eher geschadet."
So stecken Bund, Länder und Kommunen im Jahr etwa 50 Milliarden jährlich in den Bau - von Straßen bis Gebäuden. Die Baupreise sind aber besonders kräftig gestiegen. Der IfW-Ökonom schätzt, dass dies den Staat im zu Ende gehenden etwa 1,3 Milliarden Euro an Mehrkosten beschert hat im Vergleich zu einer normalen Inflation. Noch größer sind die negativen Folgen beim Staatskonsum: Die Behörden und Ministerien geben jährlich viel Geld aus, von neuer Büroausstattung über Strom und Heizkosten für Büros bis hin zu Benzin für Dienstfahrzeuge. Hier musste wegen der hohen Inflation ebenfalls mehr bezahlt werden. "Das sorgte für zusätzliche Ausgaben von rund sieben Milliarden Euro", sagte Boysen-Hogrefe.
Staat profitiert auch, wenn die Löhne steigen
Dem gegenüber stehen allerdings auch höhere Einnahmen aus der Mehrwertsteuer, da diese mit den gestiegenen Verbraucherpreisen automatisch zulegen. Doch diese Mehreinnahmen dürften sich auf nur etwa 700 Millionen Euro belaufen, so der Forscher. Bei privaten Bauinvestitionen dürften die höheren Preise dem Staat weitere knapp 2,5 Milliarden Euro in die Kassen gespült haben. Diesen insgesamt gut drei Milliarden an zusätzlichen Einnahmen stehen allerdings die acht Milliarden Euro an höheren Kosten gegenüber, weshalb der Staat am Ende weniger Geld zur Verfügung hat.
Boysen-Hogrefe nahm als Basis für seine Berechnungen die für dieses Jahr erwartete durchschnittliche Teuerungsrate des privaten Konsums von rund drei Prozent und verglich diese mit dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Dabei hat er zusätzlich noch den Sondereffekt aus der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer herausgerechnet. Dadurch bleibt eine bereinigte Inflationsrate von 2,3 Prozent übrig.
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Importierte Inflation ist nicht auszugleichen
"Der Staat kann bei importierter Inflation eigentlich nur verlieren", sagte Boysen-Hogrefe mit Blick auf die Entwicklung von Öl, Gas und anderen importieren Waren, die sich 2021 besonders stark verteuert haben. Bei heimischer Inflation dürfte das Plus bei Gewinn- und Lohnsteuern, sowie Sozialversicherungs-Beiträgen alles andere überragen. "Der Staat hat immer dann gute Karten, wenn die Löhne stark steigen", sagte der Experte. Dann kletterten auch die an die Lohnentwicklungen gekoppelten Beitragseinnahmen - etwa für die Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.
Wirtschaft 2021: Corona, Kisten, Kosten
Ein turbulentes Wirtschaftsjahr geht zu Ende. In Erinnerung werden bleiben: Ein blockierter Kanal, gerissene Lieferketten, steigende Preise, Zockerei mit Aktien und Kryptowährungen - und eine neue Autofabrik.
Bild: Suez Canal Authority/dpa/picture alliance
Lieferkettenchaos
Heute bestellt - morgen geliefert. Das war einmal. Corona hat die Lieferketten des Welthandels komplett durcheinander gewürfelt. Frachtraten sind in die Höhe geschossen, Container wurden ein extrem gefragtes Gut. Das erschwert rund um den Globus die Erholung der Weltwirtschaft nach dem Pandemie-Einbruch.
Bild: Zhang Jingang/VCG/Maxppp/picture alliance
Noch mehr Lieferkettenchaos
Als wären die Engpässe in den Containerhäfen nicht schon schlimm genug, legt sich Ende März der Containerriese Ever Given im Suezkanal quer. Sechs Tage ist eine der weltweit wichtigsten Wasserstraßen gesperrt, Hunderte Schiffe stauen sich in beiden Richtungen.
Bild: Maxar Technologies/AP/picture alliance
Folgen des Lieferkettenchaos
Spürbar sind die Folgen der gerissenen Lieferketten überall: Ob im Supermarkt, wo saisonale Aktionsware nicht ankommt oder im Baumarkt, wo die Holzpreise in die Höhe schießen. Auch der Weihnachtsmann dürfte definitiv nicht alle Wünsche erfüllt haben.
Bild: C. Lankes/DW
Stillstand in der Autobranche
Besonders musste die Autobranche leiden. Als im vergangenen Jahr die Bänder wegen der Lockdowns stillstanden, reduzierten viele Autobauer bei den Lieferanten von Halbleitern ihre Aufträge. Das rächte sich, als die Produktion wieder hochgefahren wurde. In diesem Jahr wurden deswegen bis zu elf Millionen Autos weltweit weniger produziert. Ganze Werke wie das von Opel in Eisenach standen still.
Bild: Martin Schutt/dpa/picture alliance
Rasante Nachfrage treibt die Preise
Weil die Volkswirtschaften rund um den Globus praktisch gleichzeitig wieder auf Erholungskurs gingen, stieg die Nachfrage nach Rohstoffen und Energie exorbitant. Und damit auch die Preise. Tanken und Heizen wurden so zu einer teuren Angelegenheit. Die Inflationsrate stieg in Deutschland so hoch wie seit 29 Jahren nicht.
Bild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance
Feierstunde am Streitobjekt
Apropos Heizen: Das geschieht in Deutschland zu einem Gutteil auch mit Erdgas aus Russland. Bald soll noch mehr davon fließen - durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Sie wurde trotz Sanktionsdrohungen aus den USA und vielerlei Kritik im September fertig gestellt. Gas strömt trotzdem noch nicht, da die Freigabe der Bundesnetzagentur auf Eis liegt.
Bild: Axel Schmidt/Nord Stream 2
Neuer Erpresser-Trend: Ransomware
Es scheint ein lohnendes Geschäft zu sein: Man legt mittels Viren die IT-Systeme von Unternehmen lahm und verlangt ein millionenschweres Lösegeld, zu zahlen vorzugsweise in Bitcoin, damit die Unternehmen wieder auf ihre Daten zugreifen können. Das traf unter anderem einen US-Pipeline-Betreiber (s. Bild). Erwarteter weltweiter Gesamtschaden im abgelaufenen Jahr: 20 Milliarden Dollar.
Bild: Jim Watson/AFP/Getty Images
Das Auf und Ab des Jahres
Apropos Kryptowährung: Für Besitzer von Bitcoin war 2021 kein Jahr für schwache Nerven. Die Spanne des Kurses zum Dollar reichte von unter 20.000 bis fast 70.000 Dollar. In El Salvador erklärte Präsident Bukele (Bild) die Kryptowährung zum offiziellen Zahlungsmittel - als erstes Land der Welt.
Bild: Marvin Recinos/AFP
Neuer Börsen-Trend: Zockerei per App
Besitzer von Aktien des Videospiele-Händlers Gamestop trauten ihren Augen nicht: Am ersten Handelstag (13. Januar) legt das Papier um 50 Prozent zu, in kurzer Zeit schnellt der Kurs von 17 auf 483 Dollar. Genauso steil ist der Absturz. Das Ganze wird befeuert von Anlegern, die sich auf Online-Plattformen wie Reddit absprechen und über Neo-Broker wie Robinhood handeln.
Bild: STRF/STAR MAX/IPx/picture alliance
Und mal wieder: Bahnstreik
Eine ganze Weile hatten die Deutschen nichts mehr von Claus Weselsky gehört. Doch der letzte wirkliche Arbeiterführer der Republik schafft es wieder in die Schlagzeilen, als der Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL seine Truppen in Marsch setzt und die Bahn zum Stehen bringt. Nach drei Wellen mit tagelangem Stillstand folgt schließlich Mitte September eine Einigung auf einen Tarifabschluss.
Bild: Michael Sohn/AP/picture alliance
Entnervt das Handtuch geworfen
Die Bundesbank bekommt im neuen Jahr einen neuen Chef. Denn Ende Oktober hatte Amtsinhaber Jens Weidmann überraschend seinen Rückzug zum Jahresende erklärt. Aus persönlichen Gründen, wie er sagte. Doch das dürfte nur die halbe Wahrheit sein. Denn im Direktorium der EZB stand Weidmann mit seiner mahnenden Haltung zur Geldpolitik oft allein auf weiter Flur. Sein Nachfolger heißt Joachim Nagel.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld
Neuer Name, neues Logo, alte Probleme
Raider heißt schon lange wieder Twix - sonst ändert sich nix. Ähnlich verhält sich das bei Facebook. Das heißt neuerdings Meta. Soll irgendwas mit dem Metaversum zu tun haben und klingt auch viel moderner. Bloß: Das Image des Tech-Riesens von Mark Zuckerberg bleibt schwer angekratzt, spätestens seit den Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen.
Bild: Tony Avelar/AP/picture alliance
Der Abschied des Jahres
Mitte Dezember geht eine vergleichsweise kurze, aber umso teurere Geschichte der Luftfahrt zu Ende. Da nämlich liefert Airbus die letzte von insgesamt 251 Airbus A380 an die Fluggesellschaft Emirates aus. Viele Airlines hatten den größten Passagierflieger der Welt wegen Unwirtschaftlichkeit bereits ausgemustert. Hier hebt die letzte ausgelieferte Maschine in Hamburg ab.
Bild: Christian Charisius/dpa/picture alliance
Die Fabrik des Jahres
Eigentlich wollte Elon Musk in diesem Jahr grünes Licht für seine Autofabrik in Brandenburg bekommen. Gebaut in nur zwei Jahren - für deutsche Verhältnisse eigentlich unvorstellbar. Und eigentlich fertig, nur die Betriebsgenehmigung fehlt noch. Weil aber neue Probleme mit der Wasserversorgung auftauchten, verschiebt sich der Produktionsstart ins neue Jahr.