Einem mysteriösen Nagetier auf der Spur
16. August 2016So schnell kann das gehen: Schon hat eine Tierart ihren Namen weg. Erik Seiffert von der University of Southern California nennt den Dornschwanzbilch "den ultimativen Pokémon", denn die Nagetierart sei noch schwerer aufzuspüren als die virtuellen Fantasiewesen in dem Handyspiel "Pokémon Go". Tatsächlich zählt die Art mit dem lateinischen Namen Zenkerella insignis zu den am wenigsten erforschten Säugetieren überhaupt: "Noch nie haben ihn Wissenschaftler lebend gesehen oder gar gefangen", sagt Seiffert.
Das scheue Nagetier mit dem schuppenbesetzten Schwanz lebt tief in den Wäldern Zentralafrikas und geht lediglich nachts auf Wanderschaft. Tagsüber schläft es in Baumhöhlen. Viel mehr weiß die Forschung noch nicht über die Art. Bisher gab es nur elf Exemplare in den Museen auf der ganzen Welt. Drei weitere sind jetzt hinzugekommen.
Lebendig konnten die US-Forscher das Pokémon-Tierchen auch diesmal nicht fangen - aber drei Exemplare sind in Jägerfallen auf der Insel Bioko vor der Küste Kameruns verendet. Die Dorfanwohner sagten, sie fingen ein bis zwei Exemplare jedes Jahr; das Fleisch schmecke allerdings nicht gut.
Die drei jetzt geborgenen Körper gaben genug unversehrte DNA für eine Erbgutanalyse her. Demnach ist der Dornschwanzbilch entfernt verwandt mit zwei Gleithörnchenarten. Wie diese durch die Lüfte von einem Baum zum anderen gleiten kann Zenkerella insignis zwar nicht. Mit seinem schuppigen Schwanz kann er aber wie seine Artverwandten gut klettern.
Den Dornschwanzbilch gab es bereits vor 49 Millionen Jahren, im Laufe der Evolution verändert hat er sich allerdings wenig. Forscher nennen ihn daher ein lebendes Fossil.