Lagerkoller oder heldenhaftes Klinikpersonal: Das Online-Portal "British Photographic Assignments" zeigt beeindruckende Fotografien aus der Corona-Pandemie.
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Fotografische Impressionen des Corona-Lockdowns in Großbritannien
Systemrelevantes Klinikpersonal, schräge Lockdown-Szenarien: Die Online-Plattform "British Photographic Assignments" zeigt die Pandemie aus Fotografensicht.
Bild: Claire Armitage
Wenn die Welt stillsteht
Der preisgekrönte Fotograf Wei Jian Chan fing in seinen Bildern die surreale Stimmung im fast leergefegten London ein. Die meisten seiner Arbeiten sind Collagen, die kontrastierende Graffiti wie "Hoffnung" und "Täuschung" in Szene setzen. Hier zeigt er zwei Radler mit Masken, die an Plakaten des Künstlers Mark Titchner vorbeifahren. Seine Botschaft: "Bitte glaubt daran, diese Tage gehen vorüber."
Bild: Wei Jian Chan
Systemrelevant
"Nicht alle Superhelden tragen Umhänge" lautet die Botschaft des Fotografen George Coppock. In seinen Porträts würdigt er "systemrelevante" Menschen aus Leeds, die die Stadt während des Lockdowns am Laufen hielten: medizinisches Personal ebenso wie Lehrer, Bauern, Supermarktangestellte, Polizisten und freiwillige Helfer. Im Bild: Natalie, Krankenschwester auf einer Entbindungsstation.
Bild: George Coppock
Gekappte Verbindung
Flora Lunas Fotoserie basiert auf der Idee, dass es schon vor dem Lockdown einen Filter zwischen den Menschen und der Welt gegeben hat, der jetzt noch verstärkt wurde. "Die Pandemie hat unserer Interaktion mit anderen nicht nur noch mehr physische Grenzen auferlegt, so wie Computerbildschirme, Gesichtsmasken und Plexiglasabtrennungen, sondern auch die Grenzen der realen Welt verstärkt."
Bild: Flora Luna
Nichs geht über das eigene Zuhause
Viele Familie mussten Arbeit und Schule während der Krise mit ungewissem Ausgang von Zuhause aus bewältigen: ein Albtraum. Claire Armitages Gefühl des eigenen Scheiterns verstärkte sich durch Posts enthusiastischer Eltern in den Sozialen Medien, die die "tollen Projekte" mit ihren Kindern beschrieben. Die Fotografin hat einen humorvollen Ansatz gewählt, um ihre Situation im Lockdown festzuhalten.
Bild: Claire Armitage
Unter Druck
Als die Pandemie ausbrach, musste auch Landschaftsfotograf Scott Stevens seine Arbeit vorübergehend einstellen. Er entschied sich, seine Fotografien am heimischen Schreibtisch zu bearbeiten und seine "emotionsgeladene Antwort auf die gegenwärtige Krise" visuell umzusetzen. Seine Serie "Unter Druck" zeigt den täglichen Blick aufs Barometer neben einem Foto vom Himmel vor seinem Fenster.
Bild: Scott Stevens
Gefakte Straßenszene
Normalerweise fotografiert Chris Silk Straßenszenen. Während des Lockdowns experimentierte er mit selbstgeschaffenen Stadtbildern: Er schnappte sich Figuren aus
der Modelleisenbahn-Sammlung seines Vaters und andere Dinge aus dem Haushalt und setzte sie mit natürlichem Lichteinfall in Szene. "Es gibt keine langweiligen Orte zum Fotografieren", kommentierte er die besonderen Arbeitsbedingungen.
Bild: Chris Silk
Die Tierwelt während des Lockdowns
Der preisgekrönte Fotograf Ian Wade fängt mit seiner Kamera normalerweise wilde Tiere in der Stadt ein. Jetzt experimentierte er mit den tierischen Plastikfiguren seiner zweijährigen Tochter, so dass sie lebensecht wirkten. Er habe viele schräge Blicke eingefangen, erzählt er, als er bäuchlings im Bach lag, um dieses Foto eines bengalischen Plastiktigers zu schießen.
Bild: Ian Wade
Ein Spaziergang während des Lockdowns
Dokumentarfotografin Justine Desmond hat in einer Zeit größter Isolation wildfremde Menschen kennengelernt: "An einem sonnigen Tag bin ich mit meiner Kamera losgezogen und habe die wenigen Leute, die unterwegs waren, gefragt, ob ich sie fotografieren könnte und wie ihre Erfahrungen mit dem Lockdown sind." Das Ergebnis: eine Fotoserie aus zwei Meter Entfernung.
Bild: Justine Desmond
Briefe an die Lieben
"Da wir so große Angst davor haben, was mit dem Virus noch alles auf uns zukommt, vermissen wir andere mehr als sonst", ist Fotografin Akiko DuPont überzeugt. Das hat sie dazu inspiriert, Menschen in fußläufiger Nähe ihres Hauses in Südlondon zu bitten, einer Person einen Brief zu schreiben, an die sie während des Lockdowns oft denken. Die siebenjährige Sofia (Foto) schrieb an ihre Oma in Kanada.
Bild: Akiko DuPont
Lockdown-Ballett
Der elfjährige Sohn der Fotografin Gemma Griffiths tanzt Ballett. Das Training ruhte während des Lockdowns, so dass er zu Hause übte und "sein extrem langes Haar herumflog", schrieb Griffith. Sie fing seine Übungen mit der Kamera ein, "um an diese seltsame Zeit zu erinnern und die bewunderswerte Schönheit seiner Bewegungen in einem ganz normalen Zuhause einzufangen."
Bild: Gemma Griffiths
Projekt Hoffnung: Tänzer im Lockdown
Auch Fotografin Senem Peace ließ sich vom Ballett inspirieren. Sie hielt gleich mehrere Tänzer im Bild fest. "Wir alle fanden uns plötzlich in einer Situation wieder, die wir uns nie hätten vorstellen können", schrieb sie. Für sie waren die Tanzenden auch ein Symbol für eine lebensbejahende Botschaft: "Es gibt immer Hoffnung. Es gibt immer Freude im Leben."
Bild: Senem Peace
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"Ich wollte die unheimliche Stille, die maskierten Menschenmassen, die neuen Armeen von Radfahrern und die unterschiedlichen Reaktionen auf die Pandemie einfangen. Deswegen habe ich meine Kamera, wann immer möglich, mitgeschleppt, auch beim Gang zum Supermarkt oder zum Training", so Wei Jian Chan, Amateurfotograf aus London. "Wenn diese Zeit vorbei ist (und es wird so kommen), werden wir uns daran erinnern, wie wir gelebt haben, wie wir uns gefühlt haben und wie die Welt stillstand."
Kuriose Szenarien aus dem Lockdown oder Klinikpersonal im Ausnahmezustand: Fotografen wie Wei Jian Chan haben alle möglichen Facetten der Pandemie-Auswirkungen mit der Kamera festgehalten und ihre Bilder auf der Online-Plattform "British Photographic Assignments" veröffentlicht.
"Diese Plattform ist ein wichtiges Allgemeingut mit einem riesigen Potential, der Öffentlichkeit britische Fotoarbeiten zu präsentieren, egal auf welchem Bildungsniveau jemand ist oder welchen Zugang er zur Fotografie hat", so der Direktor der British Photography Awards, Hugo Donnithorne-Tait. "Wir werden jetzt jedes Jahr ein neues Thema in den Fokus stellen, eine Online-Galerie kuratieren und die Arbeiten unserer jährlichen Preisverleihung feiern."
Zugang zur Online-Plattform haben alle Fotografen, die entweder in Großbritannien leben oder die einen britischen Pass ihr eigen nennen. Wer mitmachen möchte, kann seine Fotoserien mit fünf bis 15 Bildern zum 1. Januar 2021 mit einem Begleitschreiben einreichen.
Das ganze Jahr über werden ausgewählte Fotografien auf dem Instagram-Account des British Photography Awards gezeigt. Einige davon können Sie sich in der Bildergalerie zum Artikel ansehen.
Übrigens wurde schon das Thema des nächsten Jahres bekanntgegeben: Klimawandel.