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Was sind Frühchen?

1. Juni 2019

245 Gramm! So wenig hat Baby Saybie bei ihrer Geburt im Dezember 2018 gewogen. Nun wurde sie quietschfidel nach Hause entlassen. Eine Sensation, denn Frühgeburten brauchen extra viel Lebenswillen. Die wichtigsten Fakten.

San Diego 252g Frühchen verlässt Krankenhaus (picture alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP/Sharp HealthCare

Die kleine Saybie wurde in der 23. Schwangerschaftswoche wegen Komplikationen per Notkaiserschnitt im "Sharp Mary Birch"-Hospital auf die Welt geholt. Viel zu früh. Zu diesem Zeitpunkt wog Saybie gerade mal 245 Gramm. 245!

Mit der Größe eines Apfels und dem Gewicht eines Joghurtbechers haben die Ärzte ihr anfangs kaum eine – oder eher gar keine – Prognose gegeben überhaupt zu überleben . "Sie haben meinem Mann gesagt, dass wir eine Stunde mit ihr haben werden und dann würde sie sterben", sagte Saybies Mutter. "Das wurde zu zwei Stunden. Das wurde zu einem Tag. Das wurde zu einer Woche."

Nun wurde das kleine Mädchen gesund und mit 2,5 Kilogramm deutlich properer aus dem Krankenhaus entlassen. 

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Das Krankenhauspersonal bezeichnet Saybie als Wunder. 2,5 Kilogramm wiegt das extreme Frühchen bei seiner Entlassung. Bild: picture alliance/dpa

Ab wann ist ein Neugeborenes ein Frühchen?

Saybie gilt damit als das leichteste überlebende Frühchen überhaupt. Das Guinness-Buch der Rekorde listet bislang ein 2004 in Chicago geborenes Mädchen mit einem Gewicht von 260 Gramm als Rekordhalterin. Doch diese Beiden sind Extrembeispiele. Ums Leben kämpfen müssen fast alle Frühgeborenen.

Als Frühchen gelten Babys, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren werden. Normalerweise dauert eine Schwangerschaft etwa 40 Wochen. 

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Herausforderung Frühgeburt

03:56

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Frühchen ist nicht gleich Frühchen

Abhängig von Geburtsgewicht und Schwangerschaftswoche gibt es jedoch noch weitere Unterscheidungen:

Kinder, die zwischen der 34. und der 37. SSW zur Welt kommen, werden als sogenannte späte Frühgeborene (LPI = "late preterm infants") bezeichnet. Bezüglich Gewicht und Körpergröße unterscheiden sie sich von reifgeborenen Kind kaum.

Als Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW = "very low birth weight infants") werden Babys bezeichnet, die weniger als 1500 Gramm wiegen. Sie kommen meist vor der 32. SSW zur Welt.

Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (ELBW = "extremely low birth weight infants") wiegen anfangs weniger als 1000 Gramm und werden in der Regel vor der 29. SSW geboren.

Der Großteil der Frühgeborenen wiegen bei ihrer Geburt weniger als 2500 Gramm. In Deutschland gilt das Erreichen der 23. SSW als Grenze der Lebensfähigkeit von Frühgeborenen mit medizinischer Hilfe.

"Eine zu frühe Geburt ist kein seltenes Ereignis", heißt es vom Bundesverband "Das frühgeborene Kind". Danach kommen jedes Jahr in Deutschland etwa 50.000 Kinder zu früh zur Welt, was etwa sieben Prozent jedes Geburtsjahrgangs entspricht.

Etwa 8000 dieser Kinder seien sehr kleine Frühgeborene vor der 30 SSW zur Welt kommen, davon circa 1000 extrem kleine Frühgeborene die zwischen der 24 und 25 SSW geboren werden. Diese stellen besonders hohe Anforderungen an die Neugeborenenmedizin. 

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Mit solch einer Frühchen-Simulationspuppe können Ärzte und Pfleger verschiedenste Notsituationen simulieren, das Personal für den Ernstfall zu schulenBild: picture-alliance/dpa/L.Mirgeler

Wie hoch ist die Überlebenswahrscheinlichkeit?

In den letzten Jahren sind die Überlebenschancen von Frühchen dank neonataler Intensivmedizin deutlich gestiegen, heißt es in der Ärzte Zeitung. "Selbst Kinder, die mit weniger als 1000 Gramm auf die Welt kommen, überleben zu mehr als 80 Prozent, wenn sie in gut ausgestatteten Perinatalzentren betreut werden".

Doch noch mehr hängen die Überlebenschancen vom sogenannten Gestationsalter ab, also von der jeweiligen Schwangerschaftsdauer. Hier gilt: Jeder Tag im Mutterleib zählt. Das Erreichen der 23. SSW gilt in Deutschland als Grenze der Lebensfähigkeit von Frühgeborenen mit medizinischer Hilfe. 

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Wie Frühchen optimal versorgt werden

08:14

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Ein kritischer Punkt ist vor allem die fehlende Lungenreife. Unsere Lunge ist ein unbedingt notwendiges Organ, das sich allerdings erst relativ spät vollständig ausbildet. Die Lungenreife ist Voraussetzung für das Einsetzen der Lungenatmung unmittelbar nach der Geburt. 

In einigen Fällen wird der Schwangeren bereits während der Schwangerschaft eine Injektion mit Cortison verabreicht, um die Lungenreifung vor der Geburt zu beschleunigen. Diese Spritzen werden zwischen der 24. und 34. SSW gegeben. Jedoch nur, wenn feststeht, dass sich die Schwangere oder das Ungeborene in einem kritischen Stadium befinden und eine Frühgeburt eingeleitet wird. 

Doch auch Frühgeburten ohne ausreichende Lungenreifung haben heute durch die intensivmedizinische Betreuung gute Überlebenschancen. 

Wichtig fürs Verhindern einer Frühgeburt: Alkohol, Rauchen oder der Konsum sonstiger Drogen in der Schwangerschaft sind absolut TabuBild: picture alliance

Warum kommen Babys zu früh auf die Welt?

Für eine Frühgeburt gibt es nicht den einen ausschlaggebenden Auslöser.

Sie können sowohl körperlich als auch psychisch sein: Stress, psychische Belastungen und Ängste zum Beispiel machen den Körper anfälliger für Infektionen oder Krankheiten. Auch dies kann eine zu frühe Geburt auslösen oder das Einleiten notwendig machen. 

In vielen Fällen lässt sich aber auch erst gar keine Ursache für verfrühte Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung finden, die zu einer Frühgeburt führen.

Kann man Frühgeburten verhindern?

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Doch es gibt durchaus auch Faktoren, die die Mutter des Ungeborenen selbst beeinflussen kann: ihren Lebensstil etwa. Der Konsum von Alkohol- und Nikotin ist ein No-Go.

Während man unter normalen Umständen nur die eigene Gesundheit gefährdet, tragen Frauen in der Schwangerschaft doppelte Verantwortung. Zigaretten, Bier, Wein und Co. sind auch ein Risiko fürs eigene Baby. Auch dies kann eine Frühgeburt auslösen. Auch krankhaftes Übergewicht kann eine Ursache für Frühgeburten sein.

Eine gesunde Lebensweise ist somit schon eine wichtige Voraussetzung, um das Risiko einer Frühgeburt so gering wie möglich zu halten.

Einmal Frühchen, immer Frühchen?

Eltern befürchten vor allem, dass die Unreife bei der Geburt Schäden hinterlässt, die das spätere Leben des Kindes beeinträchtigen, heißt es von der Stiftung Kindergesundheit. Das Risiko bestehe, aber obwohl heute wesentlich mehr Kinder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht am Leben erhalten werden als früher, habe die Zahl der geschädigten Babys abgenommen.

Eine Analyse deutscher Frühgeborener der Jahrgänge 1987 bis 2004 ergab zum Beispiel, dass im Alter von neun Jahren zwischen Frühgeborenen und Reifgeborenen in der Lebensqualität keine Unterschiede mehr bestehen.

Und auch das die Sorge vieler Eltern, dass ihr Frühchen-Kind immer kleiner bleiben als die anderen, ist laut der Stiftung unbegründet. "Eine Langzeitstudie an der Universitätskinderklinik Bonn, in der die Entwicklung von 116 Frühgeborenen über 30 Jahre hindurch verfolgt wurde, ergab: Auch Frühchen können ihren Eltern später über den Kopf wachsen."

Zwar würden mit acht Jahren meist noch Wachstumsdefizite registriert, aber die Endgröße der Frühgeborenen unterscheidet sich nicht von der reif geborener Kinder.

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Hannah Fuchs Multimedia-Reporterin und Redakteurin mit Fokus auf Technik, digitalen Themen und Psychologie.
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