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Frühwarnsystem hätte Leben gerettet

Marcus Bösch28. Dezember 2004

Die hohe Opferzahl nach der gewaltigen Flutwelle in Südostasien hätte nach Meinung von US-Forschern verhindert werden können. Den betroffenen Ländern fehle ein Warnsystem. Experten rechen derweil mit weiteren Flutwellen.

Keine Flutbojen und kein AlarmsystemBild: AP

"Das hätte man in den Griff bekommen können! Aber anscheinend gibt es für den Indischen Ozean kein Warnsystem", erklärt Rainer Kind, Seismologe am Geoforschungszentrum Potsdam im Gespräch mit DW-WORLD. "Sie haben keine Flutbojen und kein Alarmsystem", sagt der Geologe Waverly Person vom Nationalen Erdbebenzentrum in Colorado:" Es gibt überhaupt keine Warnbojen im Indischen Ozean, und dort ist es zu der verheerenden Tsunami gekommen."

Warnung ist möglich

Karte der vom Seebeben betroffenen RegionBild: APTN

Während es bei Erdbeben keine oder nur eine minimale Vorwarnzeit gebe, könne vor Tsunamis - als Folge von Erdbeben - sehr wohl gewarnt werden, erläutert Karl-Otto Zentel vom Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge (DKKV). So überwache beispielsweise im Stillen Ozean das "Pacific Tsunami Warning Center" in Honolulu auf Hawaii die Entstehung von Tsunamis seit 1965 und gebe Warnungen an die zuständigen Behörden und die Bevölkerung heraus.

Kein funktionierendes System

Unmittelbar nach Entdeckung des Bebens hat die Tsunami-Warnzentrale Honolulu mit australischen und amerikanischen Stellen Kontakt aufgenommen. Mit den von der Flutwelle bedrohten asiatischen Ländern sei dies nicht möglich gewesen. Der Grund: Ein funktionierendes Kommunikationssystem für Indien, Thailand, Bangladesch, Indonesien, Malaysia und Sri Lanka existiert nicht.

Genug Zeit

Nach Angaben von Experten hat es anderthalb Stunden gedauert, bis die Welle vom Erdbeben bis nach Sri Lanka kam, und eine Stunde, bis sie die Westküste Thailands und Malaysias erreichte. Zeit genug, um sich in Sicherheit zu bringen. "Die meisten Menschen hätten gerettet werden können, wenn es ein solches Tsunami- und Hochwasser-Warnsystem gegeben hätte", sagt Person .

Weitere Beben

Im südasiatischen Krisengebiet sind nach Angaben von Erdbebenforschern weitere Flutwellen zu befürchten. Es könne zu Nachbeben bis zu einer Stärke von sieben auf der Richterskala kommen, was neue Flutwellen auslösen könne, sagte der Würzburger Forscher Bernd Zimanowski am Montag (27.12) dem Bayerischen Rundfunk.

Neue Flutwellen

Riesenwellen brechen sich am StrandBild: AP

Auch Rainer Kind will nicht ausschließen, dass es zu weiteren Beben und damit auch zu weiteren großen Flutwellen kommen kann. "Es hat seit dem Hauptbeben bereits zahlreiche, auch sehr starke Nachbeben gegeben, die sich auf ein Gebiet über viele hundert Kilometer in Nord-Süd-Richtung verteilen. Es ist noch nicht abzusehen, wann diese Bebentätigkeit zu Ende sein wird", erklärt der Geologe.

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