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Fragen zum Milliarden-Angebot für Blackberry

Daniel Schnettler/Andrej Sokolow (dpa)24. September 2013

Fast fünf Milliarden Dollar will sich eine kanadische Finanzfirma den Kauf des schwächelnden Smartphone-Pioniers kosten lassen - genialer Schachzug oder greift der Investor ins fallende Messer?

Canadische Flagge vor dem Blachberry-Logo (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Blackberry hat einen Kaufinteressenten gefunden, doch die Zitterpartie für den einst übermächtigen Smartphone-Pionier ist noch lange nicht vorbei. Der 4,7 Milliarden Dollar schwere Deal steht noch auf wackeligen Füßen. Und selbst wenn er zustande kommt, bleibt die entscheidende Frage: Was ändert sich mit einem neuen Besitzer? In den vergangenen Monaten verpuffte Blackberrys Offensive mit einem neuen Betriebssystem, weil Kunden kaum Interesse zeigten. Wie will ein branchenfremder Investor das umkehren, wenn er auch noch die zusätzliche Last einer teilweise auf Pump finanzierten Übernahme tragen muss?

Bisher ist nur bekannt, dass der Milliardär Prem Watsa und seine Holding Fairfax Financial die Übernahme für 4,7 Milliarden Dollar auf die Beine stellen wollen. Unklar ist unter anderem, wie viel davon sie selbst aufbringen wollen und wie hoch eventuelle Kredite ausfallen könnten. Banken dürften bei dem Deal zwei Mal überlegen, bevor sie einen Kredit gewähren: Blackberry kann zwar immer noch Reserven von 2,6 Milliarden Dollar vorweisen - doch der Geldberg ist bereits um mehrere hundert Millionen geschmolzen und es gab bisher keine Anzeichen für eine Besserung des Geschäfts.

Gefahr durch Apple

Auch ist bisher nicht bekannt, wer die Partner bei dem Deal sein könnten. In der US-Wirtschaftspresse fällt immer wieder der Name des Gründers und einstigen Co-Chefs Mike Lazaridis. Doch er ist einer der zentralen Verantwortlichen für die heutige Misere des einstigen Super-Schwergewichts. Die Gründergeneration glaubte zu lange, Blackberrys seien für Unternehmen unverzichtbar.

Neue Hoffnung für Blackberry

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Noch vor fünf Jahren schien die Welt von Blackberry in Ordnung. Zwar hatte Apple sein erstes iPhone herausgebracht, doch es wurde nicht als Gefahr wahrgenommen. Kaum ein Manager, der damals auf seinen Blackberry verzichten wollte. Die Computertelefone mit der typischen Tastatur galten als Statussymbol. «Unsere Kunden wollen echte Tastaturen», winkte damals der zweite Co-Chef Jim Balsillie ab.

Düsteres Bild

Doch nach und nach verdüsterte sich das Bild für Blackberry. Das iPhone gewann immer mehr Fans, zeitgleich kamen die ersten Smartphones mit dem Android-Betriebssystem von Google heraus. Blackberry versuchte, auf seine Weise auf den Trend zu berührungsempfindlichen Bildschirmen aufzuspringen: Das Modell Storm hatte 2008 einen Touchscreen, das beim Tippen nachgab. Das Konzept scheiterte jedoch grandios.

Erst Anfang dieses Jahres war das Z10 das erste konkurrenzfähige Touchscreen-Handy von Blackberry, aber es war schon zu spät. Der Marktanteil war auf wenige Prozent geschrumpft, das Z10 blieb trotz einer groß angelegten Marketing-Kampagne ein Ladenhüter und brockte dem Konzern eine Abschreibung von bis zu 960 Millionen Dollar ein.

Der dramatische Niedergang von Blackberry ist auch am Aktienkurs abzulesen. Während die Blackberry-Aktie Mitte 2008 unter dem damaligen Firmennamen Research in Motion (RIM) noch 145 Dollar wert war, bietet Fairfax heute nur noch 9 Dollar. Und selbst das erscheint manchem Beobachter noch zu viel. Noch Anfang des Jahres schwärmte der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins von den Möglichkeiten des neuen Betriebssystems Blackberry 10, mit dem irgendwann auch Autos oder Züge gesteuert werden könnten. Doch der Markt weigerte sich bisher, Blackberry eine neue Chance zu geben.

Keine neue Chance

In der "New York Times" greift ein Analyst der Finanzfirma Morningstar, Brian Colello bereits zu drastischen Worten: "Es gibt keinen Wert für das Blackberry-10-Ökosystem. Der Wert dieses Unternehmens sind das Bargeld und die Patente." Der Wert des Patentportfolios werde von Analysten auf zwei Milliarden Dollar geschätzt. Allerdings haben die Patentschlachten in der Mobilfunk-Branche inzwischen an Schärfe verloren.

Noch vor wenigen Jahren bezahlte Google 12,5 Milliarden Dollar für Motorola - erklärtes Ziel war damals auch, das Patent-Arsenal hinter Android zu stärken. Doch das brachte dem Internet-Konzern vor allem Ärger mit den Wettbewerbshütern wegen Klagen mit Standard-Patenten ein. Jetzt wird Motorola eher als Teil einer umfassenden Google-Strategie positioniert, Geräte und Dienste aus einer Hand anzubieten.

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