Sie wagte es als Einzige, dem Malergenie Paroli zu bieten: Denn Françoise Gilot hatte genug von Picassos Affären und ging ihren eigenen Weg.
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Françoise Gilot: Leben mit und ohne Picasso
Picasso eine Abfuhr zu erteilen, das war gar nicht so einfach. Françoise Gilot ist die Einzige, die den berühmten Maler jemals verlassen hat.
Bild: Getty Images/Keystone
Die junge Frau und der große Maler
"Er war der Meister, sie die Muse. Er hatte sie entdeckt, als sie 22 Jahre alt war, jung und unbeeinflusst, jungfräulich wie eine weiße Leinwand, die zu füllen ihn reizte", schreibt der Autor Malte Herwig über die Begegnung von Picasso und Gilot. In Herwigs Buch "Die Frau, die nein sagt" aus dem Jahr 2015 lässt sich wunderbar über den großen Künstler und seine genauso große Eitelkeit schmunzeln.
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Eine Ikone der Photographie
Robert Capa schießt das Bild von seinem Freund Picasso und dessen Geliebter Françoise Gilot 1948. Sie läuft strahlend am Strand vorweg, er hält ihr den Schirm und blickt schelmisch in die Kamera. In Picassos Schatten stand Françoise Gilot trotzdem nicht. "Die Frau, die nein sagt" erzählt die Geschichte dieser starken Künstlerin, die zehn Jahre lang Picassos Muse war - und ihn dann verließ.
Bild: Imago/ZUMA/Keystone/Archiv Françoise Gilot
Ein großes Ego
"Der berühmteste Maler seiner und vielleicht aller Zeiten war ein begnadeter Selbstdarsteller", stellt Malte Herwig in seinem Buch fest: "Neben ihm selbst und der Kunst gab es nicht viel Platz in Picassos Leben, die Tyrannei des Genies degradierte alle anderen zu Statisten". Allein Françoise Gilot durchbricht diese Logik.
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Kein leichter Start
"Mädchen, die so aussehen, können keine Malerinnen sein", soll Picasso zu Gilot gesagt haben, die selbst künstlerische Ambitionen hatte. Dann aber lud er sie in sein Atelier ein. Zumindest erzählte dies Gilot dem Buchautor in einem der Interviews, die er in ihrem Pariser und New Yorker Atelier führte. Bis heute malt Françoise Gilot jeden Tag. Im Bild: Portrait en noir, Öl auf Leinwand von 1943.
Bild: Archiv Françoise Gilot
Sie ist auch Künstlerin
Gilot hat Zeit ihres Lebens mehr als 5000 Zeichnungen und 1600 Gemälde angefertigt. Ihre Werke sind jedes Jahr in mindestens einer Ausstellung zu sehen. Die meisten ihrer Bilder befinden sich in Privatbesitz, einige in Museen wie dem Metropolitan in New York. Auf diesem Selbstporträt von 1941 schaut sie den Betrachter fragend, mit weit geöffneten Augen an.
Bild: Archiv Françoise Gilot
Gilot als "Sitzende Frau im Kleid"
Und so sieht Françoise Gilot in den Augen des berühmten Malers aus. Das Porträt der "Femme assise en costume" stammt aus dem Jahr 1953 und wurde am 12. Mai 2021 bei Sotheby's in New York für 20,9 Millionen Dollar versteigert. 1986 war es in London zuletzt unter den Hammer gekommen: für vergleichsweise günstige 568.000 Dollar.
Bild: Sotheby’s/dpa/picture alliance
Picasso et moi-même
"Picasso und ich - die Umarmung" heißt dieses Bild von 1948. Da sind die beiden noch ein glückliches Paar. Sie heirateten nie. Der erste Sohn Claude ist im Jahr zuvor geboren, ein Jahr später folgt die zweite gemeinsame Tochter Paloma. Françoise wollte eigentlich keine Kinder, Picasso überredete sie. Ihre Kunst aber, das macht sie auch heute noch deutlich, hätte sie für Picasso nie aufgeben.
Bild: Archiv Françoise Gilot
Eine selbstbewusste Malerin
Picasso war ihre große Liebe, ihre Leidenschaft. Aber es gab Grenzen dessen, was Gilot bereit war zu akzeptieren. Die stolze Haltung ist auch auf dem Foto, das sie beim Malen zeigt, deutlich zu erkennen. "Ne me touchez pas" - "Fassen Sie mich nicht an", heißt dieses Werk von Françoise Gilot. Es wirkt wie ihr Lebensmotto: Schon als Kind ließ sie niemanden zu nah an sich herankommen.
Bild: Archiv Françoise Gilot
Erstes Ölbild mit 17
"Selbst Picasso kannte mich trotz unserer zehn gemeinsamen Jahre nie, denn ich habe mich verschlossen. Ich enthülle mich nie, warum sollte ich das?", erzählte sie dem Autor Malte Herwig "im freundlichsten Tonfall, bis ihr schallendes Lachen das Eis durchbrach". Das Foto zeigt sie im Alter von 15 Jahren, zwei Jahre später malte sie ihr erstes Ölbild.
Bild: Archiv Françoise Gilot
"Keine Frau verlässt einen Mann wie mich" ...
"Das hatte Pablo ihr noch wenige Wochen zuvor erklärt und sie mit seinen dunkel leuchtenden Basiliskenaugen fixiert. Einen Mann, so reich und berühmt, wie er es war, der bekannteste Maler der Welt, ein König der Kunstwelt, ja, eine Art Gott." Malte Herwig beginnt sein Buch über Françoise Gilot herrlich ironisch aus der Perspektive des großen Meisters: "Und sie? Hatte schallend gelacht (...)."
Bild: AFP/Getty Images
Der eitle Meister
"Ihn verlassen? Was gab es da zu lachen! Es war ihm todernst." Dem Buch gelingt es, einen völlig neuen Blick auf den großen Picasso zu werfen, der ihn scheiternd und damit menschlich zeigt. Es ist der warme, nach wie vor liebende Blick der Francoise Gilot. "Françoise lächelte. Was für naives Zeug selbst ein Genie so von sich geben konnte."
Bild: picture-alliance/dpa
Picasso ohne Gilot
Françoise Gilot verlässt Picasso 1953. Kurze Zeit später malt er "Bust of a woman", das zurzeit im Tel Aviv Museum of Art zu sehen ist. Mit der Trennung vollzieht sich auch im Buch ein Bruch. Der Autor wird sichtbar als Interviewer der damals 93-jährigen Dame, die voller Lebensweisheiten steckt.
Bild: Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2015/Photo Avraham Hay
Picasso und die Frauen
Françoise Gilot ist die einzige Frau, die den großen Meister jemals verlassen hat. Und die ihn überlebte. Picassos letzte Frau Jacqueline Roque beging Selbstmord, Marie-Thérèse Walter erhängte sich. Die Balletttänzerin Olga Khoklova ließ sich von ihm scheiden, nachdem er sie betrogen hatte; die Fotografin Dora Maar (im Bild, gemalt von Picasso) wurde depressiv, als die Liaison zerbrach.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb
"Reue ist pure Zeitverschwendung"
Gilot hingegen ist das blühende Leben, auch auf diesem Bild, das sie mit 95 zeigt. "Ich wusste, es würde eine Katastrophe werden, aber eine Katastrophe, die zu leben sich lohnen würde", erzählte sie Herwig. Reue sei Zeitverschwendung. "Außerdem ist es viel interessanter, mit einem besonderen Menschen etwas Tragisches zu erleben, als ein wunderbares Leben mit einer mittelmäßigen Person zu führen."
Bild: Ana Lessing, Ankerherz Verlag
Bloß nicht langweilig werden!
"Wenn du wirklich leben willst, musst du etwas Dramatisches riskieren, sonst lohnt sich das Leben nicht", sagt Gilot zurückblickend. "Vor allem wirst du nicht langweilig. Das ist das Allerschlimmste: langweilig werden." Das ist Françoise Gilot bestimmt nicht. Am 26. November wird sie 100 Jahre alt.
Bild: Ana Lessing, Ankerherz Verlag
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Die französische Künstlerin wurde am 26. November 1921 im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine als einziges Kind in eine Unternehmerfamilie hinein geboren. Im Mai 1943 lernte Françoise Gilot den vierzig Jahre älteren Pablo Picasso kennen und wurde kurz darauf seine Geliebte und Lebensgefährtin. Zusammen hatten sie zwei Kinder: Claude und Paloma. Aber der berühmte Maler hatte weiterhin zahllose Affären, tyrannisierte die Familie mit seinem Egozentrismus. "Niemand verlässt einen Mann, wie mich", soll er im Streit gesagt haben.
1953 packte die Französin kurzentschlossen ihre Koffer - und verließ Picasso. Ihre beiden gemeinsamen Kinder Claude und Paloma nahm sie mit. "Die Frau, die Nein sagt", soll Pablo Picasso sie immer scherzhaft genannt haben. Das tat sie wirklich - und setzte einen Schlusspunkt. Ihre Liebe für die Malerei aber blieb. Gilot ist selbst Künstlerin und hat mehr als 5000 Zeichnungen und 1600 Gemälde angefertigt.
Der deutsche Journalist Malte Herwig widmete der wunderbar eigensinnigen Malerin ein Buch, das 2015 unter diesem beziehungsreichen Titel erschien. Am Freitag, dem 26.11.2021, feiert die Künstlerin Françoise Gilot ihren 100. Geburtstag. Wir gratulieren!
Aktualisiert am 25.11.2021. Eine frühere Version dieses Artikels wurde am 26.11.2016 veröffentlicht.