Francis Kéré baut ein mobiles Riesen-Theater in Berlin
16. November 2016
"Radically Simple" heißt eine neue Architektur-Ausstellung zu Francis Kéré in München. Zugleich wurde bekannt, dass der Architekt auf dem Berliner Flughafen Tempelhof ein riesiges Theater auf Zeit errichten wird.
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Ein Meister der Einfachheit - der Architekt Francis Kéré
Für den verstorbenen Theatermann Christoph Schlingensief hat Francis Kéré ein Operndorf in seiner Heimat Burkina Faso gebaut. Seine Entwürfe bestechen mit Einfachheit und großer kultureller Tiefe.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk
Meister der Einfachheit
Mit seiner nachhaltigen Bauweise gilt Kéré als einer der wichtigsten Vertreter einer sozialen Architektur. In seiner Heimat hat er Schulen gebaut, ein Krankenhaus und das Operndorf des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief. Seine Entwürfe bestechen durch Einfachheit und große kultureller Tiefe.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk
Erstlingswerk
Schon mit seinem ersten Werk, der Grundschule in seinem Heimatort Gando, gewann Kéré 2004 den renommierten "Aga Khan Award for Architecture". Die gepressten Erdblöcke absorbieren die Hitze und senken die Raumtemperatur. Ein großes, überhängendes Dach, das auf einer Konstruktion aus Stahlstäben und Betonbalken ruht, spendet Schatten und lässt die Luft zwischen Dach und Raumdecken zirkulieren.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Das Lycée Schorge
Auch das "Lycée Schorge", eine weiterführende Schule in Burkina Faso, folgt Kérés Idee vom ökologischen Bauen. Er setzt dabei auf ländertypische Materialen und Techniken. Er beschäftigt heimische Arbeiter mit einfachen Werkzeugen. So verwurzelt er seine Bauten in der vorherrschenden Kultur. 350 Schüler drücken im Lycée Schorge die Schulbank.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Ein sichtbares Zeichen
Bildung ist in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, ein teures Gut. Analphabetismus ist weit verbreitet. Auch deshalb hat Kérés Schulneubau des Lycée Schorge in Burkina Faso ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Deutsch-afrikanisches Wissen
Noch eine Ansicht des Lycée Schorge. Schulkinder verbringen die Unterrichtspause im sonnenbeschienenen Hof, den ein zum Halbkreis geschwungener Gebäuderiegel bildet. Erkennbar auch hier: das schattenspendende, vorgestreckte Dach. Die Konstruktion verbindet deutsche Ingenieurskunst mit afrikanischer Handwerkstechnik. Kéré hat in Berlin Architektur studiert.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Erweiterungsbau
Erst kürzlich erhielt Francis Kérés Schule in Gando einen Erweiterungsbau. Auch dieses Gebäude begegnet der afrikanischen Hitze mit einer luftigen Dachtechnik. Heute betreut der Architekt Projekte auf der ganzen Welt - von Burkina Faso bis Indien. Auch in Europa ist Kéré zunehmend gefragt. In Berlin soll er einen Flugzeughangar in ein mobiles Theater umbauen.
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Kérés dritter Weg
Francis Kéré versucht einen "dritten Weg" auf dem Feld der Architektur - aus den kulturellen Prägungen seines Geburtslandes Burkina Faso und seinen Studienerfahrungen an der TU Berlin. Die Münchener Ausstellung "Radically Simple" würdigt den 52-Jährigen denn auch als "außergewöhnliches Talent" unter den Architekten der Gegenwart.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Operndorf Afrika
Das Projekt "Operndorf Afrika" war dem Aktionskünstler und Regisseur Christoph Schlingensief eine Herzensangelegenheit, bevor er 2010 einem Krebsleiden erlag. Kéré baute das interkulturelle Zentrum unweit von Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Burkina Faso. Unser Bild zeigt die Krankenstation.
Bild: Gran Horizonte Media/D. Schwartz
Der Architekturtempel
Das Architekturmuseum der Technischen Universität München hat ihr Domizil in der Pinakothek der Moderne - krasser könnte der architektonische Gegensatz zu Francis Kérés Entwürfen kaum sein. Der Afrikaner gilt als Meister der Einfachheit. Die Ausstellung "Radically Simple" dauert noch bis 26. Februar 2017.
Bild: Neue Pinakothek
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Seit 2005 lebt der aus dem westafrikanischen Burkina Faso stammende Architekt in Berlin. Jetzt soll er einen ausrangierten Hangar des Flughafens zu einem "mobilen temporären Theater" umbauen, und zwar im Auftrag des künftigen Intendanten der Volksbühne, Chris Dercon. Es wäre der erste konkrete Plan des Belgiers, der Volksbühnen-Chef Frank Castorf 2017 nach 25 Jahren im Amt ablöst. Die Berufung des Kulturmanagers Dercon hatte in der Berliner Kulturszene einen Proteststurm ausgelöst.
Kéré denkt bei seinem Theaterbau an eine runde, amphitheaterähnliche Bühne, die bis zu 1000 Menschen Platz bietet. Sie soll - wie zuvor die Flugzeuge - nach draußen fahren können, erklärte der für die Einfachheit seiner Entwürfe bekannte Baumeister in München. "Die Warnung ist schon da - Berlin funktioniert nicht", so Kéré mit Blick auf die Langzeit-Baustelle des Berliner Flughafens Schönefeld, "aber mit mir wird es funktionieren".
K.21 Francis Kere
05:16
Bekannt für seine einfachen Entwürfe
In seiner Heimat Burkina Faso hat der Architekt Schulen und das Operndorf des 2010 verstorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief gebaut. Bilder und Modelle seiner Projekte zeigt das Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne in der Schau "Radically Simple" ("Radikal Einfach") bis zum 26. Februar 2017. Das Museum stellt Kéré als "außergewöhnliches Talent" vor, dem es gelinge, "die tiefen kulturellen Prägungen seines Heimatlandes mit den Erfahrungen, die er seit dem Studium an der TU Berlin in Deutschland gemacht hat, in einen neuen, dritten Weg umzusetzen."
Mit beeindruckenden Aufnahmen und Videos zu bislang unpublizierten Werken bereichert der Fotograf und Videokünstler Daniel Schwartz die Münchner Schau und ermöglicht den Ausstellungsbesuchern eine eindrucksvolle Begegnung mit den Werken von Francis Kéré.