Er liebt den Jazz, hat Sinn für Kunst und ist belesen: Mit Frank-Walter Steinmeier geht ein Kulturmensch in die zweite Amtszeit als Bundespräsident.
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Kunst im Schloss Bellevue
Schloss Bellevue ist nicht nur der Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten, es beherbergt auch zahlreiche Kunstwerke. Was zu sehen ist, hängt vom jeweiligen Amtsinhaber ab.
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Ungegenständliche Repräsentationskunst
Schloss Bellevue verfügt über rund 50 Räume. Im Eingangssaal erinnern zwei große Farbraumkörper an den 2013 verstorbenen Gotthard Graubner. Der Künstler verließ 1954 die DDR, um an der Kunstakademie in Düsseldorf zu studieren. Weltberühmt wurde er mit seinen "Kissenbildern", die aus aus zahlreichen Lagen von farbaufnehmenden Watten und Stoffbahnen bestanden.
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Zu Ehren von Schinkel
Karl Friedrich Schinkel gilt als der wohl bedeutendste Architekt, den Preußen hervorgebracht hat und der zugleich Berlin mitgestaltet hat. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Schinkel, der sich von der Antike inspirieren ließ und sie in die Klassik transportierte, das frühere Musikzimmer gewidmet und es in Karl-Friedrich-Schinkel-Salon umbenannt. Dort hängen Entwürfe aus seiner Feder.
Bild: www.bundespraesident.de
Salonlöwinnen
Im Jahr 2021 dekorierte Bundespräsident Steinmeier um: Er holte sich Heldinnen und Helden der Demokratiegeschichte ins Haus. Hier steht er vor den Porträts der Jüdinnen Rahel Varnhagen und Henriette Herz, den bekanntesten Salonnièren des 18. Jahrhunderts. Die beiden führten sogenannte Debattiersalons und stehen für "geistige Unabhängigkeit und Courage", wie Steinmeier seine Wahl begründete.
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Preußische Architektur
Schloss Bellevue erinnert an seinen Bauherrn, Prinz Ferdinand von Preußen. Es besteht aus einem Haupt- und zwei Seitenflügeln. 1775 wurde der Bau begonnen. Es ist seit 1994 der Amtssitz des Bundespräsidenten. Nicht weit entfernt vom Deutschen Bundestag und vom Bundeskanzleramt steht das Schloss am Rande des Tiergartens. Es ist umgeben von einem weitläufigen Park.
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Geist der Demokratie
Frank-Walter Steinmeier nannte zahlreiche Säle in Schloss Bellevue um. Dieser hier erinnert an Robert Blum, einen der wichtigsten Vorkämpfer der Demokratie in Deutschland. In diesem Saal ist Kunst zur deutschen Demokratiegeschichte zu sehen. Aber auch Rahel Varnhagen und dem Aufklärer Voltaire, der einige Zeit am Hofe des preußischen Königs Friedrich II. gewirkt hat, sind nun Säle gewidmet.
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Leihgabe der Hohenzollern
Im Treppenhaus hängt das Gemälde "Friedrich Wilhelm III." (1832) des Malers Franz Krüger im Goldrahmen. Es ist eine Leihgabe des Hauses Hohenzollern, SKH Georg Friedrich Prinz von Preußen. Friedrich Wilhelm III. gilt als eher friedfertiger Hohenzollernfürst, weil er nicht zu den Waffen greifen wollte. Härte und Mut waren nicht seine Stärken.
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Temporäre Ausstellung mit DDR-Kunst
Anlässlich des 30-jährigen Mauerfalljubiläums eröffnete Frank-Walter Steinmeier als amtierender Bundespräsident 2019 eine Ausstellung mit Gemälden von Künstlern aus der DDR. Die Bilder hingen dort "als Verbeugung vor allen, die im Jahr 1989 den Mut aufgebracht haben, auf die Straße zu gehen", sagte Steinmeier in seiner Rede anlässlich der Eröffnung. Dazu gehörte auch "Januskopf" von Harald Metzke.
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Verbeugung vor den Mutigen
Zu der Präsentation gehört auch das Gemälde "Seiltänzer" (1984) von Trak Wendisch, und links "Kaspar - kopfüber in Damenstiefeln" (1987) von Hartwig Ebersbach. Die Bilder hingen bis zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung im Oktober 2020 und konnten während eines Besuchs des alljährlichen Bürgerfests im Schloss Bellevue besichtigt werden.
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Gemäldegalerie der Bundespräsidenten
Kurz nach seinem Amtsantritt ließ Joachim Gauck die Köpfe seiner zehn Vorgänger im Amt als Bundespräsident vom Foyer in ein kleines Nebenzimmer umhängen. Gauck fand sie "zu bunt". Das sorgte für einen kleinen Skandal. 110.000 Euro soll die Reihe gekostet haben. Ex-Bundespräsident Christian Wulff hatte den kaum bekannten ostdeutschen Maler Volker Henze beauftragt, alle Staatsoberhäupter zu malen.
Seit ihn die Bundesversammlung am 10. Februar 2017 in das höchste Staatsamt wählte, genießt Steinmeier solche Begegnungen. Ob beim Rheingau-Musikfestival, beim Adventskonzert oder beim Bonner Jazzfest, die Reihe seiner Eröffnungsreden und Schirmherrschaften ist lang - Kunstgenuss inbegriffen, versteht sich. Nun wird die Liste wohl noch länger. Am 13. Februar 2022 tritt die Bundesversammlung im Paul-Löbe-Haus in Berlin zusammen, um den 12.Bundespräsidenten zu bestimmen. SPD, Grüne, FDP und auch die Unionsparteien haben schon angekündigt: Steinmeiers Nachfolger wird...er selbst.
Kulturköpfe wählen Steinmeier
Eine gute Nachricht, wie manche Kulturleute finden: Vor fünf Jahren noch waren es Prominente wie die Sänger Roland Kaiser und Peter Maffay, der Regisseur Marcus Rosenmüller, die Schauspielerinnen Iris Berben und Natalia Wörner, Stefanie Kloß von der Band "Silbermond", Katja Ebstein oder auch der YouTuber Julien Bam, die für die SPD als Wahlmänner-bzw. frauen in die Bundesversammlung zogen und - mutmaßlich - dem gemeinsamen Kandidaten von Union und SPD ihre Stimme gaben.
Glamour bei der Bundespräsidentenwahl
Dragqueen, Schlagersänger, Sportlerin: Neben Abgeordneten werden auch Promis und verdiente Bürger in die Bundesversammlung entsandt. Auch die folgenden Bürger sind bei der Wahl des nächsten Bundespräsidenten dabei.
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Bunter als die Bundespolitik
"Es gab bislang Wahlmänner und Wahlfrauen und jetzt gibt es eben auch mal was dazwischen", sagt die Dragqueen Olivia Jones. Auch das Amt des Bundespräsidenten würde "wunderbar" zu ihr passen, meinte die Travestie-Künstlerin in einem Interview. "Mit mir würde es nicht langweilig werden."
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Bundestrainer wählt Bundespräsidenten
Auch Bundestrainer Joachim Löw reist zum ersten Mal als Wahlmann nach Berlin. Seine Fußball-Nationalmannschaft steht für Integration, Vielfalt, Offenheit, Fairplay und Toleranz. Es sei eine absolute Bürgerpflicht, zu einer Wahl zu gehen. "Das ist ein ganz wichtiger Teil gelebter Demokratie", sagte Löw in einem Interview des DFB. Also Daumen hoch für den Bundestrainer.
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Frau in einer Männerdomäne
Bibiane Steinhaus ist die erste Fußball-Schiedsrichterin im Profi-Männerfußball. 2005 stieg sie zur Unparteiischen beim Weltverband Fifa auf. Nun darf sie auch als Wahlfrau mit ihrer Karte für den neuen Bundespräsidenten abstimmen.
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Mehr als eine Schlager-Ikone
Songs wie "Santa Maria" machten den deutschen Schlagersänger Roland Kaiser berühmt. Was vielen verborgen bleibt: Kaiser ist seit Jahren SPD-Mitglied. Für Furore sorgte sein Auftritt bei einer Anti-Pegida-Demo in Dresden. Dort warb er für Toleranz und Dialog und sprach sich gegen eine inhumane Flüchtlingspolitik aus. Seitdem wird er auf seiner Facebook-Seite als "Volksverräter" beschimpft.
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Stimme gegen rechte Hetze
Herr Gauck habe gezeigt, dass es bei dem Amt des Bundespräsidenten nicht nur um Repräsentation gehe, sondern auch um politisches Wirken, sagte Sänger Peter Maffay in einem rbb-Interview. Joachim Gauck habe dies eindrucksvoll vorgemacht. Der im rumänischen Siebenbürgen geborene Deutsch-Rocker Maffay engagiert sich seit Jahren politisch und erhebt seine Stimme gegen rechte Hetze.
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Ich bin dann mal Bundesversammlung
Auch Comedian und Entertainer Hape Kerkeling sitzt in der Bundesversammlung. Er gehöre zu den "vielfältigsten und geistreichsten deutschen Künstlern und Autoren", heißt es in der Begründung. Auch vor Politikern macht er nicht Halt. Berühmt wurde Kerkeling durch seine Doppelgänger-Rolle als niederländische Königin Beatrix. Vor 25 Jahren wurde er in einer Fernsehshow als schwul geoutet.
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Image-Pflege mit Paradiesvögeln
Bei der Bundesversammlung soll das ganze Volk repräsentiert sein. Das besondere Image sollen auch jüngere Wahlmänner und -frauen transportieren. Einer von ihnen ist bei der Wahl am 12. Februar Youtube-Star Julien Bam. Der Webvideo-Produzent ist jung, erfolgreich - und gerade bei Jugendlichen sehr beliebt.
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Front gegen rechts
Ob Rollenklischees oder Politik: Kabarettistin Carolin Kebekus ist bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Kölnerin parodierte zuletzt AfD-Frau Frauke Petry. "In diesen politisch turbulenten Zeiten möchte ich mich dafür einsetzen, dass Deutschland den richtigen Weg einschlägt und nicht von rechts überholt wird“, zitiert die Zeitung "Express" die Komikerin.
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Zeichen für mehr Inklusion
Verena Bentele war einst ein Star der Winter-Paralympics. Nach ihrer bemerkenswerten Karriere als blinde Athletin im Biathlon und Skilanglauf macht sie nun in der Politik weiter und wurde zur Behindertenbeauftragten der Bundesregierung ernannt: die erste, die selbst eine Behinderung hat.
Semiya Simsek Demirtas ist die Tochter des ersten bekannten NSU-Opfers. Mit Beginn der NSU-Prozesses trat sie in die Öffentlichkeit. Sie steht nicht nur für die Aufarbeitung des rechtsextremen Terrors und anderer rassistisch motivierter Morde, sondern auch für Menschen mit Migrationshintergrund.
Für Feridun Zaimoglu ist die Bundesversammlung kein neues Erlebnis. Seit 2009 nimmt der deutsche Schriftsteller türkischer Herkunft an der Wahl eines Bundespräsidenten teil. Zaimoglu gilt als unabhängiger Intellektueller und kritischer Freigeist und setzt sich für einen Dialog mit den Muslimen ein.
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Offensiv gegen Rassismus
Iris Berben ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands. Berben beeindruckt mit ihrer klaren politischen Haltung und ihren eindrücklichen Worten gegen jede Art von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Sorge bereite ihr das offene Zur-Schau-Stellen rechter Gesinnung, für die sich niemand mehr schäme, sagte sie in einem Interview.
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In diesen Tagen stellten die Fraktionen der Ampelregierung erneut ihre Wahltruppen zusammen, darunter wiederum viele Kulturköpfe, die Namen nicht weniger klangvoll: Der Pianist Igor Levit etwa, die Schriftsteller Sasa Stanisic und Gaby Hauptmann, die Schauspielerinnen Renan Demirkan und Sibel Kekilli oder der Entertainer Bernd Stelter.
Sinn für Kunst - ohne viel Aufhebens
Bevor er 2017 den Posten des Außenministers gegen den des Staatsoberhaupts tauschte, gab es freundlichen Beifall aus Kulturkreisen. "Viele Kulturschaffende wünschen sich, dass Steinmeier die Nachfolge von Präsident Joachim Gauck antritt", recherchierte die Nachrichtenagentur DPA. Zitiert wurden der Opernsänger Thomas Quasthoff und der Filmemacher Sönke Wortmann. "Er hat einen Sinn für Kunst, ist auch belesen, aber davon macht Frank-Walter Steinmeier wenig Aufhebens", so die Beobachtung.
Das mag an Steinmeiers ostwestfälischem Temperament liegen, gerne verbunden mit Zurückhaltung und Bescheidenheit. In dem 1000-Seelen-Dorf Brakelsiek, nicht weit von Detmold, ist der Tischlersohn "Frank" (damals noch ohne Walter) groß geworden. Er kickte beim TuS 08 Brakelsiek und soll, wie später in der Politik, eine Art Allzweckwaffe gewesen sein, einsetzbar auf bald jeder Position. "Einer", wie es in einem Zeitungsporträt heißt, "der keine Geniestreiche bot, aber zäh und zuverlässig kämpfte - und im Zweifelsfall abwartete".
Populär bei seinen Landsleuten
Abwarten zu können scheint eine von Steinmeiershervorstechenden Tugenden zu sein. Langen Atem beweist er auf seinen politischen Stationen: An der Seite von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) managt Steinmeier die Staatskanzlei in Hannover. Mit Schröder, Jurist wie er, wechselt er 1998 ins Bundeskanzleramt, erst in Bonn, dann in Berlin. Sein Spitzname: "Die Graue Effizienz". Nach der Ära Schröder wird Steinmeier - unterbrochen durch vier Jahre als Oppositionsführer - zweimal Außenminister einer Großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel. Steinmeiers eigene Kanzlerkandidatur 2009 scheitert indes krachend.
"Von Parteiämtern und Mandaten hatte er sich lange ferngehalten", kommentierte der Cicero-Kolumnist Matthias Heitmann 2017 frech, "Stattdessen nutzte er lieber den Technokrateneingang, um an die Schaltstellen der Macht zu gelangen." Am Ende aber gelingt Steinmeier der Sprung ins Präsidentenamt. Sein unprätentiöses, verbindliches Auftreten während der Außenministerjahre hat ihn populär gemacht.
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Einsatz für Corona-Hilfen in der Kultur
Nachdenklich, zuhörend und vermittelnd füllt er die Präsidentenrolle aus, etwa als er gleich zu Beginn der Corona-Pandemie einige Kritiker staatlicher Schutzmaßnahmen trifft. Unüberhörbar dann sein Appell, die leidende Kultur mit neuen Geldspritzen zu unterstützen. "Die Aussichten für die Zeit nach diesem zweiten Pandemiewinter sind ungewiss", sagt Steinmeier beim präsidialen Adventskonzert im Dezember 2021, "für viele freie und städtische Museen und Bühnen, aber auch für die Clubs geht es ums Überleben!" Dabei sei die Kultur doch der Kitt der Gesellschaft, gerade in einer so schweren Krise.
Steinmeiers Eintreten für die Kultur erinnert an seine Außenministerzeit. Als er 2005 Chef im Auswärtigen Amt wird, leidet die Auswärtige Kulturpolitik unter Sparzwängen, einige Goethe-Institute müssen schließen. Steinmeier ist überzeugt: In einer kriselnden Welt kann die Kultur manchmal mehr erreichen als die Politik, in religiösen oder kulturellen Konflikten schafft sie den Raum für Begegnungen und so die Basis für Dialog und Verständigung. Steinmeiers Amtszeit gilt denn auch als Wendepunkt: Binnen drei Jahren steigen die Mittel für die Auswärtige Kulturpolitik um 35 Prozent auf über 650 Millionen Euro. Zehn Goethe-Institute werden wieder - oder neueröffnet. Das Kulturinstitut kann seine Strukturen modernisieren und - dank Steinmeier - wieder nach vorne blicken.
Kultur- und Geschichtsbewusstsein
Dazu passt, dass Steinmeier seinen Berliner Amtssitz Bellevue erst unlängst hat umdekorieren lassen. Aus Verehrung für die Gebrüder Humboldt wurde ein Saal mit Memorabilien der beiden preußischen Aufklärer bestückt. Schaukästen mit Steinproben aus Mexiko, Italien und Kasachstan stehen da jetzt, eingerahmt von Porträts der Forscher-Brüder. Neugestaltet wurden auch drei Räume im Hauptflügel des Schlosses.
Der einstige Gartensalon heißt nun "Salon Voltaire", dort hängen Büsten des französischen Philosophen, seines Förderers Friedrich des Großen und Immanuel Kants sowie sechs Ölporträts von Anton Graff. Das frühere Musikzimmer verwandelte sich in den "Schinkel-Salon" mit Entwürfen des Architekten, und der Damensalon in den "Salon Rahel Varnhagen", behängt mit einem Bildnis der berühmten Salonnière. Preußen konnte auch anders, so Steinmeiers geschichtspolitische Botschaft. Geschichtsbewusstsein demonstrierte der Präsident auch 2019, als er zum 30. Jubiläum des Mauerfalls Gemälde von DDR-Künstlern im Schloss Bellevue aufhängen ließ. Als Verbeugung vor allen, "die im Jahr 1989 den Mut aufgebracht haben, auf die Straße zu gehen."
Steinmeier, der Jazz-Fan
Gerne gibt der Bundespräsident den kulturaffinen Gastgeber, wie zum Auftakt des Bonner Jazzfestes 2019. Helle Frauenstimmen des Kölner Vokal-Ensembles "Of Cabbages And Kings" zaubern ein seliges Lächeln auf Frank-Walter Steinmeiers Gesicht. Der zum Jazzvirtuosen gewandelte Opernstar Thomas Quasthoff tritt auf, es folgen der Jazz-Pianist Frank Chastenier und das Duo Julia Hülsmann und Christopher Dell. Das Entree der spätklassizistischen Villa Hammerschmidt, Steinmeiers zweiter Amtssitz in der früheren Bundeshauptstadt, trägt Züge eines Jazzkellers - ganz nach dem Geschmack des Hausherrn.
Dass er dem Jazz zugetan ist, daraus hat Steinmeier nie einen Hehl gemacht. Bei einem Konzert im Berliner Schloss Bellevue 2017 betonte er die historische Bedeutung der Musikrichtung: "Jazz war nach dem Krieg für die Deutschen so etwas wie der Soundtrack zum neuen Leben, die Melodie der Befreiung, vielleicht sogar der Freiheit." Beeindruckt habe ihn "die ganz besondere Verbindung zwischen Struktur und Freiheit, Konzept und Improvisation, Strenge und Spontaneität im Jazz". Das klang wie eine Liebeserklärung - des alten und absehbar neuen Präsidenten.