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Frankfurt-Hahn wird chinesisch

6. Juni 2016

Der Hunsrück-Flughafen Hahn geht an die chinesische Shanghai Yiqian Trading Company. Die will kurzfristig den Frachtverkehr mit China ausbauen und langfristig asiatische Passagiere nach Deutschland holen.

Airline Ryanair
Bild: picture-alliance/dpa/F. von Erichsen

Der vor allem von der Billigfluglinie Ryanair genutzte Flughafen Frankfurt Hahn geht in chinesische Hände. Rheinland-Pfalz verkaufe seinen Airport-Anteil von 82,5 Prozent für einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag an die Firma Shanghai Yiqian Trading, teilte das Bundesland am Montag mit. Der Käufer sei in den Branchen Luftfahrt, Logistik und internationaler Handel tätig, heißt es.

Der chinesische Käufer des angeschlagenen Flughafens hat einen deutlichen Ausbau des Frachtgeschäfts angekündigt. Die Shanghai Yiqian Trading Company sei im Gespräch mit der ebenfalls in China ansässigen Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express, damit diese an den Airport zurückkehre, sagte der Generalbevollmächtigte Yu Tao Chou am Montag. Die Airline hatte den Flughafen im Hunsrück 2015 verlassen und damit einen massiven Einbruch im Frachtgeschäft verursacht.

Verstärkter Frachtverkehr

Außerdem wird laut Chou über mehr Flüge mit leicht verderblichen Waren wie Nahrungsmittel nachgedacht. Langfristig solle auch das Passagiergeschäft ausgebaut werden, etwa mit Angeboten für asiatische Touristen. Chou meinte: "Ich habe mein Herz an den Flughafen Hahn verloren."

Auch nach seiner Privatisierung soll der defizitäre ehemalige US-Fliegerhorst Hahn mit Millionen an Steuergeld unterstützt werden. Bis 2024 dürfen gemäß den EU-Flughafenleitlinien noch Betriebs- und Investitionsbeihilfen in Höhe von bis zu rund 50 Millionen Euro fließen.

Kritik von der Opposition

Die CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag kritisierte, die frühere rot-grüne Landesregierung habe den Flughafen Hahn fast in die Insolvenz geführt. "Es ist zu befürchten, dass bei einem solchen Notverkauf eher der Käufer als der Verkäufer die Bedingungen stellt." Die CDU kritisierte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die jetzt eine rot-gelb-grüne Regierung führt: "Eines bleibt festzuhalten: Unter Frau Dreyer wurde der Nürburgring russisch und Hahn chinesisch. Schöne Bilanz, Frau Dreyer!" Der Nürburgring war 2012 pleite gegangen und gehört heute der NR Holding um den russischen Pharmaunternehmer Viktor Charitonin.

Der Hunsrück-Airport Hahn war einst ein US-Militärflughafen. 1993 begann die zivile Nutzung. Der irische Billigflieger Ryanair fliegt seit 1999 in den Hunsrück und baute den Airport zu einem Drehkreuz aus. Die Fluglinie ist bis heute der mit Abstand wichtigste Kunde. 2009 schied der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport als Anteilseigner am Flughafen aus.

Seitdem hielt das Land Rheinland-Pfalz 82,5 Prozent der Anteile an der Frankfurt-Hahn GmbH, Hessen besaß 17,5 Prozent. Der Flughafen, der eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis hat, steckt seit Jahren in den roten Zahlen, unter anderem, weil der größte Kunde Ryanair sein Angebot immer mehr ausdünnt und auf größere Flughäfen wie den benachbarten Airport Köln/Bonn verlagert.

Hahn ist nicht der einzige Flughafen mit chinesischem Engagement. 2007 kaufte ein chinesischer Investor den ehemals von der Roten Armee genutzten Militärflugplatz Schwerin-Parchim in der mecklenburgischen Provinz für rund 30 Millionen Euro. Käufer war die LinkGlobal Logistics Co. mit Sitz in Peking, die allerdings in der Folgezeit immer wieder Zahlungstermine verstreichen ließ und Baumaßnahmen verzögerte. Der Flughafen aus den 1930er Jahren soll bis zum nächsten Frühjahr für den regulären Linienverkehr aufgerüstet werden - für Touristen- und Frachtmaschinen aus China, heißt es.

wen/iw (dpa, rtrd, )

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