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Politik

Frankreich droht "schwarzer Dienstag"

16. Dezember 2019

Wer derzeit nach Frankreich mit dem Zug reisen will, der muss starke Nerven mitbringen. Es steht ein "schwarzer Dienstag" bevor: Gewerkschaften schalten im Streikmodus einen Gang nach oben.

Frankreich Streik TGV Bahnhof
Bild: Reuters/C. Platiau

Wie die Bahngesellschaft SNCF mitteilte, fallen am 13. Streiktag 75 Prozent der TGV-Hochgeschwindigkeitsverbindungen aus und 95 Prozent der Intercity-Züge. Auch grenzüberschreitende Züge und der Flugverkehr sind erneut gestört.

Besonders betroffen ist wieder Paris: Dort bleiben die meisten Metrolinien geschlossen, es verkehren nur 20 Prozent der Vorortzüge. Da auch das Bodenpersonal an Flughäfen streikt, rief die Zivilluftfahrt-Behörde die Fluggesellschaften zudem auf, 20 Prozent ihrer Verbindungen zum Pariser Flughafen Orly zu streichen.

Weihnachten im Fokus

Die Bahngesellschaft SNCF will die Reisenden am Dienstag informieren, wie die Lage an Weihnachten aussieht. Nach Angaben von Verkehrsministerin Elisabeth Borne soll es einen Zug "für alle geben, die bereits ein Ticket gekauft haben". Wie die Bahn dies angesichts der Streikdrohung der Gewerkschaften bewerkstelligen will, ließ sie offen.

In mehreren Städten sind zudem Kundgebungen gegen die Rentenreform geplant, unter anderem in Paris und in Lyon im Osten des Landes. Dem Aufruf hat sich auch die größte französische Gewerkschaft angeschlossen, die bisher kompromissbereite CFDT. Unter anderem auch Lehrer und das Krankenhaus-Personal wollen sich an den Ausständen beteiligen.

Premierminister Edouard Philippe lud Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern für Mittwochnachmittag zum Gespräch.

Macrons Rentenplaner gibt auf

Im Streit um die Reform erlitt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron derweil eine schwere Schlappe: Sein Renten-Beauftragter Jean-Paul Delevoye trat zurück. Der 72-Jährige hatte verschiedene bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten und Mandate nicht offiziell angegeben. Gewerkschaften und Opposition warfen Delevoye deshalb illegale Ämterhäufung und einen Interessenkonflikt vor.

Jean-Paul Delevoye, Rentenbeauftragter der französischen Regierung, gibt sein Amt aufBild: picture-alliance/dpa/Bildfunk/AP/M. Euler

Macron nahm den Rücktritt des Hohen Kommissars für die Rentenreform "mit Bedauern" an, wie es aus dem Elysée-Palast hieß. Der Staatschef hatte den früheren Minister von Präsident Jacques Chirac im September 2017 berufen, um die Rentenreform auszuarbeiten. Sie ist eines der zentralen Wahlkampfversprechen Macrons.

Macron hatte zu Beginn seiner Amtszeit die Transparenz-Gesetze verschärft und Regierungsmitglieder zu vorbildhaftem Verhalten aufgerufen. Die Gewerkschaft CGT erklärte, nun müsse Macron die umstrittene Reform zurückziehen.

Mit der Rentenreform will die Regierung die jetzige Zersplitterung in 42 Renten-Einzelsysteme beenden, von denen einige etliche Sonderrechte und Privilegien mit sich bringen. Sie sieht vor, dass die Franzosen künftig erst mit 64 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen können statt bisher mit 62. Zudem sollen Vorzugsrenten etwa bei der Bahn und beim Pariser Nahverkehr abgeschafft werden.

Die Mehrheit der Franzosen hat genug von den Rentenplänen der RegierungBild: Reuters/J. Pelissier

Gegen die Rentenreform gibt es die bisher massivsten Proteste in Macrons gut zweieinhalbjähriger Amtszeit. Zu Beginn der Protestwelle am 5. Dezember waren mehr als 800.000 Menschen gegen die Reform auf die Straße gegangen, fast drei Mal so viele wie in der "Gelbwesten"-Krise vor einem Jahr.

LKW-Fahrer machen mit

Am Montag stiegen erstmals auch die Lkw-Fahrer in den Streik ein. Sie folgten einem Aufruf der Gewerkschaften. Mit "Schneckentempo"-Aktionen sorgten sie auf Nationalstraßen und Autobahnen rund um Städte wie Paris, Straßburg, Lyon und Toulouse für Verkehrsbehinderungen. Die Mitarbeiter der Logistikbranche wollen damit höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen erreichen.

Paris im StauBild: Reuters/C. Platiau

Die Aktionen verschärften die Situation für viele Pendler weiter. Rund um Paris bildeten sich zwischenzeitlich Staus von zusammengerechnet fast 630 Kilometern Länge.

cgn/haz/kle (afp, dpa)

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