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Frankreich: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy im Gefängnis

21. Oktober 2025

Erstmals in der jüngeren Geschichte Frankreichs verbüßt ein Ex-Staatschef eine Haftstrafe. Nicolas Sarkozy beteuert seine Unschuld, spricht von einem Justizskandal und könnte das Gefängnis schon bald wieder verlassen.

Ex-Präsident Nicolas Sarkozy auf dem Weg ins Gefängnis mit seiner Frau
Frankreichs ehemaliger Präsident Nicolas Sarkozy und Ehefrau Carla Bruni auf dem Weg zum Gefängnis in ParisBild: Thibault Camus/AP Photo/picture alliance

Der 70-Jährige Nicolas Sarkozy traf am Dienstagmorgen in einem Fahrzeug der Polizei vor der Pariser Justizvollzugsanstalt La Santé ein. Ein Gericht hatte Sarkozy am 25. September in der Affäre um illegale Wahlkampffinanzierung aus Libyen zu fünf Jahren Haft mit sofortiger Vollstreckung verurteilt. Der Ex-Präsident hat Berufung eingelegt. Wegen der "Schwere der Taten" ordnete das Gericht an, dass Sarkozy die Strafe vor dem Berufungsprozess antreten muss. Damit ist er der erste Staatschef Frankreichs der Nachkriegszeit, der tatsächlich ins Gefängnis muss.

Anwälte reichen Antrag auf vorzeitige Entlassung ein

Sarkozy soll in einem isolierten Trakt untergebracht werden, der für Häftlinge mit erhöhtem Schutzbedarf vorgesehen ist. Eine Vorzugsbehandlung erhält er laut Behörden nicht. Aufgrund seines Alters darf Sarkozy unmittelbar nach Haftantritt eine Freilassung unter Auflagen beantragen - eine Möglichkeit, die in Frankreich für Häftlinge ab 70 Jahren besteht.

Sein Anwalt erklärte, der entsprechende Antrag sei bereits eingereicht. "Selbst wenn seine Inhaftierung durch nichts gerechtfertigt ist, wird er wohl einen Monat bleiben", sagte sein Anwalt Christophe Ingrain. Dies entspreche der durchschnittlichen Bearbeitungszeit. "Es ist ein trauriger Tag für ihn, für Frankreich und für unsere Institutionen. Diese Inhaftierung ist eine Schande", fügte sein Kollege Jean-Michel Darrois hinzu.

Im Polizeiauto kommt Ex-Präsident Sarkozy in der Justizvollzugsanstalt anBild: Emma Da Silva/AP Photo/picture alliance

In der sogenannten Libyen-Affäre geht es um den Vorwurf, dass für Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf 2007 illegal Gelder aus dem Umfeld des damaligen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi geflossen seien. Zwar fand das Pariser Strafgericht dafür keine direkten Belege, hielt jedoch fest, Sarkozy habe versucht, sich Mittel des libyschen Regimes zu verschaffen.

Sarkozy erhält keine Sonderbehandlung

Unabhängig von seiner Unterbringung gelten für Sarkozy dieselben Bedingungen wie für andere Gefangene. Die Zellen in La Santé sind neun bis zwölf Quadratmeter groß, ausgestattet mit Dusche, Kühlschrank, Fernseher, schmalem Bett und kleinem Schreibtisch.

Bei der Ankunft im Gefängnis musste Sarkozy sich demselben Ablauf unterziehen wie alle anderen Neuankömmlinge, wie der Sender BFMTV berichtete. Fingerabdrücke werden genommen und ein Foto gemacht, er bekommt einen Häftlingsausweis mit einer Häftlingsnummer. Laut dem Sender wird Sarkozy auch wie jeder neue Häftling durchsucht, wofür er sich komplett ausziehen muss. Danach erhält er Hygieneartikel, Wäsche, Bettlaken und Schreibzeug.

Eine letzte Umarmung zwischen Ex-Präsident Sarkozy und seiner Frau Carla Bruni vor der Fahrt zum GefängnisBild: Julien De Rosa/AFP/Getty Images

Wie vor Sarkozys Haftantritt bekannt wurde, hatte Präsident Emmanuel Macron den ehemaligen Staatschef am Freitag im Élysée-Palast empfangen. Das Treffen wurde vom Palast auf Anfrage bestätigt. Justizminister Gérald Darmanin kündigte an, dass er Sarkozy im Gefängnis besuchen werde.

Kurz vor seiner Abfahrt ins Gefängnis erklärte Sarkozy auf der Plattform X, er werde weiterhin "diesen Justizskandal anprangern". Die Ermittlungen der vergangenen Jahre nannte er einen "Kreuzweg" und bezeichnete seine Haftstrafe als Racheakt. Der Ex-Präsident kündigte an, über seine Zeit hinter Gittern ein Buch schreiben zu wollen.

pgr/se (dpa, afp, rtr)

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