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Frankreich gedenkt der Opfer des Nazi-Terrors

26. April 2015

Gemeinsam mit Frankreichs Präsident Hollande haben EU-Politiker und Opfer-Vertreter der Millionen von Deportierten im Zweiten Weltkrieg gedacht. Der Ort der Erinnerung: das ehemalige KZ Natzweiler-Struthof im Elsass.

Francois Hollande mit EU-Ratspräsident Donald Tusk, der lettischen Regierungschefin Laimdota Straujuma und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (Foto: dpa)
Francois Hollande mit EU-Ratspräsident Donald Tusk, der lettischen Regierungschefin Laimdota Straujuma und EU-Parlamentspräsident Martin SchulzBild: picture-alliance/dpa/EPA/P. Seeger

Frankreichs Präsident François Hollande hat vor der wachsenden Fremdenfeindlichkeit in Europa gewarnt. "Rassismus und Antisemitismus sind noch immer da", sagte er bei der Feier zum Gedenken der Opfer des Nazi-Regimes im ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass. "Die Kenntnis der Geschichte schützt uns nicht vor dem Schlimmsten", warnte der sozialistische Staatschef vor zahlreichen Gästen, unter ihnen der deutsche EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, der polnische EU-Ratspräsident Donald Tusk, der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, und die lettischen Regierungschefin Laimdota Straujuma, deren Land derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat.

Erinnerung an die Opfer

An der Gedenkfeier nahmen viele Vertreter jener Gruppen teil, die von den Nazis systematisch verfolgt und in Konzentrationslager deportiert wurden. So waren Vertreter der jüdischen Gemeinde, der Sinti und Roma sowie Homosexuellen-Vertreter und auch Kinder und Enkel von ehemaligen Insassen des KZ unter den Gästen.

"Das Schlimmste kann immer noch kommen", warnte Hollande. "Indem wir das wissen, können wir es verhindern." Dazu solle die Zeremonie im ehemaligen KZ Struthof anlässlich des französischen Gedenktages an die Deportierten beitragen. Er habe zu einer europäischen Gedenkfeier eingeladen, "denn das, was hier passiert ist, war ein entsetzliches Verbrechen, begangen in Europa, von Europäern."

Gedenkstätte des KZ Natzweiler-Struthof (Foto: picture-alliance)Bild: picture-alliance/maxppp/A. Marchi

Als erster französischer Staatschef besichtigte Hollande mit seinen Gästen auch die Gaskammer im ehemaligen KZ, wo deutsche Ärzte an Häftlingen Experimente mit Giftgasen vornahmen und enthüllte zwei Gedenktafeln für die Opfer dieser Experimente - vor allem Juden sowie Roma und Sinti. Hollande sprach mit Enkeln von Deportierten, die Blumen niederlegten.

Experimente mit Giftgasen und Viren

Das rund 50 Kilometer von Straßburg entfernt in den Vogesen gelegene Lager Natzweiler-Struthof hatten die Nazis 1941 eingerichtet, ein Jahr nach der Annexion Ostlothringens und des Elsass durch Hitler-Deutschland. Es war das einzige KZ auf französischem Boden und hatte rund 70 Außenstellen auf beiden Seiten des Rheins.

Insgesamt waren dort rund 52.000 Menschen inhaftiert, unter ihnen viele politische Gefangene, auch deutsche Kommunisten und Sozialisten. Mit einer Todesrate von etwa 40 Prozent gilt Natzweiler-Struthof als eines der mörderischsten Konzentrationslager, abgesehen von Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau, Treblinka und anderen.

Robert Salom, ein Überlebender des KZ, hält eine Rede bei der Gedenkveranstaltung (Foto: dpa)Bild: picture-alliance/dpa/EPA/P. Seeger

Nach jüngsten Schätzungen kamen in dem Lager im Elsass rund 20.000 Insassen ums Leben. Viele starben an Krankheiten, geschwächt durch die Zwangsarbeit in Steinbrüchen, schlechte Ernährung und verheerende hygienische Zustände.

Mehr als 200 Hinrichtungen

Mehr als 200 Häftlinge wurden hingerichtet. Mehrere Hundert starben bei Experimenten mit Kampfgas und Typhus-Erregern. Besonders grausam war das Schicksal von 86 jüdischen Frauen und Männern, die aus Auschwitz herangeschafft wurden. An ihnen experimentierte der deutsche Arzt August Hirth, der eine anatomische Sammlung über die "jüdisch-bolschewistische Rasse" anlegen wollte. Anschließend wurden sie in der Gaskammer ermordet.

Am 23. November 1944, dem Tag der Befreiung Straßburgs wurden auch die Tore des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof geöffnet. Die französischen Soldaten, die in das Lager kamen, fanden aber nur noch leere Baracken vor - die letzten Gefangenen waren Anfang September nach Dachau deportiert worden.

cw/stu (dpa, afp, epd)

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