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PolitikFrankreich

Neue Regierung in Frankreich steht

13. Oktober 2025

Frankreich hat eine neue Regierungsmannschaft, allerdings sind viele der neu ernannten Minister die gleichen wie vorher. Allen steht eine politisch turbulente Woche bevor.

Frankreichs Premierminister Sébastien Lecornu mit dem Abgeordnetem Vincent Jeanbrun und dem Pariser Polizeipräfekten Laurent Nuñez, Lecornu spricht in ein Mikrophon, die anderen beiden Herren schauen zu
Frankreichs Premierminister Sébastien Lecornu (m.) mit dem Abgeordnetem Vincent Jeanbrun (r.) und dem Pariser Polizeipräfekten Laurent NuñezBild: Jeanne Accorsini/ABACA/picture alliance

Der Start für Frankreichs neue Regierung wird zum Drahtseilakt. Das gerade erst an diesem Sonntagabend ernannte Kabinett muss sich in den ersten Tagen mit dem Haushalt für das hoch verschuldete Land befassen. Zudem reichten die oppositionellen Rechts- und Linkspopulisten nur wenige Stunden nach der Kabinettsernennung die ersten zwei Misstrauensanträge ein. 

Chaos um Fristen

Eigentlich war erwartet worden, dass Sébastien Lecornu am Montag einen Haushaltsentwurf ins Parlament einbringt. Dafür wäre eine Kabinettssitzung erforderlich. Da Präsident Emmanuel Macron zum Gaza-Gipfel nach Ägypten gereist ist, wird die erste Sitzung des neuen Kabinetts erst am Dienstag organisiert.

Der französische Präsident Emmanuel Macron ist in Scharm el Scheich angekommen. Er ist in der jüngsten Krise verstärkt in die Kritik geraten.Bild: Yoan Valat/REUTERS

Die Zeit drängt: Werden Fristen nicht eingehalten, könnte Frankreich am Jahresende ohne verabschiedeten Haushalt dastehen, wodurch das finanziell angeschlagene Land unter zusätzlichen wirtschaftlichen Druck geraten würde. Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Frankreich mit 114 Prozent die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und Italien. Auch die Staatsausgaben gehören zu den höchsten in Europa.

Misstrauensvotum kommt

In der neuen Regierung bleiben Schlüsselressorts in den Händen der Amtsinhaber. So bleiben Außenminister Jean-Noël Barrot, Justizminister Gérald Darmanin sowie Wirtschafts- und Finanzminister Roland Lescure auf ihren Posten. Die bisherige Arbeitsministerin Catherine Vautrin wird Verteidigungsministerin und der Pariser Polizeipräfekt Laurent Nuñez Innenminister.

Frankreich: Haushaltsdeal statt Neuwahlen?

03:16

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Die massive Politikkrise in Frankreich ist mit der zweiten Ernennung einer Regierung binnen einer Woche und der Rückkehr des zurückgetretenen Premiers noch lange nicht beendet. Obwohl Lecornu bei Beratungen mit den Parteien auf Kompromisse zum Wohle des Landes in einer äußerst prekären Situation pochte, reichten die Linkspartei La France Insoumise (LFI) und das rechte Rassemblement National (RN) bereits zwei Misstrauensanträge ein.

Ob Lecornu die Misstrauensabstimmung übersteht, die schon diese Woche auf ihn zukommen könnte, ist offen. Die Sozialisten wollten die neue Regierung nur dulden, wenn Lecornu weitreichende Zugeständnisse macht. Mit der unter Zeitdruck erfolgten Regierungsbildung vollzog Lecornu nicht den vom linken Lager verlangten Ruck nach links. Die Regierung behält ein Mitte-Rechts-Profil. Die Konservativen erklärten, sich an der Regierung nicht mehr zu beteiligen, sie aber bei Gesetzesvorhaben unterstützen zu wollen.

Macron massiv in der Kritik

Ein gelungener Neustart Lecornus wird auch als Macrons letzte Chance angesehen, seiner bis 2027 laufenden zweiten Amtszeit neuen Schwung zu verleihen. Er ist in der jüngsten Krise verstärkt in die Kritik geraten. Die Opposition fordert seinen Rücktritt und auch in den eigenen Reihen macht sich Unmut breit.

Auf die Regierung kommt in dieser Woche neben dem Haushalt ein weiteres Streitthema zu: die umstrittene Rentenreform. Auf Druck des linken Lagers hat Präsident Macron zwar eine Verzögerung von Teilen seiner 2023 durchgedrückten Reform in Aussicht gestellt. Der Opposition reicht das aber nicht. "Alle Debatten sind möglich, wenn sie einen realistischen Rahmen haben", sagte Lecornu.

fab/pg/pgr (afp, dpa, rtr)