1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Frankreich verbietet Elfenbeinhandel

Hannah Fuchs19. August 2016

Frankreich schiebt dem Elfenbein- und Nashornhandel ab sofort einen Riegel vor. Ein wichtiger Schritt, sagen Tierschutzorganisationen. Nur der Rest der EU möchte nicht recht folgen. Was bringen die Verbote wirklich?

Für den asiatischen Markt verpackt sind Elfenbein-Stoßzähne eines afrikanischen Elefanten (Foto: picture alliance).
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Jedes Jahr müssen Zehntausende Elefanten wegen ihrer Stoßzähne sterben. Im Mai dieses Jahres hat die kenianische Regierung als Protestaktion in Nairobi 105 Tonnen Elfenbein verbrannt. Ein medienwirksames Ereignis - das zeigen sollte: Afrika wird den illegalen Handel mit Elfenbein nicht tolerieren.

Bei der Aktion waren auch zahlreiche Prominente anwesend, zum Beispiel die Hollywood-Stars Leonardo DiCaprio und Nicole Kidman. Und eben auch Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal. Dort verkündete sie erstmals aller Welt, in Frankreich ein fast vollständiges Handelsverbot mit Elfenbein zu verhängen. Am 17. August wurde dies nun aktiv.

Im Mai kündigte Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal bei einer Elfenbeinverbrennung in Kenia an, das Handeln mit Elfenbein in Frankreich zu verbietenBild: Reuters/T. Mukoya

Frankreich hat bei seinem Verbot ein EU-Problem

Daniela Freyer, Wildtierhandel-Expertin der Artenschutzorganisation Pro Wildlife, freut sich sehr über diesen Schritt. "Gerade in Frankreich gibt es große Elfenbein-Altbestände und viele Auktionshäuser, die damit im großen Stil handeln." Die meisten Verkäufe gingen bisher an asiatische Käufer, besonders nach China.

Nun verbietet Frankreich jeglichen Handel mit dem sogenannten Rohelfenbein - wie ganzen Stoßzähnen oder Teilen davon. Der Handel mit Schnitzereien soll nur noch in Einzelfällen erlaubt werden - wenn es sich dabei nachweislich um Antiquitäten handelt. Auch den Handel mit Nashörnern untersagt Frankreich ab sofort.

"Wenn der Rest der EU das auch so umsetzen würde, wären wir sehr glücklich - das zeichnet sich nur leider noch nicht ab" sagt Freyer.

Daniela Freyer von Pro Wildlife wünscht sich, dass andere Länder Frankreich folgenBild: Pro Wildlife e.V.

Denn in dieser Form sind Frankreichs Ambitionen nur teilweise hilfreich: Da die EU mit ihren 28 Staaten einen gemeinsamen Markt hat, kann nämlich noch immer exportiert werden, indem zum Beispiel Ware über eine anliegende Grenze gebracht - und von dort ausgeliefert wird.

Erneut Gespräche im September

Bei der nächsten Konferenz der CITES-Mitgliedsstaaten (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) - auch das Washingtoner Artenschutzabkommen genannt - wird erneut verhandelt. Vom 24. September bis 5. Oktober treffen sich die rund 180 Vertragsstaaten im südafrikanischen Johannesburg. "Dabei werden die Mitgliedsländer dazu aufgerufen, sowohl den Elfenbeinhandel in ihren Ländern als auch den Handeln zwischen Ländern zu verbieten", sagt Freyer.

"Damit möchte man solche Elfenbeinverkäufe vermeiden, wie sie 2008 und 1999 passiert sind", So die Wildtierhandel-Expertin. Damals gab es einmalige Großverkäufe in China und Japan. Die Idee dahinter war, den Markt zu überschwemmen, damit die Preise sinken und Wilderer kein Profit mehr machen. Genau das Gegenteil ist eingetreten: Der illegale Handel und die Wilderei haben extrem zugenommen.

Kein legaler Markt, keine Wilderei?

Erst ein weltweites Verbot würde nach Pro Wildlife dazu führen, dass der illegale Handel und die Wilderei abnehmen würden. "Weil dann keine legalen Märkte mehr da sind, in die das Elfenbein eingeschmuggelt werden kann", erklärt Daniela Freyer. "Wahrscheinlich wird es dann noch immer einen kleinen Schwarzmarkt geben, aber nicht in dem Ausmaß eines riesigen grauen Marktes, wie wir ihn jetzt haben - und der so nicht kontrollierbar ist."

Bei der bevorstehenden CITES-Konferenz müsse ein internationales Signal kommen, dass der Elfenbeinhandel tabu sein sollte und heutzutage nicht akzeptabel ist. Außerdem müsse der Handel in und zwischen den Ländern komplett verboten werden - ohne Ausnahmen zu machen, fordert Pro Wildlife.

"Ich glaube, das könnte auch tatsächlich passieren, da die entsprechenden Anträge auf dem Tisch liegen", so Freyer. Damit solche Forderungen erfolgreich sind, ist eine Zweidrittelmehrheit nötig. Zusammen mit der EU hat Afrika den größten Stimmenblock. "Die meisten afrikanischen Staaten sind dafür", weiß Freyer, "allerdings ist die EU eher ablehnend." Auch Japan habe sich schon gegen die Anträge ausgesprochen.

Arnulf Köhncke vom WWF hält den Standpunkt der EU für sinnvollBild: WWF Deutschland

Das kann Freyer überhaupt nicht nachvollziehen. Man müsse bedenken, "dass für den Elfenbeinhandel in den letzten Jahren Zehntausende Elefanten abgeschlachtet wurden und dass man nur mit einem weltweiten, internationalen Verbot dem wirklich Einhalt gebieten kann."

Die andere Seite

Die Umweltorganisation WWF Deutschland sieht Frankreichs Schritt nüchtern. "Natürlich freuen wir uns darüber - aber es ändert sich nicht wirklich viel im Vergleich zu den Regulierungen, die die EU schon hat", sagt Arnulf Köhncke vom WWF. Schon vorher war der WWF der Meinung, dass die Beschränkungen der EU sehr gut sind.

Denn die seien dem relativ neu vorgestellten Handelsverbot der USA im Grunde sehr ähnlich. Die USA hatten Anfang Juli den nationalen Elfenbeinhandel verboten - "was ein sehr wichtiger Schritt ist, da der US-Markt so groß ist. Und auch weil dies eine Beispielfunktion hat für China, die ebenfalls angekündigt haben, den Markt langfristig schließen zu wollen," so Köhncke.

Weniger als auf den legalen Handel konzentriert sich der WWF auf die Nutzung von Elfenbein, die den illegalen Handel fördert.

"De facto ist der internationale, kommerzielle Handel mit Elfenbein verboten. Auch der EU-Markt ist eigentlich geschlossen", sagt Köhncke, "dies ist also kein Weg mehr, um Elefanten besser zu schützen." Deshalb müsse man sich stärker auf die Länder konzentrieren, in denen viel illegaler Handel stattfindet und diese dazu bewegen, dagegen vorzugehen. Mitunter auch mit Sanktionen - wie sie bei den Elfenbein-Aktionsplänen verhängt werden können.

Diese "National Ivory Action Plans" (NIAPs) waren bei der letzten CITES-Konferenz in Bankok 2013 ein großes Thema. "Dort gab es keine Diskussionen, ob es nun mehr oder weniger Handel geben soll, sondern man fokussierte sich in erster Linie darauf, wie man die Wilderei-Krise in den Griff bekommen könnte", sagt Köhncke.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen