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Politik

Beginn einer neuen Ära

27. August 2022

Rund 60 Jahre nach dem Ende des Algerien-Krieges vereinbaren Frankreich und Algerien einen ständigen Dialog und die Aufarbeitung der Vergangenheit. Konkrete Projekte sollen die Beziehungen festigen.

Algerien | Treffen Emmanuel Macron mit Abdelmadjid Tebboune in Algier
Mit einem Handschlag besiegeln Emmanuel Macron (l.) und Abdelmadjid Tebboune den neuen VertragBild: Ludovic Marin/AFP/Getty Images

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und sein algerischer Kollege Abdelmadjid Tebboune verkündeten eine neue und "unumkehrbare Dynamik" der bilateralen Beziehungen. In einer zum Abschluss von Macrons Besuch in Algier unterzeichneten Erklärung betonten beide Seiten den Beginn einer "neuen Ära". Macron war am Donnerstag in das nordafrikanische Land gereist, um die schwierigen Beziehungen zu der ehemaligen Kolonie zu verbessern.

In ihrer gemeinsamen Erklärung versicherten die beiden Staatsoberhäupter, sie wollten den "Grundstein" einer erneuerten und "privilegierten Partnerschaft" legen, die sich auf konkrete Projekte stütze. Sie kündigten die Schaffung eines "Hohen Kooperationsrats" ein, um künftig gemeinsam über "bilaterale, regionale und internationale Fragen" zu beraten.

Schwieriges Verhältnis

Bereits nach einem ersten Treffen mit Tebboune hatte Macron versichert, er wolle in den bilateralen Beziehungen beider Länder "eine neue Seite" aufschlagen. Die gemeinsame Geschichte mit Algerien sei zwar "nie einfach" gewesen. Inzwischen sei sie aber auch durch "Respekt, Freundschaft und, wie ich zu behaupten wage, Liebe" gekennzeichnet.

Der französische Präsident kündigte unter anderem die Einsetzung einer Kommission von Historikern aus beiden Ländern an, die die "komplexe" und "schmerzhafte" Vergangenheit aufarbeiten soll. Zudem sollen in diesem Jahr 8000 weitere algerische Studenten zum Studium in Frankreich zugelassen werden. Macron versicherte, die gemeinsame Erklärung werde für mehr Vertrauen durch ständigen Dialog sorgen. Tebboune sprach von einem "erfolgreichen Besuch" des französischen Präsidenten.

Kritische Äußerungen Macrons

Die Beziehungen der beiden Länder hatten im vergangenen Jahr stark gelitten. Vor allem kritische Bemerkungen Macrons über die algerische Regierung hatten für Ärger gesorgt. Frankreichs Präsident hatte zudem die Frage aufgeworfen, ob das nordafrikanische Land schon vor der französischen Kolonialzeit eine Nation gewesen sei. Algerien rief daraufhin erbost seinen Botschafter zurück. Der Streit wurde später beigelegt.

Macron ist der erste französische Präsident, der nach der Unabhängigkeit Algeriens geboren wurde. Das Land ist die einzige frühere Kolonie Frankreichs in Afrika, die sich mit Waffengewalt aus der französischen Vorherrschaft befreite. Nach einem fast achtjährigen Krieg erlangte das nordafrikanische Land 1962 seine Unabhängigkeit. Im Algerienkrieg wurden hunderttausende Menschen getötet, rund 400.000 Algerier und 100.000 Franzosen.

uh/qu (afp)

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