Als Weltmeister ist der deutsche Gruppengegner Frankreich auch Favorit auf den Titel des Europameisters. Trainer Didier Deschamps will Historisches erreichen.
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Frankreich gegen Deutschland: Es ist ein Duell unter Nachbarn und eines mit langer Tradition. Insgesamt 31-mal trafen beide Nationalmannschaften bislang aufeinander. Die Bilanz spricht dabei mit 14 Siegen und sieben Unentschieden für "Les Bleus". Die Franzosen gewannen auch das erste Pflichtspiel: 6:3 im Spiel um Platz drei bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden, Frankreichs erster Superstar Just Fontaine erzielte dabei vier Tore.
Noch mehr Treffer fielen lediglich im Halbfinale der WM 1982 in Spanien - aber nur, weil es im Elfmeterschießen entschieden wurde. Nach 90 und 120 Minuten stand es 3:3. Das Duell vom Punkt gewann Deutschland mit 5:4, Horst Hrubesch verwandelte den letzten Elfmeter. Die letzte Niederlage kassierte Frankreich bei der WM 2014 in Brasilien, als sich der spätere Weltmeister Deutschland im Viertelfinale mit 1:0 durchsetzte. Bei der Heim-EM gelang der Équipe Tricolore mit einem 2:0 im Halbfinale die Revanche. Das letzte Aufeinandertreffen beider Teams endete im Oktober 2018 mit einem 2:1-Erfolg der Franzosen in der Nations League.
Deschamps winkt Historisches
Die jüngere Vergangenheit spricht im Duell der beiden Weltmeister-Trainer Löw und Deschamps also eindeutig für den Franzosen, der neben Franz Beckenbauer (1974, 1990) und dem Brasilianer Mario Zagallo (1958, 1962, 1970) der Dritte im Kreis derer ist, die als Spieler (1998) und auch als Trainer (2018) den WM-Pokal in die Höhe stemmen durften. Und Deschamps hat das nächste historische Ziel bereits vor Augen: Im Falle des EM-Titelgewinns wäre der 52-Jährige der Erste überhaupt, der als Spieler und als Trainer den EM-Titel holen konnte. Im Jahr 2000 hatte er "Les Bleus" als Weltmeister und Kapitän auch bei der EM in Belgien und den Niederlanden zum Titel geführt.
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Seit 2012 verantwortet Deschamps die Nationalmannschaft als Trainer und ist damit einer der am längsten amtierenden bei der EM. Seitdem schaffte es Frankreich in zwei große Finals (EM 2016, WM 2018). Der WM-Titel 2018 war der bisherige Höhepunkt für die Mannschaft des Mannes aus dem südfranzösischen Bayonne, dessen Philosophie nicht das überfallartige Offensivspektakel mit Gegenpressing, sondern das Spiel aus einem geordneten Mittelfeld heraus ist. Das mag nicht jedem gefallen - Belgiens Torhüter Thibaut Courtois nannte Frankreichs Spiel nach der Niederlage im WM-Halbfinale 2018 "Anti-Fußball" - ist aber extrem erfolgreich und lässt Frankreich seit Jahren vor jedem Turnier zum Favoritenkreis zählen.
Weltklasse-Spieler, Weltklasse-Team
Deschamps verfügt über den wohl besten Nationalmannschafts-Kader der Welt. Wahlweise lässt er sein Team in einer 4-4-2- oder einer 3-4-1-2-Grundformation antreten. Besonders in Mittelfeld und Sturm sind dabei die Top-Leute unter dem 52-Jährigen gesetzt: Im Zentrum agieren die Premier-League Profis N'Golo Kanté (Chelsea) und Paul Pogba (Manchester United), davor bilden Barca-Profi Antoine Griezmann und der als kommender Weltfußballer gehandelte Kylian Mbappé das Herz der Offensive. Dazu kommen mit Olivier Giroud (Chelsea) und Karim Benzema (Real Madrid), der zum ersten Mal seit 2015 wieder für die Nationalmannschaft nominiert wurde, klassische Mittelstürmer, die seit Jahren ihre Torjägerqualitäten unter Beweis stellen.
Der Luxus-Kader Frankreichs erlaubt es Deschamps sogar, auf Spieler von europäischem Topformat zu verzichten. So gehören beispielsweise Stürmer Anthony Martial von Manchester United, Ferland Mendy von Real Madrid oder Tanguy Ndombele von Tottenham Hotspur gar nicht zum EM-Kader des Weltmeisters. Aus der Bundesliga stehen mit Kingsley Coman, Corentin Tolisso, Lucas Hernandez und Benjamin Pavard vom FC Bayern und dem Gladbacher Marcus Thuram fünf Profis im Aufgebot des Weltmeisters.
Ob das dem deutschen Team im ersten Gruppenspiel gegen den Weltmeister einen Vorteil bringen kann, darf jedoch bezweifelt werden. Zwar schloss das DFB-Team die Vorbereitung mit einem eindrucksvollen 7:1-Torfestival gegen Lettland ab und wirkt mit den Rückkehrern Mats Hummels und Thomas Müller spielerisch und vom Teamgeist her wieder wie zu erfolgreicheren Zeiten. Doch um Frankreich zu schlagen, muss für Joachim Löws Mannschaft am Dienstag (Anstoß 21 Uhr MESZ) alles zusammenpassen. Denn der Favorit trägt bei der Neuauflage des Traditionsduells in München blau.
Adaption: David Vorholt
Die Stadien der Fußball-Europameisterschaft
Erstmals in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaften wird das Turnier verteilt auf elf Ausrichterstädte in elf Ländern ausgetragen werden.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Milligan
London - Wembley Stadion
Finale in London! Mit 90.000 Plätzen wird das umgebaute Stadion in Wembley die größte Arena der EURO 2021 sein. Auch wenn der historische Glanz des "Old Wembley" ein wenig an Strahlkraft verloren hat, ist es dennoch imposant. Neben drei Gruppenspielen und einem Achtelfinale werden auch beide Halbfinals und das EM-Finale hier stattfinden. Ob England dann noch dabei ist...?
Bild: Getty Images/J. Finney
München - Allianz Arena
Die Arena ist der ganze Stolz des FC Bayern München. Als reines Fußballstadion mit einer Kapazität von 67.812 Plätzen gebaut, genügt es den höchsten Standards der UEFA. Sehenswert ist die beleuchtete ovalförmige Außenhülle des Stadions. Bei der EURO hat München den Zuschlag für die drei Vorrundenspiele der DFB-Elf und ein Viertelfinale bekommen.
Bild: picture-alliance/dpa
Rom - Olympiastadion
Das Olympiastadion in Rom umfasst 72.700 Sitzplätze, ist aber sanierungsbedürftig. 1987 fand in diesem Stadion die Leichtathletik-WM sowie 1990 die Fußball-WM statt. Es war Erfolgsstätte für die deutsche Elf bei der EM 1980 gegen Belgien und bei der WM 1990 gegen Argentinien. In Rom werden drei Vorrundenspiele und ein Viertelfinale stattfinden.
Bild: Bongarts/Getty Images
Baku - Nationalstadion
Das neue Nationalstadion von Aserbaidschan, das im März 2015 eröffnet wurde, fasst 69.870 Zuschauer. Es hat das kleine Tofik-Bahramov-Stadion als Heimspielstätte von Aserbaidschans Nationalteam abgelöst. 2019 gewann der FC Chelsea hier das Finale der Europa League gegen den FC Arsenal. Bei der EURO 2021 bekommt Baku drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale.
Bild: Getty Images/AFP/G. Kirk
St. Petersburg - Kretowski-Stadion
Zur WM 2018 in Russland ist das Kretowski-Stadion in St. Petersburg, auch bekannt als Gazprom-Arena, neu gebaut worden. Die Arena bietet Platz für 69.000 Zuschauer und steht am Standort des alten Kirow-Stadions, das im Jahr 2006 abgerissen wurde. Die Baukosten waren mit rund 930 Millionen Euro immens. Die Arena wird 2021 Austragungsort für drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale.
Bild: Alexander Demianchuk/TASS/dpa/picture alliance
Kopenhagen - Parken
Dänemark ist bei der EM mit dem Parken-Stadion in Kopenhagen dabei, das mit etwas mehr als 38.000 Plätzen eher klein ist. Die sehr gute Infrastruktur der Stadt und das moderne Konzept rund um das Stadion überzeugten. Im Einweihungsspiel 1992 gewann Deutschland hier ein Testspiel gegen Dänemark mit 2:1. Diesmal sind drei Vorrundenspiele und ein Achtelfinale geplant.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Brandt
Amsterdam - Johan-Cruyff-Arena
Die Arena, die den Namen von Hollands berühmter Nummer 14 trägt, zählt zu den innovativsten Stadien der EM. Platz ist für 52.960 Zuschauer. Die Arena hat ein ausfahrbares Dach und ist mit speziellen Leuchten ausgestattet, die das Wachstum des Rasens kontrollieren. Sie war schon bei der EURO 2000 Spielstätte. 21 Jahre später wird es in Amsterdam drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale geben.
Bild: Getty Images/D. Mouhtaropoulos
Bukarest - Nationalstadion
Das neue rumänische Nationalstadion wurde ab 2008 an selber Stelle errichtet, an der seit 1953 das alte Nationalstadion stand. Es bietet 55.600 Zuschauern Platz. In der Arena finden die Länderspiele der rumänischen Fußball-Nationalmannschaft statt. Bei der EURO 2021 werden hier drei Vorrundenspiele und Achtelfinale gespielt.
Bild: Getty Images/Afp/Barbara Sax
Sevilla - Olympiastadion
Weil die beiden großen Fußballklubs der Stadt - Real Betis und der FC Sevilla - eigene Stadien haben, finden im Estadio Olimpico nur selten Fuballspiele statt. 57.619 Zuschauer passen hinein. Ursprünglich war Bilbao als Austragungsort vorgesehen, wurde aber von der UEFA gestrichen, weil die baskische Regionalregierung wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauergarantie aussprechen konnte.
Bild: Daniel Gonzales Acuna/dpa/picture alliance
Budapest - Ferenc-Puskas-Stadion
In dem Stadion, das nach einem der besten Fußballer Ungarns benannt ist, trägt die ungarische Fußball-Nationalmannschaft die meisten ihrer Heimspiele aus. Das Stadion war in den vergangenen Wochen häufig Ausweichspielstätte in der Champions League - unter anderem für Leipzig und Mönchengladbach. Bei der EM werden hier drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale stattfinden.
Bild: Tibor Illyes/AP Photo/picture alliance
Glasgow - Hampden Park
Die aktuell nur noch 52.500 Sitzplätze bietende Arena galt lange Jahre als das größte Fußballstadion der Welt, bis 1950 das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro eröffnet wurde. Im Hampden Park finden auch die Heimspiele der schottischen Fußball-Nationalmannschaft statt. Bei der EM werden hier drei Vorrundenspiele und ein Achtelfinale gespielt.