Frankreichs Atomkraftwerke werden bestreikt
26. Mai 2016In 16 von 19 französischen Atomkraftwerken werden die Mitarbeiter an diesem Donnerstag streiken. Ein Sprecher der Gewerkschaft CGT Energie teilte mit, die Belegschaft habe in allen AKWs, in denen die CGT die Mehrheit habe, für den Ausstand votiert. Die Atommeiler von Cordemais, Gardanne und Porcheville werden bereits bestreikt. Die Meiler selbst sollen in Betrieb bleiben. Der Stromversorger RTE teilte auf seiner Homepage mit, durch den Streik sei die Kapazität zur Stromerzeugung um mindestens vier Gigawatt gesunken. Mindestens neun Atomreaktoren hätten nicht geplante Abschaltungen gemeldet. Die Atomkraftwerke in Frankreich liefern in der Regel 75 Prozent der Elektrizität im Land.
Neben der CGT, die im Energiesektor dominiert, hat auch die rivalisierende Gewerkschaft FO ihre Mitglieder in der Energiebranche aufgerufen, noch nachdrücklicher bei dem Aktionstag ihren Unmut kundzutun.
CGT: Reform muss weg
Im Machtkampf mit der sozialistischen Regierung verstärken die Gewerkschaften an diesem Donnerstag ihren Druck. Sie haben zu einem landesweiten Aktionstag mit Streiks und Demonstrationen aufgerufen. Die Fluglotsen wollen die Arbeit ebenso ruhen lassen wie Mitarbeiter bei der Bahn. Der Generalsekretär der größten Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, bekräftigte, die Regierung müsse die umstrittene Arbeitsmarktreform komplett zurücknehmen.
Aus Protest gegen die Reform blockieren Aktivisten bereits seit Tagen Erdölraffinerien und Treibstoffdepots und streiken in den Anlagen. Sechs der acht Raffinerien des Landes stehen still oder arbeiten nur mit verminderter Leistung. Das führte zu derartigen Engpässen, dass die Regierung auf die strategischen Treibstoffreserven zurückgreifen musste. Am Mittwoch war gut jede dritte Tankstelle im Land betroffen.
Auch die Regierung zeigt sich unnachgiebig
Präsident François Hollande und sein Premier Manuel Valls Paris geben sich angesichts der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im kommenden Jahr entschlossen. Sie werfen der CGT vor, die Verbraucher als "Geiseln" zu nehmen.
Im Kampf gegen die Rekordarbeitslosigkeit will die Regierung den Arbeitsmarkt flexibler gestalten. So soll die 35-Stunden-Woche gelockert, betriebsbedingte Kündigungen sollen erleichtert und eine Obergrenze für Abfindungen bei sogenannten ungerechtfertigten Entlassungen eingeführt werden. Das Konzept wird allerdings nicht nur von den Gewerkschaften abgelehnt. Auch innerhalb der sozialistischen Regierungspartei ist es hoch umstritten.
se/haz/kle (afp, rtr, dpa, ape)