Er galt als Speedy Sarkozy und zog triumphal in den Elysee-Palast ein. Jetzt muss sich der französische Ex-Präsident vor Gericht verantworten. Eine wichtige Rolle dabei spielt ausgerechnet Muammar al-Gaddafi .
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Nicolas Sarkozy (Archivbild) werde illegale Einflussnahme vorgeworfen, meldet die Pariser Zeitung "Le Monde". Der 63-Jährige wird dem Bericht zufolge verdächtigt, sich über ein Netz von Informanten Einblick in Untersuchungen seiner Wahlkampffinanzierung im Jahr 2007 verschafft zu haben. Außerdem soll er im Jahr 2014 versucht haben, einen Staatsanwalt am Obersten Gerichtshof zu bestechen. Der Verdacht der Einflussnahme sei aufgekommen, als Ermittler in dieser Affäre Telefonmitschnitte ausgewertet hätten.
Sarkozys Anwälte erklärten umgehend, ihr Mandant werde Einspruch gegen eine Verfahrensaufnahme einlegen. Der konservativen Politiker wird seit gut einer Woche offiziell der illegalen Wahlkampffinanzierung verdächtigt. Ihm wird zur Last gelegt, Geld vom ehemaligen libyschen Machthaber Muammar Gaddafi angenommen und in seinen Wahlkampf 2007 gesteckt zu haben. Sarkozy hat diesen Vorwurf als "grotesk" zurückgewiesen.
Es ist bereits das zweite Mal, dass es Ermittlungen gegen Sarkozy gibt: Er muss sich auch wegen unrechtmäßiger Ausgaben im Wahlkampf 2012 vor Gericht verantworten. Die Libyen-Untersuchungen wurden 2013 aufgenommen. Der 1,68 Meter große Sarkozy, der aufgrund seines Ehrgeizes und seines energischen Auftretens "Speedy Sarkozy" genannt wurde, war von 2007 bis 2012 französischer Staatschef. Auch einer nicht politisch interessierten Öffentlichkeit wurde er spätestens wegen seiner Beziehung zur ehemaligen Sängerin Carla Bruni bekannt.
Wenn Politiker sich inszenieren
Spielende Kinder im Oval Office, planschend mit der Partnerin im Pool: Politiker sind ganz normale Menschen, wollen sie ihren Wählern vermitteln. Doch nicht immer gelingt der Blick ins Privatleben.
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An der Boulevardbeichte gescheitert
Schleswig-Holsteins abgewählter Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) geriet bei seiner Partei für ein Interview mit der Illustrierten "Bunte" in die Kritik: Brisante Aussagen über die Trennung von seiner Frau aufgrund ihrer Rolle als "Managerin des Haushalts" und die Beziehung zu seiner neuen Partnerin (r.), sollen im Landtagswahlkampf abgelenkt haben.
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Die Mallorca-Affäre
Auch SPD-Politiker Rudolf Scharping wurde eine "Bunte"-Titelstory zum Verhängnis. Im Sommer 2002 ließ sich der damalige Verteidigungsminister mit seiner Freundin beim Baden auf Mallorca ablichten, anstatt der Bundeswehr für einen Einsatz in Mazedonien beizustehen. Kurz darauf musste er zurücktreten.
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Der "Rubikon"-Anruf
In seiner Amtszeit als Bundespräsident galten Christian Wulff und seine Frau Bettina als Darlings der Boulevardpresse. Sein gutes Verhältnis mit der "Bild"-Zeitung endete, als die Zeitung über einen Privatkredit des Staatsoberhauptes berichtete. Eine wütende Nachricht auf dem Anrufbeantworter des damaligen "Bild"-Chefs Kai Diekmann trägt zu dem Skandal bei, der ihn am Ende sein Amt kostet.
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Der gefährliche Grieche
Selbst hart gesottene Politiker erliegen manchmal den Versuchungen des Boulevard. Griechenlands Ex-Finanzminister Yannis Varoufakis inszenierte sich in seiner Amtszeit stets als harter Verhandlungspartner. Als er sich aber für eine Illustrierte am Klavier und tanzend mit seiner Frau auf der Dachterrasse ablichten ließ, hagelte es von vielen Landsleuten Spott. Seinen Job hat ihn das nicht gekostet.
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Ein gut gepflegtes Image
Manchen Politikern gelang die Inszenierung aber auch: Als erster Bundeskanzler nach dem zweiten Weltkrieg wurde Konrad Adenauer von den Medien oft zum "Vater der Bundesrepublik" hochstilisiert. Mit offiziellen Portraits im Kreise seiner Familie - hier mit seinen Enkelkindern - trug er bereitwillig zu diesem Image bei.
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"Homestory-Hype" im Weißen Haus
Als gefeierter Polit-Star wusste John F. Kennedy seiner Zeit mit Frau Jackie die Inszenierung der Homestory zu perfektionieren. Schnappschüsse von seinen spielenden Kindern im Oval Office des Weißen Hauses etablierten eine Tradition, die die Nachfolger seines Amtes bis heute pflegen.
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"The First Dog"
Auch der 44. US-Präsident Barack Obama wusste sein Image als lockerer Familienvater zu inszenieren: Während seines ersten Wahlkampfes verspricht er seinen beiden Töchter einen Hund, sollte er gewinnen. Promt zog nach seiner Wahl also noch ein "First Dog" Bo mit ins Weiße Haus ein. Und selbstverständlich ließ sich auch Obama beim Gassi gehen ablichten.
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Eine französische Staatsaffäre...
Eine Präsidentschaft ohne Boulevardthemen? Bei den Franzosen undenkbar! Die Beziehung zwischen dem damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Carla Bruni kurz nach seinem Amtsantritt fasziniert Medien und Landsleute. Kurz darauf heirateten sie und Sarkozy wurde als erster französischer Präsident in seiner Amtszeit Vater.
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...in der Offensive
Als designierter Präsident Frankreichs hat Emmanuell Macron vielleicht von Sarkozys Strategie gelernt: Er und seine Frau Brigitte machten keinen Hehl aus ihrer Liebe und ließen sich bereitwillig fürs Boulevard ablichten. Die ehemalige Lehrerin lernte ihren wesentlich jüngeren Mann als Schüler kennen.
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Das Private bleibt privat
Dass man trotz einer erfolgreichen Polit-Karriere nicht alles über sich preisgeben muss, zeigt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es gibt kaum Einblicke in ihr Privatleben mit Ehemann Joachim Sauer - und wenn, sind es eher ungewollte Schnappschüsse von Paparazzi - so wie hier beim Wanderurlaub in Italien.