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Politik

Präsidentschaftskandidat Macron Opfer von Hackern

6. Mai 2017

Dem französischen Präsidentschaftskandidaten sind offenbar in großem Stil sensible Dokumente gestohlen worden. Jetzt kursieren sie im Internet. Der Zeitpunkt kurz vor der Stichwahl ist wohl nicht zufällig gewählt.

Emmanuel Macron
Bild: Reuters/R. Duvignau

Wie das Wahlkampfteam des linksliberalen Kandidaten Emmanuel Macron mitteilte, wurden Tausende "echte Dokumente" gestohlen und zusammen mit fingierten Daten online gestellt worden. Damit hätten Falschinformationen über den Bewerber gestreut werden sollen. Es handle sich um einen "ernst zu nehmenden Vorfall", der nicht toleriert werden könne, da er die Demokratie beschädige, teilte Macrons Team mit.

Die jetzt bekannt gewordenen Angriffe haben nach Angaben der Bewegung "En marche!" des favorisierten Kandidaten Macron schon vor Wochen stattgefunden. Ziel der bislang unbekannten Hacker waren E-Mails, Verträge und andere interne Dokumente, die jetzt im Internet zirkulieren.

Die staatliche Kontrollinstanz zur Überwachung des französischen Präsidentschaftswahlkampfs hat Medien davor gewarnt, Inhalte von gehackten Dokumenten der politischen Gruppierung von Emmanuel Macron zu veröffentlichen. Die Verbreitung falscher Nachrichten könne strafrechtlich geahndet werden, teilte die Nationale Kommission zur Kontrolle des Wahlkampfs (CNCCEP) am frühen Samstagmorgen auf ihrer Internetseite mit. Die Kommission erklärte, dass sie am Freitag von Macrons «En Marche!»-Bewegung über den Hackerangriff informiert worden sei.

Ungeachtet der Warnung hat die Enthüllungsplattform Wikileaks die Dateien auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (Samstagsausgabe). Es handle sich um eine "signifikante" Enthüllung, die zu groß sei, als dass sie von jemandem komplett hätte gefälscht werden können, teilte die Wikileaks per Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Das französische Innenministerium äußerte sich bislang nicht zu den Vorfällen. Es sei per Gesetz verboten, unmittelbar vor einer Wahl Kommentare abzugeben, die Auswirkungen auf den Ausgang des Urnengangs haben könnten.

Attacken auf Mitarbeiter

Hinter der "massiven und koordinierten" Attacke vermuten Experten kriminelle Computerspezialisten der Gruppe "Pawn Storm". Diese hatte laut Informationen einer IT-Sicherheitsfirma in den vergangenen Wochen versucht, in das Netz der Wahlkämpfer einzudringen. Macrons Mitarbeiter sollten über gefälschte Mails dazu verleitet werden, Schadsoftware auf ihre Computer zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten.

"Pawn Storm" ist eine der ältesten Cyberspionagegruppen. Experten bringen die auch unter den Namen "Fancy Bear", "Apt 28" und "Strontium" agierende Gruppe mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung.

Computerwissenschaftler Feike Hacquebord von der Sicherheitsfirma Trend Micro sagte im April, mit einer ähnlichen Technik wie bei Macrons Team hätten sich Hacker bereits in die Computer der im Rennen um die US-Präsidentschaft unterlegenen Kandidatin Hillary Clinton und der CDU eingeschlichen.

Showdown am Sonntag

Vor der Stichwahl gegen die europafeindliche Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, gilt Emmanuel Macron als klarer Favorit. Mehrere Umfragen sahen ihn zwei Tage vor der Abstimmung mit 24 Prozentpunkten vorn. Die Abstimmung gilt als richtungweisend für den ganzen Kontinent, weil Frankreichs Mitgliedschaft in der Europäischen Union auf dem Spiel steht. .

Der Zeitpunkt, zu dem die Hackerangriffe publik werden, ist deshalb äußerst heikel. Bereits im Laufe der Woche waren in sozialen Netzwerken Gerüchte afugetaucht, dass Macron ein Konto in einem Steuerparadies habe. Nachdem Le Pen die Vorwürfe im TV-Duell aufgenommen hatte, klagte "En Marche!" gegen Unbekannt, die Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen auf.

mak/mas (dpa, rtr, ap, afp)

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