Französisches Frauentheater
30. Mai 2002Acht große französische Schauspielerinnen versammelt der Regisseur François Ozon auf seiner Film-Bühne. Sie sind wichtiger als Handlung, Kulisse oder Effekte. Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant: In diesem Film finden sie alle ihren Platz.
Wer war's?
Wer hat den Hausherrn ermordet? Eine der acht Frauen, die gemeinsam in einem eingeschneiten Landhaus festsitzen, muss es gewesen sein. Ein Motiv hätten sie alle. Die gegenseitigen Anschuldigungen und Verdächtigungen werfen ein immer neues Licht auf die Charaktere. Höhepunkt der Studien: Die Gesangseinlagen der Frauen. Jede tritt einzeln aus dem Kreis der anderen heraus, um ihr Schicksal zu besingen.
Am Anfang waren die Frauen
Die Idee, einen Film nur mit Frauen zu drehen, geisterte Ozon schon länger durch den Kopf. Eigentlich wollte er dafür George Cukors Film "Die Frauen" neu verfilmen. Zwei Frauen waren aber schneller als er: Julia Roberts und Meg Ryan hatten sich die Rechte für das Remake bereits gesichert. Zufällig stieß er dann auf die Krimi-Komödie von Robert Thomas. Das Theaterstück aus den sechziger Jahren lässt genug Spielraum für die acht eigenwilligen Schauspielerinnen. Sie halten den Film zusammen und lassen das gewagte Experiment eines "Patchwork-Filmes" voller Anspielungen glücken.
Remix
Ein Genre gibt es nicht für diesen Film: Musical, Krimi, Komödie und Anklänge eines Familiendramas vermischen sich. Und das alles in den Farben der Heimatfilme aus den fünfziger Jahren. Die Illusion von Authenzität soll gar nicht erst aufkommen. Das Theater als Ursprung des Kinos zeigt sich überdeutlich. Sei es in den statischen Handlungsorten, dem Auf- und Abtreten der Figuren oder dem Schlussakt, bei dem sich alle Darstellerinnen an den Händen fassen und in die Kamera blicken. Special Effects auf Französisch. Applaus für acht Frauen und ihren Regisseur!