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Kriminalität

Schmerz von Missbrauchsopfern lange ignoriert

20. August 2018

Selbstkritischer denn je hat sich der Papst zum Verhalten der Kirche gegenüber den Opfern von Missbrauch geäußert. Die Wurzel allen Übels ist für Franziskus ein Klerikalismus, der Fehlverhalten nicht habe stoppen wollen.

Papst Franziskus liegt bei einer Zeremonie während der Karfreitagsliturgie auf dem Boden des Petersdomes (Foto: picture-alliance/dpa/AP/A. Medichini)
Papst Franziskus liegt bei einer Zeremonie während der Karfreitagsliturgie auf dem Boden des Petersdomes Bild: picture-alliance/dpa/AP/A. Medichini

Papst Franziskus hat eingestanden, dass die katholische Kirche den Schmerz von Missbrauchsopfern lange ignoriert habe. In einem ausführlichen Schreiben richtete er sich an die Gläubigen in aller Welt. "Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen und dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte", schreibt das katholische Kirchenoberhaupt.

Franziskus richtete sich wenige Tage vor seiner Reise nach Irland an die 1,3 Milliarden Katholiken in aller Welt, an das "Volk Gottes". Irland gehört zu den Ländern, die von massiven Missbrauchsskandalen erschüttert wurden.

"Die zugefügten Verletzungen verschwinden niemals"

Als "abscheulich" bezeichnet Franziskus jedoch vor allem den sexuellen Missbrauch von mehr als tausend Kindern durch über 300 katholische Priesterim US-Bundesstaat Pennsylvania über einen Zeitraum von fast sieben Jahrzehnten hinweg. In seinem vierseitigen Brief heißt es: "Auch wenn sich sagen lässt, dass die Mehrzahl der Fälle der Vergangenheit angehört (...), können wir feststellen, dass die zugefügten Verletzungen niemals verschwinden". Der Papst spricht in diesem Zusammenhang von Opfern sexuellen Missbrauchs sowie Machtmissbrauchs.

14.August: Den früheren US-Priester James Faluszczak überkommen die Tränen, als in Harrisburg die Untersuchungsergebnisse zu den Missbrauchsfällen in Pennsylvania bekanntgegeben werden. Faluszczak war als Jugendlicher selbst das Missbrauchsopfer eines Geistlichen gewesen Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Rourke

Dieser - kirchliche - Machtmissbrauch ist für Franziskus Folge eines "Klerikalismus, sei er nun von den Priestern selbst oder von den Laien gefördert". Dieser erzeuge eine Haltung, "die dazu anstiftet und beiträgt, viele der Übel, die wir heute beklagen, weiterlaufen zu lassen". Klerikalismus beruhe auf einem falschen Verständnis von Autorität in der Kirche - "sehr verbreitet in zahlreichen Gemeinschaften, in denen sich Verhaltensweisen des sexuellen Missbrauchs wie des Macht- und Gewissensmissbrauchs ereignet haben". Franziskus schreibt dann weiter: Der Schrei der Opfer sei aber stärker gewesen "als die Maßnahmen all derer, die versucht haben, ihn totzuschweigen" oder die meinten, das Leid mit Entscheidungen zu kurieren, die alles nur schlimmer gemacht hätten.

Für eine "Null-Toleranz-Haltung"

Daher müsse die Kirche nun noch einmal ihre "Anstrengung verstärken, den Schutz von Minderjährigen und von Erwachsenen in Situationen der Anfälligkeit zu gewährleisten". Dabei würdigt der Papst die bisher in verschiedenen Teilen der Welt unternommenen "notwendigen Aktionen und Sanktionen" und eine "Null-Toleranz-Haltung". Zwar zeigten diese inzwischen Wirkung, seien allerdings "mit Verspätung angewandt" worden.

sti/stu (afp, dpa, kna)

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