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Politik

Franziskus rüttelt Europas Regierungen auf

29. Oktober 2017

Vielleicht würde man nicht unbedingt an den Papst denken, wenn man einen Redner für einen Zukunftskongress sucht. Aber was Franziskus dann auf der Tagung im Vatikan vortrug, war durchaus zukunftsweisend.

Vatikanstadt | Papst Franziskus bei wöchentlicher Audienz
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/G. Ciccia

Mit Appellen zu einem Neuanfang in Europa und zugleich zu einer Besinnung auf gemeinsame Werte ist der Kongress "(Re)thinking Europe" im Vatikan zu Ende gegangen. Die EU-Bischofskommission COMECE hatte die zweitägige Veranstaltung organisiert. Papst Franziskus mahnte die Politik, eine neue Dialogkultur zu fördern. Zudem erinnerte er an Solidarität als Grundprinzip der EU und rief zu mehr Offenheit auf.

Der erste und "vielleicht größte Beitrag" von Christen für das heutige Europa sei die Erinnerung daran, "dass es nicht eine Ansammlung von Zahlen oder Institutionen ist, sondern aus Menschen besteht", betonte der Papst in seiner Rede. Er beklagte zugleich eine "entwurzelte Gesellschaft" angesichts der individualistischen Tendenzen und kritisierte auch extremistische und populistische Bewegungen. Diese machten den Protest zu ihrer Kernbotschaft, ohne eine konstruktive politische Alternative anzubieten. An die Stelle des Dialogs träten "fruchtloser Widerspruch" oder eine politische Vormacht, die eine echte Demokratie behindere. "Im einen Fall werden die Brücken zerstört und im anderen errichtet man Mauern", so Franziskus.

"Mehr eine Ressource denn eine Last"

Ausdrücklich rief der Papst Europas Regierungen zu Offenheit für Zuwanderer und deren Kultur auf. Migranten seien "mehr eine Ressource denn eine Last". Angesichts des Flüchtlingsdramas dürfe man nicht vergessen, dass man es mit Menschen zu tun habe. Diese dürften "nicht nach Belieben ausgewählt oder entsorgt" werden. Gleichzeitig gelte es, die Einwanderungspolitik mit "Klugheit" zu gestalten. Europa müsse wieder zu Solidarität und einer gerechten Lastenverteilung finden, so Franziskus. Es gehe nicht an, dass die einen Opfer brächten, während andere ihre Privilegien verteidigten.

Reinhard Marx, COMECE-Präsident und Vorsitzender der Deutschen BischofskonferenzBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

COMECE-Präsident Kardinal Reinhard Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, schlug einen neuen Europäischen Konvent aller EU-Mitgliedsstaaten über Zukunftsfragen vor. Er sagte, der Kontinent befinde sich an einem entscheidenden Punkt; es stelle sich die Frage, ob sich Europa auseinanderentwickle oder Kraft zu einem neuen Aufbruch finde. - An dem zweitägigen Treffen im Vatikan hatten rund 350 Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft teilgenommen. Unter ihnen war auch Antonio Tajani, Präsident des Europäischen Parlaments.

ml/kle (dpa, KNA)

 

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