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Politik

"Ich bitte die Mexikaner um Entschuldigung"

Gabriel González Zorrilla
22. November 2018

In einem DW-TV-Bericht beschwert sich eine honduranische Migrantin über ein mexikanisches Gericht - Wasser auf die Mühlen derer, die gegen Migranten Stimmung machen. Dabei wurde das Zitat aus dem Kontext gerissen.

Facebook Screenshot: Migrantin Miriam Celaya
Bild: Facebook/Pia Castro

In der mexikanischen Grenzstadt Tijuana sind mittlerweile rund 3000 Migranten aus Zentralamerika angekommen. Nach einem Marsch über Tausende von Kilometern sind sie fast am Ziel angekommen und hoffen, die Grenze in die USA überqueren zu dürfen. Doch die Spannungen an Mexikos Grenze nehmen zu. Migranten aus Mittelamerika werden in Mexiko mit wachsendem Misstrauen und auch Fremdenfeindlichkeit konfrontiert. Am vergangenen Sonntag demonstrierten etwa 1000 Mexikaner gegen die Anwesenheit der Migranten. 

Der Unmut wurde weiter angeheizt durch die Aussage einer honduranischen Frau, die sich in einem TV-Bericht der Deutschen Welle abschätzig über mexikanisches Essen äußerte: "Ich weiß, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, etwas zu Essen zu bekommen, aber das Essen hier ist schrecklich. Schau, nur gestampfte Bohne. Als ob sie Schweine füttern wollten", sagt Miriam C. in dem TV-Bericht. Die unachtsame Bemerkung betraf unglücklicherweise ein traditionelles Gericht der mexikanischen Küche: Frijoles, ein würziges Bohnenmus. Das Zitat der Frau in dem TV-Bericht wurde von Internet-Usern aus dem Kontext gerissen und über die sozialen Netzwerke verbreitet.

Aus dem Kontext 

"Wenn man sich dazu entschließt, ein anderes Land zu durchqueren, dann kann man sich auch vorher informieren was man da so isst"Bild: Reuters/A. Konstantinidis

Die Reaktionen dort ließen nicht auf sich warten. "Wenn man sich dazu entschließt, ein anderes Land zu durchqueren, dann kann man sich auch vorher informieren, was man da so isst", schrieb ein noch wohlmeinender User auf Twitter. Andere reagierten mit offener Feindseligkeit und schimpften über die "Undankbarkeit" aller Migranten im Land - und insbesondere über die "Frijoles-Frau"
Die Deutsche Welle hatte die Gelegenheit erneut mit der Frau zu sprechen. "Das tut mir alles sehr weh, auch, weil ich jetzt schikaniert werde. Dabei habe ich das nur gesagt, weil sie meine Tochter schlecht behandelt haben. Sie wollten ihr mit Gewalt diese Bohnen geben, obwohl sie gerade Magenschmerzen hatte", sagt Miriam C. unter Tränen im Gespräch mit DW. "Ich bitte das mexikanische Volk, das sich so gut um uns gekümmert hat, tausendfach um Entschuldigung", sagt sie. 

C.s Tochter ist taubstumm. Sie ist der Grund, warum sie sich auf den Weg in die USA gemacht hat. Sie hofft darauf, dass sie dort eine medizinische Behandlung bekommt, die Honduras nicht leisten kann. Doch mittlerweile ist die Mutter mit ihren Kräften am Ende. "Man hat auch meine Tochter schikaniert. Sie weint im Stillen und hat mir gesagt, dass sie nicht mehr hier sein will, weil die anderen Kinder sie geschlagen haben. Die Wahrheit ist, dass ich auch nicht mehr hier sein will."

Versorgungslage hat sich jetzt verbessert

Trotz ihrer Entschuldigung hat sie ihre Unterkunft in Mexiko verlassen müssen. Viele ihrer honduranischen Landsleute nehmen ihr die unbedachte Äußerung über die Bohnen übel. "Sie hat uns als undankbare Menschen erscheinen lassen und das ist komplett falsch", sagt der Honduraner Marvin Lemos. In der Herberge hat sich die Versorgungssituation für Migranten derweil verbessert - die Aufregung um "Frijoles" scheint dazu beigetragen zu haben: "Es gab viele Beschwerden, dass man nur ein Mal am Tag etwas zu essen bekam. Aber jetzt gibt es drei Mal am Tag eine Mahlzeit", erzählt die Migrantin Marta Martinez.

Die Versorgung der Migranten ist eine logistische Herausforderung für Mexiko. Bild: Reuters/C. Daut

Der Leiter der Herberge besteht darauf, dass der ganze Vorfall ein Einzelfall war, und dass es ausreichend und vor allem abwechslungsreiche Kost in der Unterkunft gibt. "Die Bohne ist ein Grundnahrungsmittel für Mexikaner und sehr lecker. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass diese Frau keine Bohnen mag. Sie hätten mal unseren großen Topf sehen sollen. Der war am Ende leer", sagt Manuel Figueroa, Leiter für kommunale Entwicklung in Tijuana.

Ganz so rosig war die Versorgungslage aber in den ersten Tagen nach der Ankunft der Migranten aber nicht, wie selbst die örtlichen Behörden zugegeben haben. Und darum ging es auch in dem TV-Bericht der Deutschen Welle - um die Versorgungslage der Migranten in Mexiko.

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