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Vom Wunderkind zur festen Eintracht-Größe

Kalika Mehta
17. Oktober 2022

Nach ihrem Kreuzbandriss ist Camilla Küver dabei, sich ihren Stammplatz bei Eintracht Frankfurt zurückzuerobern. Im Gespräch mit der DW fordert sie bessere Bedingungen und mehr Respekt für den Fußball der Frauen.

Torjubel Camilla Küver nach ihrem Tor für Eintracht Frankfurt gegen Essen
Camilla Küver (2.v.r.) ist in Frankfurt Außenverteidigerin, sorgt aber auch vor dem gegnerischen Tor für GefahrBild: Mirko Kappes/foto2press/picture alliance

Für die meisten jungen Fußballerinnen wäre es ein willkommener Ritterschlag, wenn sie in den internationalen Medien offiziell als "Wunderkind" bezeichnet würden, da dies ihre Qualitäten anerkennt und sie aus einer immer breiter werdenden Masse herausragender Spielerinnen hervorhebt. Doch für Camilla Küver kam die Aufnahme in die Top Ten der "NXGN 2022"-Liste für aufstrebende weibliche Talente des Internetportals "Goal.com" im dunkelsten Moment ihrer noch jungen Karriere, nämlich gerade dann, als eine Kreuzbandverletzung ihre rasante Entwicklung ausbremste.

An diesem Sonntag jedoch kehrte ein breites Lächeln in das Gesicht der 19-Jährigen zurück. Zum ersten Mal seit elf Monaten stand Küver wieder in der Startelf von Eintracht Frankfurt und sie brachte ihr Team gegen die SGS Essen nach nur drei Minuten in Führung. "Es war eine harte Zeit, weg von der Mannschaft und dem Fußballplatz zu sein. Es ist das, was ich liebe, und jeden Tag zur Reha zu gehen, war ziemlich hart", sagt Küver der DW. "Am schwersten war es für mich vielleicht, als ich zum ersten Mal wieder mit der Mannschaft trainiert habe. Das war der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass die Dinge nicht mehr ganz so sind wie vorher."

"Fußball spielen, weil es Spaß macht"

Bevor sie sich im November 2021 verletzte, hatte die vielseitige Außenverteidigerin im Alter von nur 17 Jahren bereits ihren Platz in Frankfurts erster Mannschaft erobert. Auch wenn ihr Debüt wegen der Corona-Pandemie quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, feierte sie Küver im Oktober 2020 gegen den SV Meppen einen Bundesliga-Einstand in echter "Wunderkind-Manier" - mit einem Tor nach nur 60 Sekunden.

Freude über das Premieren-Tor: Camilla Küver (l.) erzielt gleich beim Bundesliga-Debüt einen TrefferBild: Carlotta Erler/picture alliance

Die deutsche U20-Verteidigerin wurde zu einer festen Größe im Team und spielte auch bei Frankfurts Einzug ins DFB-Pokal-Finale 2021 eine wichtige Rolle, als sie im Halbfinale gegen den SC Freiburg nach Rückstand noch den Siegtreffer erzielte. Dass Küver für Frankfurt immer wichtiger wurde, kam für die Verteidigerin selbst überraschend. "Dass es so schnell gehen würde, habe ich definitiv nicht erwartet", erinnert sie sich. "Es hat einige Zeit gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich dort bin, wo ich immer schon hinwollte. Ich wollte immer Profifußballerin werden, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich es werden muss. Ich habe Fußball gespielt, weil es mir Spaß gemacht hat, und ich habe einfach weitergemacht."

Dass man ihr bereits in jungen Jahren viel Vertrauen schenkte, habe ihr viel bedeutet. "So konnte ich einfach spielen und nicht zu viel darüber nachdenken. Dass ich bei fast jedem Spiel von Anfang an dabei war, war etwas ganz Besonderes für mich und hat viel Spaß gemacht."

Gestärkt zurückkommen

Trotz ihrer frühen Erfolge blieb Küver auf dem Boden der Tatsachen, bevor sie in ihrer ersten vollen Saison für die Eintracht einen schweren Schlag erlitt: Im November 2021 verdrehte sie sich im Spiel gegen Carl-Zeiss Jena das Knie. Die Verletzung unterbrach Küvers steilen Aufstieg abrupt. Heute denkt sie über die wichtige Lektion nach, die sie durch die Verletzung über ihren Körper gelernt hat.

Bitterer und schmerzhafter Moment: Camilla Küver zieht sich im November 2021 einen Kreuzbandriss zuBild: Carlotta Erler/picture alliance

"Vielleicht stimmt der Spruch 'man kommt stärker zurück' ja doch", sagt sie. "Am Anfang konnte ich mir das nicht wirklich vorstellen, aber die Zeit in der Reha und das Aufbautraining haben mir für die Zukunft geholfen." Sie habe gelernt, mehr auf ihren Körper zu hören. "Wenn ich aufwache, versuche ich, mehr in mich hineinzuspüren, um zu sehen, ob ich noch ein bisschen müde bin, ob ich ein bisschen Muskelkater habe, oder ob ich mich auf etwas Bestimmtes konzentrieren muss. Ich versuche einfach zu sehen, ob ich vor dem Training eine spezielle Vorbereitung brauche, damit ich mich besser und sicherer fühle. Ich hoffe, dass ich mich durch den Muskelaufbau nicht mehr so leicht verletzen werde."

Mehr Respekt

Die Zeit abseits des Platzes hat Küver auch dabei geholfen, sich auf die Schritte zu konzentrieren, die Eintracht Frankfurt unternehmen muss, um mit den aktuellen Bundesliga-Schwergewichten VfL Wolfsburg und Bayern München mithalten zu können. Nach vier Spieltagen sind die Frankfurterinnen noch ungeschlagen und liegen punktgleich mit den Bayern zwei Zähler hinter Tabellenführer Wolfsburg. Nicht schlecht für eine Mannschaft, die derzeit auf einem städtischen Rasenplatz in der Innenstadt trainiert. Eine Situation, die sich laut Küver ändern muss.

"Trainingsplätze sind ein großes Thema im deutschen Frauenfußball", sagt sie der DW. "Wir trainieren im Stadtzentrum auf einem Trainingsplatz, der der Stadt gehört. Wolfsburg und Bayern sind den anderen Teams voraus, Bayern hat extrem professionelle Anlagen auf einem sehr hohen Niveau. Das ist das, was wir anstreben, da wollen wir hin. Aber man kann nicht erwarten, dass wir uns verbessern, wenn wir auf unebenem Boden trainieren."

Küver wünscht sich in diesem Zusammenhang mehr Anerkennung für sich und ihre Kolleginnen. "Wir erbringen Leistungen auf so hohem Niveau, wir trainieren auf so hohem Niveau, wir geben alles für das, was wir lieben, also ist es wichtig, dass wir den Respekt bekommen, den wir verdienen." Trotz der Rückschläge und Herausforderungen hat Camilla Küver auf dem Spielfeld große Fortschritte gemacht. Jetzt ist es an der Zeit, dass das Spiel auch abseits des Platzes ähnliche Fortschritte macht.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

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