1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Frauen-Bundesliga endlich mehr im Fokus?

Kalika Mehta
14. September 2022

Die Frauen-Bundesliga will den Hype nutzen, den die Euro 2022 entfacht hat. Die Top-Klubs Wolfsburg und Bayern hoffen auf stärkere Konkurrenz. Gleich zum Auftakt der Saison könnte ein Zuschauerrekord fallen.

Zweikampf zwischen Hanna Glas vom FC Bayern und Jane Jonsdottir vom VfL Wolfsburg
Wird die Frauen-Bundesliga wieder "nur" ein Zweikampf zwischen Wolfsburg und Bayern?Bild: Peter Hartenfelser/IMAGO

Als die deutschen Vize-Europameisterinnen am 1. August von der Euro 2022 nach Hause zurückkehrten, wurden sie in Frankfurt von tausenden Fans begrüßt, die ihr Team durch das Turnier begleitet und beim Finale gegen England mitgezittert hatten. Tausende Fans werden auch an diesem Freitag erwartet, wenn die neue Saison der Frauen-Bundesliga startet und einige der EM-Fahrerinnen bei der Auftaktpartie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München auf dem Rasen stehen. Tatsächlich wird beim Spiel, das in der Frankfurter Arena stattfindet, eine Rekordkulisse erwartet. Die bisherige Bestmarke in der Frauen-Bundesliga wurde am Ende der Saison 2013/2014 in Wolfsburg erzielt - mit 12.464 Fans.

Normalerweise tragen die Frankfurterinnen ihre Heimspiele im Stadion am Brentanobad aus, das gerade einmal 5.650 Plätze hat. Wobei die Eintracht in der vergangenen Saison mit 1580 Fans pro Spiel den besten Zuschauerschnitt der Liga hatte. Dass das Saison-Eröffnungsspiel nun vor deutlich mehr Menschen stattfindet, sehen viele als ein Zeichen für das kontinuierliche Wachstum und den Fortschritt des Fußballs der Frauen in Deutschland.

Voss-Tecklenburg: "Den Moment nutzen"

"Wir hoffen, dass wir etwas angestoßen haben", hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schon nach der Rückkehr von der EM gegenüber der DW gesagt. "Wir hoffen, dass die Aufmerksamkeit, die wir bekommen haben, dazu führt, dass mehr Mädchen Fußball spielen wollen."

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team haben während bei der Euro einen Hype ausgelöstBild: Borislav Troshev/dpa/picture alliance

Der Schwung der erfolgreichen EM soll nachhaltig sein und den Wandel im heimischen Fußball beschleunigen. "Damit sich die Strukturen ändern, damit sich der Respekt und die Einstellung zu uns ändern", sagte Voss-Tecklenburg. Es gebe noch viel zu tun. "Wir wollen den Moment nutzen, um noch ein bisschen mehr Druck zu machen."

Deutschlands Spielführerin Alexandra Popp vom Meister VfL Wolfsburg schloss sich der Bundestrainerin an. Die Angreiferin hat nach der Euro sogar schon kleinen Veränderungen im Alltag bemerkt. "Wenn wir jetzt durch Wolfsburg laufen, dann fühlt es sich an, als würde uns jeder erkennen und uns ein positives Feedback geben, dass wir ein tolles Turnier gespielt haben", sagte Popp gegenüber der DW. "Es ist schön, anerkannt und geschätzt zu werden, darüber freuen wir uns, denn es war eines unserer Ziele, hier in Deutschland für Furore zu sorgen."

Wolfsburg und Bayern - dem Rest enteilt

Die Anerkennung ist zwar erfreulich, hat aber nur begrenzte Auswirkungen auf die Verbesserung des Spiels im Allgemeinen und auf viele Spielerinnen in der Fußballpyramide. Der Fußball der Frauen in Deutschland steht weiterhin unter der Schirmherrschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). In der Bundesliga haben sich Titelverteidiger VfL Wolfsburg und dessen Hauptkonkurrent Bayern München in den vergangenen acht Spielzeiten mit den Meisterschaften mehr oder weniger abgewechselt.

Zuletzt fleißige Titelsammlerinnen: Alexandra Popp (2.v.r.), Svenja Huth (2.v.l.) und die "Wölfinnen"Bild: Ines Haehnel/Lobeca/IMAGO

Der Abstand zwischen den "Großen" und dem Rest der Liga sowie den Teams weiter unten im Fußball ist unübersehbar. Popp weist darauf hin, dass ihre "Wölfinnen" sich diesen Status aber auch hart erarbeitet haben. "Wir mussten in den letzten Jahren viel investieren, um an die Spitze zu kommen", sagte Popp. "Das müssen wir und wir wollen an unsere Grenzen gehen. Wir wollen nie aufhören, auf hohem Niveau Fußball zu spielen, denn nur so können wir uns weiterentwickeln."

Investitionen als Schlüssel zum Wachstum

Popp ist sich jedoch darüber im Klaren, dass ernsthaftes Sponsoring notwendig ist, damit die Liga wachsen und insgesamt wettbewerbsfähiger werden kann. "Es gibt derzeit einen extremen Hype um den Frauenfußball, und jetzt geht es um Nachhaltigkeit", sagt die Stürmerin. Das bedeute, Sponsoren für die Liga zu generieren, um bessere Rahmenbedingungen für alle zu schaffen. "Wir brauchen Sponsoren, um Strukturen bei anderen Vereinen zu entwickeln. Es muss Geld investiert werden, damit sich auch die Qualität der Liga verbessert."

Während das Gesamtbild des Fußballs der Frauen in der aktuellen Situation ein heißes Thema bleibt, konzentrieren sich Popp und Wolfsburg voll und ganz darauf, eine weitere erfolgreiche Saison zu spielen. Der siebenmalige Meister hat seinen Kader im Sommer verstärkt und unter anderem mit Abwehrspielerin Marina Hegering vom Rivalen FC Bayern sowie Mittelfeldspielerin Jule Brand aus Hoffenheim zwei Nationalspielerinnen verpflichtet.

Früher Gegnerinnen auf dem Platz, spielen Jule Brand (l.) und Marina Hegering (r.) nun gemeinsam in WolfsburgBild: Sven Beyrich//Sports Press Photo/IMAGO

Hegering wies jeglichen zusätzlichen Druck auf die Mannschaft zurück, obwohl sie weiß, dass die Mannschaft und die Liga mit zusätzlichen und vielleicht kritischeren Augen beobachtet werden. "Wir haben einen ziemlich starken Kader, das lässt sich nicht leugnen, aber wir müssen trotzdem in jedem Spiel eine entsprechende Leistung bringen", sagt Hegering. "Mit neuen Spielerinnen brauchen wir Zeit, um uns zurechtzufinden. Wolfsburg hat in der letzten Saison das Double gewonnen, wir haben also alle Hände voll zu tun, diese Titel zu verteidigen."

Mehr Spannung durch stärkere Konkurrenz?

Für Brand war die höhere Professionalität bei ihrem neuen Klub die treibende Kraft für den Wechsel, "Wolfsburgs Leistung, ihr Potenzial, der Verein, die Mannschaft, alles, was sie erreicht haben und noch erreichen wollen, ich denke, es ist ein sehr guter Verein für mich", sagt Brand, glaubt aber, dass es für sie und die "Wölfinnen" in der kommenden Spielzeit enger werden könnte, weil die Konkurrenz besser wird. "Andere Mannschaften haben auch gute Spielerinnen verpflichtet, Bayern, Leverkusen, Frankfurt", sagt sie. "Ich hoffe, dass es spannend wird, aber dass wir die Saison trotzdem oben beenden."

Vielleicht wäre es für den Gesamterfolg der Frauen-Bundesliga auch gar nicht so schlecht, wenn es sich Wolfsburg und Bayern nicht frühzeitig von der Konkurrenz absetzen, sondern mehr Mannschaften oben mitmischen. Je enger, desto spannender und desto besser für das Interesse der Fans. Schließlich soll die gewachsene Aufmerksamkeit und der Hype, den die Euro 2022 in Deutschland entfacht hat, für den Fußball der Frauen erst der Anfang sein.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen