Forscher haben herausgefunden, dass die öffentliche Gesundheit in Ländern mit starken Frauenrechten besser ist. Und das gilt nicht nur für Industriestaaten, sondern auch für ärmere Länder.
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Es wirkt naheliegend, dass Menschen in Ländern, in denen starke Frauenrechte gelten, meist gesünder sind. Schließlich sind Frauenrechte oft in reichen, demokratisch verfassten Industrieländern mit einer Gewaltenteilung besser geschützt als etwa in religiös verfassten Entwicklungsländern. Entsprechend ist in reichen Staaten oft auch das Gesundheitssystem besser entwickelt.
Doch ein Forscherteam um Dr. Kamir Alaei, der an der Drexel University in Philadelphia und am St. Anthony's College im britischen Oxford zum Thema Weltgesundheit lehrt, hat nun Hinweise gefunden, dass es möglicherweise noch andere Verbindungen gibt.
Recht ist kein Privileg der Reichen
Die Forscher haben für den Zeitraum von 2004 bis 2010 Datenbanken mit Informationen über Gesundheit, Menschenrechte, die wirtschaftliche und soziale Lage für 162 Länder abgeglichen.
Dabei kam heraus, dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen den Rechtsstandards für Frauen und mehreren Gesundheitsparametern gibt.
Besonders wichtig: Dieses Ergebnis spiegelt nicht nur den Vergleich zwischen reichen und armen Ländern wider. Vielmehr sind auch unter mehreren armen Ländern die Gesundheitsparameter stets dort besser, wo Frauen starke Rechte genießen. Die bessere Gesundheit geht immer einher mit einer höheren Wachstumsrate, so die wissenschaftlich geprüfte ("peer-reviewed") Studie, die am 18. Juli 2019 in der Fachzeitschrift BMJ Open erschien.
Lange wurde Frauen ausschließlich Haushalt und Kindererziehung zugeschrieben. Zu Unrecht. Denn auch schon vor 200 Jahren prägten heute weltbekannte Frauen die Wissenschaft und Forschung - mit bahnbrechenden Erfindungen.
Bild: picture-alliance/ dpa
Hedy Lamarr
Als Schauspielerin und Sexsymbol ist Hedy Lamarr weltbekannt. Aber kaum jemand weiß, dass sie auch das Frequenzsprungverfahren erfand. Damit legte sie den Grundstein für die drahtlose Datenübertragung, die maßgeblich für WLAN, GPS und Bluetooth ist. Und Lamarr war nicht die einzige Frau, der wir eine revolutionäre Erfindung verdanken.
Bild: picture-alliance/ dpa
Ada Lovelace
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Jahren prägte Ada Lovelace (1815-1852) die heutige Computerwelt mit ihrer Erfindung: Im Jahr 1835 entwickelte die britische Mathematikerin ein komplexes Programm für einen nie fertiggestellten mechanischen Computer - die "Analytical Engine". Es bildete den Grundstein für spätere Programmiersprachen. Damit ist sie die erste Programmiererin der Welt.
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Barbe-Nicole Clicquot
Sie ist als "Grand Dame de Champagne" bekannt: Die Französin Barbe-Nicole Clicquot (1777-1866) erfand die Rüttelmethode: Dabei werden die Flaschen mit dem Hals nach unten gelagert und regelmäßig gerüttelt, so dass die darin enthaltene Hefe sich Richtung Flaschenhals absetzt und entfernt werden kann. Statt einer trüben Brühe gibt es so klaren Champagnergenuss.
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Josephine Cochrane
Ohne Josephine Cochrane (1839-1913) würden sich Familien und WGs noch heute über den Abwasch streiten. Denn sie gilt als Erfinderin des ersten Geschirrspülers. Da die reiche Amerikanerin gerne Partys feierte und sich im Anschluss über ihre Angestellten ärgerte, die beim Abwasch ständig Geschirr zerbrachen, erfand sie das praktische Gerät. Im Dezember 1886 erhielt sie ein Patent auf ihre Erfindung.
Bild: public domain
Marie Curie
Als erste Frau überhaupt erhielt sie den Nobelpreis- und das gleich zweimal: 1903 gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie auf dem Gebiet der Physik, 1911 für Chemie. Marie Curie (1867-1934) zählt zu den bedeutendsten Wissenschaftlerinnen der Geschichte. Sie arbeitete an der Erforschung der Radioaktivität. Außerdem entdeckte sie die chemischen Elemente Polonium und Radium.
Bild: picture-alliance/empics/PA Wire
Melitta Bentz
Melitta Bentz (1873-1950) war eine Genuss-Revolutionärin: Während die 35-jährige Mutter und Hausfrau ihren Kaffee trank, störte sie sich immer wieder an den lästigen Krümmeln zwischen ihren Zähnen. Spontan griff sie zum Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne, legte dieses in eine gelöcherte Konservendose und goss den Kaffee dadurch. Der Kaffeefilter war geboren.1908 meldete sie das Patent an.
Bild: picture alliance/dpa/Melitta
Grace Murray Hopper
Die US-amerikanische Informatikerin und Computerpionierin Grace Murray Hopper (1906-1992) brachte dem Rechner das Sprechen bei. Während die Pioniere der Computer-Vorzeit noch in einer kryptischen Privatsprache kommunizierten, wandelte sie Computerprogramme von Einsen und Nullen in verständliche Sprache um und leistete auch maßgebliche Vorarbeiten für die Entwicklung der Programmiersprache COBOL.
Bild: picture-alliance/Newscom/J. S. Davis
Gertrude Belle Elion
Eine Pionierin der Medizin: Als ihr Großvater an Krebs verstarb, nahm sich Gertrude Belle Elion (1918-1999) vor, in die Krebsforschung zu gehen. Die Biochemikerin und Pharmakologin trug maßgeblich zur Weiterentwicklung der Chemotherapie bei, indem sie ein bis heute zur Behandlung von Leukämie verwendetes Medikament entwickelte. 1989 wurde sie mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt.
Bild: CC By Unbekannt 4.0
Maria Telkes
Solarkraft gilt als Energiequelle der Zukunft. Die Entdeckung dieser liegt schon über 50 Jahre zurück: Die ungarisch-amerikanische Wissenschaftlerin Maria Telkes (1900-1995) erfand während des Zweiten Weltkrieges eine solarbetriebene Entsalzungsanlage für die Navy. 1947 baute sie mit einem Architekten ein Haus, das komplett durch Solarenergie geheizt wurde - der Grundstein für die heutige Technik.
Bild: Gemeinfrei
Margaret Hamilton
Die Informatikerin und Mathematikerin Margaret Hamilton (1936) war viele Jahre lang leitende Software-Ingenieurin bei der Apollo-Raumfahrt. Für diese entwickelte sie einen Computercode, die On-Board-Flugzeugsoftware, mit dem sie die erste Mondlandung der Menschheit ermöglichte. Außerdem entwickelte sie verschiedene Konzepte, die heute als Grundlage für sämtliche Software-Systeme zählen.
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Die wenigsten Länder haben starke Frauenrechte
Die Bedeutung der Frauenrechte für die gesellschaftliche Entwicklung sei oft nicht ausreichend gewürdigt worden, schreiben die Autoren. Zwar hätten die meisten Staaten der Welt die Internationale Frauenrechtskonvention (The Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women – CEDAW) unterschrieben, dennoch seien in 63 der untersuchten Länder die wirtschaftlichen und sozialen Rechte von Frauen "mangelhaft" gewesen. Für 51 Staaten bewerteten die Forscher den Stand der Frauenrechte als "mittelmäßig" und nur in 44 Staaten als "hoch".
Das Fazit: Wo Frauen starke wirtschaftliche und soziale Rechte genießen, ist die Gesundheitsversorgung besser. Möglicherweise liegt das daran, dass dort mehr pro Kopf für die Vorsorge und Pflege ausgegeben wird, schreiben die Forscher.
Insbesondere gelte das für Impfungen, Verhütung und die Betreuung und Pflege von Schwangeren und Kleinkindern. Aber auch die Todesraten sinken und die Lebenserwartung liege dort höher.
"Die Ergebnisse belegen, dass selbst wenn es nur geringe [finanzielle] Ressourcen gibt, der Gesundheitsbereich besser aufgestellt ist, wenn ein Land die Menschenrechte strukturell stärkt."
Dennoch zeige die Studie, dass Länder, die ihre wirtschaftliche Entwicklung vor Frauenrechte stellen, im Irrtum seien. "Heutzutage wird der Wert von Menschenrechten oft aus wirtschaftlicher Sicht in Frage gestellt", schreibt das Forscherteam. "Unsere Daten zeigen [hingegen], dass Menschenrechte [bzw. Frauenrechte] nur [für die Entwicklung] förderlich sein können."
Viele Frauen in der Wissenschaft haben herausragende Entdeckungen gemacht. Doch oft war es nicht leicht für sie, sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen. Und manchmal wurden sie schlichtweg ignoriert.
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Computer-Visionärin
Ada Lovelace wurde 1815 als Tochter des Romantikers Lord Byron geboren. Als begabte Mathematikerin schrieb sie schon Mitte des 19. Jahrhunderts eine Art frühes Computerprogramm. Sie gilt als die erste, die erkannt hatte, dass mechanische Vorläufer der Computer nicht nur für Zahlen verwendet werden können. Lovelace arbeitete am Entwurf der Rechenmaschine "Analytical Engine" von Charles Babbage.
Bild: public domain
Wissenschafts-Gigant in zwei Forschungsfeldern
In Warschau 1867 geboren, emigrierte Marie Curie zum Studium nach Paris und arbeitete dort an der Erforschung der Radioaktivität. Sie war die erste Frau, die einen Nobelpreis gewonnen hat. Und nicht nur das: Sie bekam sogar zwei: 1903 in Physik - gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre und dem Physiker Henri Becquerel - und 1911 in Chemie für die Entdeckung von Radium und Polonium.
Bild: picture alliance/United Archiv
Die Doppelhelix aufgedröselt
Rosalind Franklin gehört zu denen, die zwar einen Nobelpreis verdient hätten, ihn aber nie bekamen. Die Biophysikerin erarbeitete die Grundlagen, die es James Watson und Francis Crick ermöglichten, die Struktur der DNA-Doppelhelix zu entdecken. Die Männer bekamen dafür den Medizin-Nobelpreis, Franklin ging leer aus. Sie erlebte die Preisverleihung nicht mehr. Kurz zuvor verstarb sie an Krebs.
Bild: picture-alliance/HIP
Vitamine und Insulin entschlüsselt
Die britische Biochemikerin Dorothy Hodgkin war Zeitgenossin von Rosalind Franklin. Die beiden tauschten ihre Erfahrungen aus. Hodgkin analysierte die Struktur des Vitamins B12 und bekam dafür 1964, als dritte Frau überhaupt, den Chemie-Nobelpreis. Fünf Jahre später entschlüsselte Hodgkin die Struktur des Insulin.
Bild: picture-alliance/dpa/Leemage
Ein zellulärer Jungbrunnen
Elizabeth Blackburn bekam 2009 den Medizin-Nobelpreis für ihre Arbeit an Telomeren, den schützenden Kappen an den Enden der Chromosomen. Die Molekularbiologin war an der Entdeckung des Enzyms Telomerase beteiligt, das für einen ausreichenden Nachschub an Telomeren sorgt. Blackburns Entdeckungen sind entscheidend für das Verständnis des Alterns und der Entstehung von Krebs.
Bild: picture-alliance/dpa/S.Merrell
Wie leben die Schimpansen?
Die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall verbrachte Jahrzehnte mit Schimpansen und studierte deren Sozial- und Familienverhalten im Gombe-Stream Nationalpark in Tansania. Einige Forscherkollegen kritisierten, sie vermenschliche die Tiere. Goodall hielt dagegen und setzte sich verstärkt für Primatenrechte ein - ähnlich der Menschenrechte.
Bild: picture alliance/Photoshot
Die Frau der starken Nervenzellen
Rita Levi-Montalcini wurde 1909 in Italien geboren. Als Jüdin musste sie unter Mussolini ihre Forschungen einstellen. Sie machte trotzdem weiter und richtete in ihrem Schlafzimmer ein Labor ein, wo sie mit Nervenfasern von Hühnerembryos arbeitete. Nach dem Krieg erforschte sie die Nachrichtenübertragung in Zellen. 1986 erhielt sie den Nobelpreis für Medizin.
Bild: picture-alliance/maxppp/Leemage
Neutronensterne und kleine grüne Männchen
1967 entdeckte die nordirische Physikerin Jocelyn Bell Burnell mit einem Radioteleskop Signale aus den Tiefen des Alls. Zunächst scherzhaft als Ruf "kleiner grüner Männchen" belächelt, wurde recht schnell klar, dass Burnell Pulsare - schnell drehende Neutronenstern - nachgewiesen hatte. 1974 erhielt ihr Doktorvater Antony Hewish mit Martin Ryle den Nobelpreis dafür, sie aber nicht.