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Frauensport in Saudi-Arabien im Fokus von Human Rights Watch

Kalika Mehta
23. November 2024

Ein neuer Bericht von Human Rights Watch wirft Saudi-Arabiens Public Investment Fund vor, den Sport zu nutzen, um Menschenrechtsverletzungen zu vertuschen. Mehr und mehr Geld fließt auch in den Frauensport.

Tennisspielerin Iga Swiatek beim Aufschlag während der WTA-Finals in Riad
Trotz des Protests prominenter Vertreterinnen des Frauentennis wurden die WTA-Finals in Saudi-Arabien ausgetragen.Bild: Artur Widak/NurPhoto/IMAGO

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Menschrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat aufgedeckt, dass Saudi-Arabiens Staatsfond, der Public Investment Fund (PIF), "Menschenrechtsverletzungen begünstigt und davon profitiert hat". Zudem habe Sportswashing dazu beigetragen hat, "den Ruf des Landes von Schaden reinzuwaschen".

Tatsächlich investiert Saudi-Arabien enorme Summen in den Sport, zum Beispiel in der Formel 1, beim Golf, im Fußball, Boxen oder Tennis. Das gilt sowohl für das Sponsoring von Veranstaltungen weltweit, als auch wenn es darum geht, Sportevents im eigenen Land auszurichten. So fand im November in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad das Finalturnier der Women's Tennis Association (WTA) statt, über dessen Ausrichtung man einen Dreijahresvertrag abgeschlossen hat. Das Preisgeld für das Turnier betrug 5,15 Millionen US-Dollar (4,87 Millionen Euro) und entsprach damit dem der ATP Finals der Männer in Turin. Damit erhielten Coco Gauff und Jannik Sinner, Siegerin und Sieger der beiden sogenannten Tennis-Weltmeisterschaften am Jahresende, dieselbe Summe.

Angesichts des Strebens nach mehr Professionalität im Frauensport ist es für die Verbände schwer, die beträchtlichen Summen abzulehnen, die der PIF bereit ist zu investieren. Insbesondere in einer Sportlandschaft, in der Frauenteams oft grundsätzlich um Finanzierung, Sponsoring und Sichtbarkeit kämpfen müssen.

Coco Gauff freute sich nach ihrem Sieg bei den WTA Finals in Riad über ein immenses Preisgeld, hatte aber Bedenken in Saudi-Arabien zu spielenBild: AP/dpa/picture alliance

"Investitionen in den Frauensport signalisieren sowohl der saudischen Bevölkerung als auch dem Rest der Welt, dass sie etwas Großartiges für Frauen tun", sagte Stanis Elsborg der DW. Elsborg leitet "Play the Game", eine Initiative zur Förderung von Demokratie, Transparenz und Meinungsfreiheit im Weltsport. "Das führt dann dazu, dass kaum oder gar nicht über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen an Frauen in dem Land gesprochen wird."

Unterschiedliche Realitäten für Frauen in Saudi-Arabien

Während man sich im Sport offenbar um Gleichberechtigung bemüht, leben Frauen in Saudi-Arabien weiterhin unter strengen männlichen Vormundschaftsgesetzen. Sie benötigen in vielen Situationen ihres Lebens die Erlaubnis eines männlichen Verwandten - in der Regel des Vaters, Ehemanns oder Bruders. Das gilt beispielsweise, wenn sie heiraten möchten, verreisen und manchmal sogar, wenn es um den Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildung geht.

Wer sich zu diesen Zuständen kritisch äußert, muss mit harten Strafen rechnen. "Es gibt immer noch eine Reihe von Frauenrechtsaktivisten, die entweder im Gefängnis sitzen oder unter Hausarrest stehen und lange Haftstrafen für Beiträge in sozialen Medien verbüßen, in denen sie sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben", sagt Minky Worden, HRW-Direktorin für globale Initiativen, gegenüber der DW.

Minky Worden, Human Rights Watch-Direktorin für globale InitiativenBild: Nicolas Landemard/dpa/MAXPPP/picture alliance

Im Vorfeld der WTA Finals hatten die Tennislegenden Chris Evert und Martina Navratilova einen offenen Brief an WTA-Chef Steve Simon geschrieben und erklärt, dass die Austragung des Turniers in Saudi-Arabien "einen bedeutenden Rückschritt" darstelle und "völlig unvereinbar mit dem Geist und Zweck des Frauentennis und der WTA selbst" sei.

Die spätere Turniersiegerin Coco Gauff gab zu, dass sie "Vorbehalte" hatte, in Saudi-Arabien zu spielen, und verwies auf die Behandlung von Frauen und der LGBTQ+-Gemeinschaft in dem Land. Gauff sagte, sie hoffe, dass die Präsenz der WTA in Saudi-Arabien in den nächsten drei Jahren dazu beitragen werde, mehr saudische Frauen an den Tennissport heranzuführen und "mehr Gleichberechtigung zu schaffen".

Frauen im Mittelpunkt der saudischen "Vision 2030"

Seit 2018 hat Saudi-Arabiens PIF Milliarden von Euro in den Männersport investiert. Mit Erfolg: Viele Großereignisse haben bereits in den vergangenen Jahren in Saudi-Arabien stattgefunden: Formel-1-Rennen, WM-Kämpfe im Boxen, der spanische Supercup im Fußball, Tennis- und Golfturniere. Am 11. Dezember wird das Land voraussichtlich auch den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 bekommen.

Die Entscheidung, auch in den Frauensport zu investieren, scheint ein ebenso wohlüberlegter Schritt zu sein. Frauen stehen im Mittelpunkt der viel beachteten saudischen "Vision 2030", des ehrgeizigen Plans für wirtschaftliche und soziale Reformen des Landes, der von Kronprinz Mohammed bin Salman angeführt wird. Ein Hauptziel des Plans ist es, Frauen zu befähigen, einen größeren Beitrag zur saudischen Gesellschaft zu leisten.

Die Situation der Frauen in Saudi-Arabien hat sich verbessert, dennoch gibt es nach wie vor viele RestriktionenBild: Amr Nabil/AP/picture alliance

Wie der HRW-Bericht feststellt, gibt es derzeit jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass "die aus dem PIF finanzierten Projekte die Verpflichtungen der Regierung zur Erfüllung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte ihrer Bevölkerung fördern".

"Ich glaube, dass sie ein Interesse daran haben, dass mehr Frauen in Saudi-Arabien Sport treiben und die Bevölkerung gesünder wird", sagt Stanis Elsborg. "Ich glaube auch, dass einer der Schlüsselfaktoren hinter ihrer Sportstrategie darin besteht, dass sie nicht wollen, dass man über die fehlenden Rechte von Frauen oder LGBTQ+ spricht. Sie wollen, dass wir über all die guten Dinge sprechen, die sie für den Weltsport tun und die sie auch für den Frauensport tun."

Proteste gegen Engagement im Frauensport

Obwohl die höhere Vergütung bei Frauen-Sportevents zu begrüßen ist, haben viele Sportlerinnen ihre Stimme gegen das Engagement Saudi-Arabiens im Frauensport erhoben. Als Reaktion auf die Ankündigung, dass die FIFA eine Partnerschaft mit der staatlichen saudi-arabischen Ölgesellschaft Aramco eingeht, unterzeichneten im Oktober über 100 internationale Spielerinnen einen offenen Brief, in dem sie diese Vereinbarung als Verrat an den Werten des Frauensports und den Menschenrechten kritisierten. Die Gruppe schlug vor, Sportlerinnen in die Entscheidungsgremien künftiger Partnerschaften aufzunehmen.

"Die Spielerinnen haben kein Mitspracherecht, wenn es um Sponsoring und Partnerschaften geht, und das ist eines der großen Probleme", so Elsborg. "Das, was die Spielerinnen in ihrem Brief an die FIFA zum Ausdruck gebracht haben, nämlich die Einrichtung einer Prüfungskommission, in der die Spielerinnen mehr Mitspracherecht bei der Vergabe von Sponsorenverträgen an ihre Organisationen haben, könnte ein möglicher Weg nach vorne für den Frauensport sein."

Dieser Text wurde aus dem englischen Originalartikel "Saudi Arabia: Women's sport in focus after latest HRW report" adaptiert.

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