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Petry entmachtet Gallionsfigur Lucke

4. Juli 2015

Der Machtkampf in der euroskeptischen Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) ist entschieden. Die bisherige Co-Vorsitzende Frauke Petry setzte sich auf dem Parteitag gegen AfD-Mitbegründer Bernd Lucke durch.

Frauke Petry, nach der Wahl zur AfD-Vorsitzenden (foto: dpa)
Bild: dpa

Frauke Petry ist die erste alleinige Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD). Die 40-Jährige erhielt auf einem außerordentlichen Mitgliederparteitag in Essen 60 Prozent der Stimmen. Damit wird die sächsische Landesvorsitzende am Jahresende laut Satzung automatisch alleinige AfD-Vorsitzende. Petry vertritt den nationalkonservativen Flügel der Anfang 2013 gegründeten Partei.

Petry setzte sich damit eindeutig gegen AfD-Mitbegründer Bernd Lucke durch. Vor der Wahl hatte Lucke erklärt, sich nicht auf den Posten des zweiten Parteivorsitzenden bewerben zu wollen. Damit war der Weg frei für den Volkswirtschaftsprofessor Jörg Meuthen. Der Landesvorsitzende aus Baden-Württemberg wurde mit 62 Prozent der Stimmen gewählt und setzte sich gegen vier Mitbewerber durch. Am Jahresende soll der zweite Parteichef automatisch auf den Stellvertreter-Posten wechseln.

Tumult bei Luckes Rede

In der Bewerbungsrede Luckes kam es zu Tumulten unter den rund 3500 Mitgliedern des Parteitags. Insbesondere als sich Lucke gegen eine pauschale Verurteilung des Islams wandte, wurde er ausgebuht und niedergeschrien. Er hatte vor dem Parteitag erklärt, im Falle einer Niederlage müsse der vom ihm initiierte Verein "Weckruf 2015" über das weitere Vorgehen beraten. Luckes Gegner hatten das als Drohung einer Abspaltung verstanden.

Diese AfD-Mitglieder zeigen Bernd Lucke demonstrativ die rote KarteBild: Reuters/W. Rattay

Petrys kurze Ansprache, in der sie den Parteirechten Avancen machte, wurde von den rund 3000 anwesenden Mitgliedern freundlicher aufgenommen. Aber auch bei ihren Äußerungen gab es aufgebrachte Buhrufe. Petry hält Lucke und dessen wirtschaftsliberalem Flügel im Kern eine thematische Verengung auf die Ablehnung der Euro-Rettungspolitik vor. Lucke wirft seinen Gegnern wiederum vor, die AfD nicht gegen das rechte Spektrum abzugrenzen, und kritisiert unter anderem Kontakte zur islamkritischen Pegida-Bewegung. Petry wies die Vorhaltung, zu wenig gegen rechtspopulistische Tendenzen zu tun, zurück und betonte: "Ich kann in der Tat keinen Rechtsruck dieser Partei erkennen, also sollten wir ihn auch nicht herbeireden."

Der Sieg Petrys hatte sich am Mittwoch angedeutet, als der Parteitag mit 61 Prozent beschloss, die Wahl eines Generalsekretärs von der Tagesordnung zu nehmen. Lucke hatte sich diese Wahl ausdrücklich gewünscht.

Vor der Versammlungshalle in Essen demonstrierten einige Dutzend Angehörige linksgerichteter Gruppen gegen den Parteitag.

kle/mak (rtr, afp, dpa)

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