Freilassung im Mordfall Daniel Pearl
28. Januar 2021Im Mordfall des US-Journalisten Daniel Pearl hat das Oberste Gericht Pakistans die Freilassung des verurteilten Hauptverdächtigen bestätigt. Die Richter hätten entschieden, dass der gebürtige Brite Ahmed Omar Said Scheich in dem Fall keine Straftat begangen habe, sagte der Anwalt des Angeklagten.
Pearl, der damals 38-jährige Südasien-Bürochef des "Wall Street Journal", war Anfang 2002 während einer Recherche zu radikalen Islamisten in der südpakistanischen Stadt Karatschi verschleppt und später brutal ermordet worden. Die Täter hatten ein Video von Pearls Enthauptung veröffentlicht.
Justizirrtum im Mordfall Daniel Pearl?
Im selben Jahr sprach ein Gericht den Hauptverdächtigen Scheich wegen der Entführung und Ermordung Pearls schuldig und verurteilte ihn zum Tode. Drei weitere Männer wurden damals als Helfer zu lebenslanger Haft verurteilt.
In den folgenden Jahren aber wurden Zweifel an der Schuld Scheichs laut. In einem Bericht des Pearl-Projekts an der Georgetown University in den USA hieß es, die falschen Männer seien für den Mord an Pearl verurteilt worden. Demnach wurde der Reporter von Khalid Scheich Mohammad, dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, und nicht von Ahmed Omar Said Scheich ermordet.
Im April vergangenen Jahres hob ein Gericht dann zunächst das Todesurteil gegen Scheich sowie die Urteile gegen die Mitangeklagten auf. Stattdessen wurde eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren wegen Entführung gegen den Hauptverdächtigen Scheich verhängt. Da er diese Strafe angesichts der bisherigen Haft bereits verbüßt hatte, ordnete ein Gericht im vergangenen Dezember die Freilassung der vier Männer an.
Widerstand aus den USA
Nach scharfer Kritik aus den USA legte die pakistanische Staatsanwaltschaft aber Berufung beim Obersten Gerichtshof gegen das Urteil ein. Auch die Familie von Daniel Pearl hatte gegen die Freilassung geklagt. Das Oberste Gericht wies die Berufung nun ab.
Die Familie des ermordeten US-Journalisten äußerte scharfe Kritik an dem Urteil und sprach von einer "Farce". Die Freilassung der vier Männer bringe Journalisten weltweit und die Bevölkerung Pakistans in Gefahr. Die Familie rief die US-Regierung dazu auf, "alle nötigen Schritte" zu unternehmen, um "diese Ungerechtigkeit zu korrigieren".
cw/fab (afp, dpa)