Freundin bringt Ukip-Chef in Bedrängnis
15. Januar 2018"Als nächstes gibt es einen muslimischen Premierminister. Und einen schwarzen König", zitierte die Zeitung "Mail on Sunday" die 25-Jährige. Jo Marneys Äußerungen lösten Empörung und innerparteiliche Kritik aus. Das Model wurde aus der Ukip ausgeschlossen.
Auch Forderungen, Henry Bolton solle von seinem Amt als Parteichef zurücktreten, wurden nach dem Vorfall laut. "Geh' jetzt", verlangte etwa Bill Etheridge, Abgeordneter im Europäischen Parlament. Bolton solle die Agonie nicht verlängern. Vorstandsmitglied Paul Oakden sagte dem britischen Sender BBC, die Parteiführung werde bei einem Treffen kommendes Wochenende erörtern, ob Bolton "in diesem Moment noch der Anführer" sei. Andere Ukip-Mitglieder meinten, dass ihr Parteichef nun "schwierige Entscheidungen" mit Blick auf seine Zukunft treffen müsse.
"Zitate aus Zusammenhang gerissen"
Der 54-jährige Familienvater Bolton, der sich kürzlich von seiner Ehefrau getrennt hat, bestätigte den Partei-Rauswurf seiner Freundin: "Sie wurde ausgeschlossen, gleich nachdem wir die Informationen bekommen haben." Bolton war erst im vergangenen September zum Ukip-Chef gewählt worden und soll die europafeindliche Partei aus der Krise holen: Bei den jüngsten Wahlen zum Parlament und auf kommunaler Ebene hatte sie Niederlagen einstecken müssen, im Unterhaus ist sie nicht mehr vertreten. Bis 2016 war Nigel Farage, einer der prominentesten Brexit-Befürworter, Chef der Ukip. Danach gaben sich seine Nachfolger schnell hintereinander die Klinke in die Hand: Diane James, Paul Nuttall, Steve Crowther und schließlich Bolton.
Marney entschuldigte sich in einer Stellungnahme für die "schockierende Ausdrucksweise" in den Textnachrichten, die sie an einen Freund geschickt hatte. Sie habe mit ihren Äußerungen aber "bewusst übertrieben, um etwas deutlich zu machen". Die Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.
Die US-Schauspielerin Meghan Markle, die mütterlicherseits afroamerikanische Wurzeln hat, war in Großbritannien bereits mehrfach Ziel rassistischer Kommentare. Prinz Harry sah sich daher vor gut einem Jahr gezwungen, seine Freundin und mittlerweile Verlobte in einem öffentlichen Appell gegen "sexistische und rassistische" Kommentare in sozialen Netzwerken und einen rassistischen Unterton in Teilen der britischen Presse zu verteidigen. Sein Machtwort brachte ihm viel Lob ein. Das Paar wird am 19. Mai auf Schloss Windsor heiraten.
ie/wa (dpa, afp, ap)