Fridays for Future streiken wieder
18. Juni 2021Nach mehrwöchiger Corona-Pause haben die Klimaaktivisten von Fridays for Future ihre wöchentlichen Streiks wieder aufgenommen. In mehr als 30 Städten, darunter Berlin, Köln und Hamburg, versammelten sich bei sengender Hitze die Anhänger der Bewegung, um für eine ambitioniertere und sozial gerechte Klimapolitik einzutreten.
Protestaktionen sollen jetzt wöchentlich stattfinden
Fridays for Future wirft der Bundesregierung seit längerem vor, nicht genügend zu unternehmen, um eine Erderwärmung von deutlich mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu verhindern. Auch Vertreter von Sozialverbänden, Gewerkschaften und Kirchen beteiligten sich an den Protestaktionen, die von nun an wieder wöchentlich stattfinden sollen.
Wie die Organisatoren mitteilten, gab es in vielen Städten, etwa in Berlin, München und Düsseldorf, erstmals seit langem wieder Fußmärsche - mit Abstand und Maske. In Hamburg hätten 3000 Demonstranten teilgenommen, gab Fridays for Future an. Exakt hundert Tage vor der Bundestagswahl wollen die Aktivisten auch im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Organisationen ein Zeichen setzen.
Verdi mahnt soziale Dimension an
So mahnte Verdi-Chef Frank Werneke an, die soziale Dimension der Klimawende in den Vordergrund zu rücken. Es sei wichtig, den Menschen Ängste zu nehmen und das Thema Klimaschutz positiver zu besetzen, forderte Werneke. "Nur aus Ängsten heraus kann keine gute Politik entstehen." Auch Verdi-Mitglieder hatten sich in Berlin und anderen Städten unter die Demonstranten gemischt.
"Verlogene Klimadebatte"
Zum Auftakt der Demonstrationen hatte die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer den politischen Parteien "eine verlogene Klimadebatte" vorgeworfen. Ärmere Menschen würden "als Ausrede genutzt", um weniger Klimaschutz zu betreiben, sagte Neubauer. Dabei hätten die politisch Verantwortlichen "jahrzehntelang soziale Ungerechtigkeit befürwortet und eine Politik für die Wirtschaft und nicht für die Menschen gemacht", erklärte die Aktivistin.
In der Debatte um Billigflüge und höhere Benzinpreise sei der Eindruck entstanden, als ob mehr Klimaschutz wegen sozialer Fragen nicht möglich wäre, sagte Neubauer. Dabei sei es Aufgabe der Politik, einen angemessenen sozialen Ausgleich zu schaffen. "Die Regierung muss anfangen, mit den Leuten Klartext darüber zu sprechen, vor welchen Herausforderungen wir stehen."
Klimaneutralität bereits für 2035 gefordert
In der kommenden Woche wollen sich Bundestag und Bundesrat abschließend mit dem neuen Klimaschutzgesetz der Bundesregierung befassen. Demnach soll Deutschland bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral werden. Bis 2030 will die Bundesregierung die klimaschädlichen Gase um 65 Prozent gegenüber 1990 reduzieren.
Die Aktivisten von Fridays for Future und Umweltverbände halten die Pläne für nicht ambitioniert genug und fordern etwa, das Ziel der Klimaneutralität um zehn Jahre, auf 2035, vorzuziehen.
nob/jj (dpa, afp)