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Gesellschaft

Fridays for Future zurück auf der Straße

25. September 2020

Nach längerer Pause wegen der Corona-Pandemie demonstrierte die Bewegung wieder an vielen Orten - welt- und deutschlandweit. Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer sagte in Berlin: "Wir sind da, aber sowas von."

Fridays For Future: Menschen mit Maske in einem Demonstrationszug in Berlin
Nicht nur in Berlin versammelten sich Tausende zu den KlimaprotestenBild: Hannibal Hanschke/Reuters

In Deutschland beteiligten sich Zehntausende Menschen in Dutzenden Städten am sechsten globalen Klimastreik unter dem Motto "Kein Grad weiter!". Bundesweit gab es Aktionen an 400 Orten - in vielen Fällen kamen zu den ersten Klimademonstrationen im öffentlichen Raum seit dem 29. November 2019 jedoch weniger Menschen als erwartet. Allerdings waren die Teilnehmerzahlen vielerorts wegen der Coronavirus-Pandemie von den Behörden beschränkt worden.

Klimaforscher: Klima-Krise dramatischer als Corona-Krise

In Berlin zogen verschiedene Demonstrationszüge, darunter Kolonnen von Fahrradfahrern, durch das Regierungsviertel. Auch an einem Sitzstreik am Brandenburger Tor beteiligten sich trotz Regens zahlreiche junge Menschen. Die Veranstalter sprachen von insgesamt mehr als 20.000 Teilnehmern in der Hauptstadt, während die Polizei rund 8000 Demonstranten zählte.

Trotz Corona gehe der Kampf weiter, sagte Klimaaktivistin Luisa Neubauer in BerlinBild: Kay Nietfeld/dpa/picture-alliance

Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer sagte in ihrer Rede am Brandenburger Tor, der Kampf für einen wirksamen Klimaschutz gehe trotz Corona-Pandemie weiter. Die Bewegung kämpfe für eine effektive Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase, für mehr Klimagerechtigkeit und dafür, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Sie fügte an: "Wir sind da, aber sowas von."

"Wir sind die letzte Generation…"

Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagte in seiner Rede, die Corona-Krise sei sehr groß, die Klima-Krise sei jedoch um ein Vielfaches dramatischer. Sie werde die Erde noch über Jahrtausende hinweg belasten. In Deutschland ist nach Daten des Deutschen Wetterdienstes das aktuelle Jahrzehnt rund 1,9 Grad wärmer als die ersten Jahrzehnte der Aufzeichnungen ab 1881. Weltweit wird der Anstieg der Temperatur mit 1,1 Grad beziffert. Schmelzende Eismassen, steigende Meeresspiegel und ein höheres Risiko für Hitzewellen, Dürren und andere Extremwetter sind die Folge.

In Köln versammelten sich nach Angaben der Veranstalter etwa 10.000 Demonstranten, in Bonn, Bremen und Hannover jeweils rund 3000. In Freiburg beteiligten sich laut Polizei mehr 6000 Menschen am Klimastreik. In Aachen und Dresden kamen rund 1000 Menschen zusammen, ebenso in Mainz. Dort sagte der Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen: "Wir sind die letzte Generation, die etwas ändern kann." Die Menschheit habe 30 Jahre verloren, "weil wir dachten, die Klimakrise ist etwas für Eisbären und Atmosphärenforscher."

Greta Thunberg demonstriert an bewährter Stelle

Weltweit waren einer Auflistung von Fridays for Future zufolge mehr als 3200 Klimastreiks angekündigt. An die großen Menschenmassen der globalen Klimaproteste des Vorjahres - als weltweit Hunderttausende bis Millionen Menschen auf den Straßen unterwegs waren - reichten die Teilnehmerzahlen wegen der Corona-Beschränkungen aber bei Weitem nicht heran.

Die Mitbegründerin der Fridays-for-Future-Bewegung, Greta Thunberg, postierte sich mit einem guten Dutzend weiterer Demonstranten an bewährter Stelle vor dem schwedischen Parlament in Stockholm. "Heute ist unser globaler Klimaaktionstag, und wir streiken an über 3100 Orten!", schrieb die 17-Jährige zu einem Foto von der Aktion.

Greta Thunberg demonstrierte mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern vor dem schwedischen ParlamentBild: Janerik Henriksson/AP/picture-alliance

Mahnende Botschaft aus der Arktis

Zeitzonenbedingt hatten die Klimaschutz-Aktivisten in Australien den Anfang gemacht: Im Rahmen von mehr als 500 geplanten Aktionen in nahezu allen Landesteilen gingen überwiegend junge Australier auf die Straße. Auf dem afrikanischen Kontinent, wo die Menschen bereits heute besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden, gab es in zahlreichen Ländern kleinere Proteste, etwa in Südafrika und Kenia.

Auch aus dem sogenannten ewigen Eis, das durch den Temperaturanstieg bedroht ist, kam Unterstützung: Forscher in der Arktis und Antarktis demonstrierten ebenfalls, wie Bilder zeigten, die Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven veröffentlichten. Was in der Arktis passiere, beeinflusse auch das Wetter und Klima vor Ort in Deutschland, mahnten sie.

nob/ww (afp, dpa)

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