Friedensangebot an die Taliban
4. Juni 2010Mit einem Aufruf zur Aussöhnung mit den Taliban ist die Friedens-Dschirga, die afghanische Stammesversammlung, am Freitag (04.06.2010) in Kabul zu Ende gegangen. Die Delegierten sprachen sich für die Einberufung einer nationalen Kommission aus, um die Verhandlungen mit den Aufständischen voranzutreiben. "Wir Teilnehmer an der Friedens-Dschirga rufen alle Beteiligten in diesem Krieg auf, das Blutvergießen zu beenden", sagte der Vize-Präsident der Versammlung, Kiamuddin Kaschaf.
Großer Appell mit kleiner Wirkung
Die Friedens-Dschirga aus 1600 Stammesvertretern und Mitgliedern der Zivilgesellschaft war von Präsident Karsai einberufen worden. Sie rief die Regierung und die ausländischen Truppen dazu auf, als "Geste des guten Willens" fehlgeleitete Taliban-Kämpfer aus der Gefangenschaft zu entlassen. Im Gegenzug forderten sie von den Aufständischen, der Gewalt abzuschwören und sich vom Terrornetz Al-Kaida los zu sagen. Die Entscheidungen der Friedens-Dschirga sind allerdings für die Regierung nicht bindend. Zudem lehnen die Taliban dieses Gremium strikt ab.
Karsais Plan
Das Friedensangebot an die Taliban stammt aus der Feder von Präsident Karsai. Er hatte unter anderem vorgeschlagen, einfache Kämpfer der Taliban mit einer Amnestie, Geld und der Aussicht auf einen Arbeitsplatz dazu zu bewegen, ihre Waffen nieder zu legen. Für führende Funktionäre sollte nach seinen Vorstellungen ein Asyl im Ausland gefunden werden. Unklar blieb, ob damit auch die Führung der Taliban unter Mullah Omar gemeint war. Die verabschiedete Resolution nannte Karsai eine "Botschaft des Friedens".
Taliban schweigen
Von den Taliban war nach Abschluss der Versammlung nichts zu hören. Stattdessen war der Auftakt am Mittwoch von Gewalt überschattet. Mindestens fünf Raketen wurden in der Nähe des Tagungszelts abgeschossen, zwei während der Eröffnungsrede von Präsident Karsai. Die Behörden erklärten, sie hätten zwei mutmaßliche Selbstmordattentäter erschossen und einen weiteren festgenommen. Laut Innenministerium handelte es sich um einen Teenager.
Autorin: Sabine Faber (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Dirk Eckert