Friedensnobelpreis: Wer ist María Corina Machado?
10. Oktober 2025
Drei Tage nach ihrem 58. Geburtstag hat María Corina Machado den nächsten Anlass zur Freude: Das Norwegische Nobelkomitee hat ihr an diesem Freitag den Friedensnobelpreis zugesprochen. Doch so gut die Gründe zum Feiern sein mögen, Raum dafür hat sie nicht. Denn die venezolanische Oppositionspolitikerin lebt seit etwa einem Jahr im Untergrund.
Unter dem Druck des Regimes in Caracas ist die "Eiserne Lady" Venezuelas, wie ihre Anhänger sie nennen, nach der höchst umstrittenen Präsidentschaftswahl im Sommer 2024 abgetaucht. Zu bedrohlich, zu greifbar seien die Repressalien durch Funktionäre und Sicherheitskräfte der Sozialistischen Einheitspartei Venezuelas (PSUV) geworden, sagt die dreifachen Mutter: Haftbefehle, mehrere kurze Festnahmen, offene Morddrohungen.
Der Repression zum Trotz
Derlei Vorfälle hat Präsident Maduro stets bestritten. Sie würden sich aber nahtlos in sein Vorgehen gegen Politiker einreihen, die er als Gefahr für seine Herrschaft einschätzt. Als Beispiel sei nur Machados ehemaliger Parteifreund Leopoldo López genannt: Schon als Lokalpolitiker wurde er Ziel gewaltsamer Übergriffe, nach den landesweiten Protesten 2014 wurde er als angeblicher Aufwiegler zu 13 Jahren Haft verurteilt und konnte dank oppositioneller Militärs nach fast fünf Jahren Haft und mutmaßlicher Folter nach Spanien fliehen.
Machado sperrten man 2014 nicht weg, stellte sie aber unter ähnlichen Vorwürfen politisch kalt: Per Verwaltungsbeschluss schloss die Regierung sie für 15 Jahre von allen politischen Ämtern aus.
20 Jahre gefährliche Oppositionsarbeit
Zu diesem Zeitpunkt hatte Machado bereits ein Jahrzehnt lang gegen den zunehmenden Autoritarismus der PSUV gekämpft. Zunächst warb sie mit ihrer zivilgesellschaftlichen Organisation Súmate für rechtstaatliche Prinzipien, während der 2013 verstorbene Parteigründer Hugo Chávez jene Clique aus Militärs und Politikern etablierte, die das einst recht wohlhabende Land seit rund 20 Jahren mit immer härterem Griff verarmen lässt.
Erstmals wurde Machado 2004 von der sozialistischen Regierung wegen einer angeblichen Beteiligung am fehlgeschlagenen Putsch gegen den damaligen Präsidenten Chávez angeklagt. Das zuständige Gericht wies dies jedoch zurück.
Als sie 2011 vor den Kameras ihre Kandidatur bei den Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl ankündigte, gaben Unbekannte Schüsse ab und verletzten einen ihrer Mitarbeiter. Dennoch setzte Machado ihren Wahlkampf unbeirrt fort, musste die Präsidentschaftskandidatur 2012 und 2013 jedoch dem profilierteren Henrique Capriles überlassen.
Die Rechtsaußen der Opposition
Als studierte Ingenieurin und Wirtschaftswissenschaftlerin aus wohlhabendem Hause ist Corina Machado für das sozialistische Regime nicht nur eine einflussreiche Oppositionspolitikerin. Sie ist auch die perfekte Projektionsfläche für ihren politischen Klassenkampf.
Allerdings ist sie damit auch innerhalb der Opposition nicht die geborene Integrationsfigur. Das demokratische Spektrum ist in Venezuela nicht weniger breit als in vielen europäischen Ländern. Und Machado steht mit ihrer wirtschaftsliberalen Partei Vente Venezuela ("Komm schon, Venezuela") am rechtskonservativen Rand des Panoramas. Trotzdem, und obwohl sie wegen des Amtsverbots formal nicht kandidieren durfte, kürten die demokratischen Parteien Machado 2023 mit 90 Prozent zu ihrer Kandidatin für die Präsidentschaftswahl 2024.
Dass ihr das - zumindest vorübergehend - gelang, lag nach Ansicht von Politikwissenschaftler Günther Maihold denn auch nicht an ihrer ideologischen Position, "sondern in dem überzeugenden Aufbau einer oppositionellen Organisation über Bürgerkomitees zur Wahlbeobachtung und Ergebnissicherung".
Was ändert der Nobelpreis?
Tatsächlich haben die Oppositionskräfte mit Machados Stellvertreterkandidaten Edmundo González Urrutia nach internationaler Lesart die Wahl gewonnen. "Das ist allerdings durch die Machenschaften des Regimes zunichte gemacht worden", sagt Maihold. Den Nobelpreis wertet der Lateinamerikaexperte der FU Berlin als "ein klares Signal in Richtung Demokratisierung, die eben in der Region Lateinamerika und darüber hinaus stark bedroht ist durch autoritäre Tendenzen".
Nach dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments erhält Machado nun den Friedensnobelpreis für ihren "unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf um einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie".
Sie selbst gab sich in einem X-Post an diesem Freitag überzeugt, dass ihre Mission kurz vor der Erfüllung steht: "Wir stehen an der Schwelle zum Sieg, und zwar heute mehr denn je." Die Auszeichnung widmete sie "dem leidenden Volk Venezuelas und Präsident Trump für seine entschlossene Unterstützung unserer Sache".