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Frisch, Froome, fröhlich, frei

21. Juli 2015

Alles unter Kontrolle: Chris Froome lässt am Ruhetag seine Leistungsdaten veröffentlichen, um die Dopingspekulationen um seine Person zu beenden. Bei der Tour hat er mehr Angst vor Unterzuckerung als vor den Gegnern.

Tour de France 15. Etappe Christopher Froome
Bild: Reuters/B. Tessier

Das Ambiente passte nicht so recht zu einem Tour-Patron. Als Christopher Froome am zweiten Ruhetag der Frankreich-Rundfahrt Hof hielt, war die Umgebung doch eher schlicht. In einem Standardhotel nicht weit von der Autobahnausfahrt Sisteron läutete der Gesamtführende der 102. Tour de France das große Finale in den Alpen ein - und ging zudem in der Debatte um seine Leistungen weiter in die Offensive.

Sky-Teamchef Dave Brailsford präsentierte zusammen mit Coach Tim Kerrison vor gut 80 Journalisten, darunter mehr als zehn Kamerateams, die eigenen Daten zu Froomes Aufsehen erregender Pyrenäen-Klettershow nach La Pierre-Saint-Martin. Demnach soll der 30-Jährige dort einen durchschnittlichen Wert von 5,78 Watt pro Kilogramm erreicht haben - weit entfernt von den über sieben Watt, die der französische Sportphysiologe Pierre Sallet mathematisch errechnet haben will.

Alles normal?

Sky ging noch weiter ins Detail, und Kerrison erklärte anhand einer ausgedruckten Übersicht, Froome habe eine maximale Herzfrequenz von 174 Pulsschlägen erreicht und sei eine durchschnittliche Trittfrequenz von 97 Umdrehungen pro Minute gefahren - alles keine Werte aus einer anderen Welt. "Wenn falsche Daten öffentlich diskutiert werden, dann müssen wir das klarstellen", sagte Brailsford dazu.

Froome und seine Entourage traten ruhig und souverän auf, die polarisierenden Streitigkeiten der vergangenen Tage vor allem mit dem französischen TV-Experten Laurent Jalabert scheinen keine nachdrückliche Wirkung zu erzielen. Schon nach dem Etappenende in Gap war Froome forsch den Unterstellungen entgegengetreten und hatte deren Niveau als mittlerweile "befremdlich" eingestuft. Es habe bei den letzten fünf Tour-Gewinnern längst nicht "so einen Aufschrei" um Leistungsdaten gegeben wie bei ihm. "Wir wollen diese wahnsinnigen Spekulationen stoppen", sagte Brailsford am Dienstag, während Froome unterstrich, dass die Veröffentlichung völlig okay ist: "Meine Daten vom Ventoux waren ohnehin schon draußen, also was ändert das jetzt?"

Genervt von den Dopingfragen: Froome bei der PressekonferenzBild: Getty Images/AFP/E. Feferberg

Seine sportlichen Gegner hatten mehrfach in den letzten Tagen ein Feuerwerk für die Alpen an angekündigt, aber es wirkt nicht so, als würde dies Froome beeindrucken - zumal sich sein Edelhelfer Geraint Thomas nach seinem spektakulären Sturz fit meldete. Froome sprach erneut von einer "traumhaften Position", in der er sich befinde. Größere Sorge macht ihm offenbar, dass sein Körper einmal nicht mitspielen könnte. "An einem schlechten Tag, wenn man zum Beispiel an Unterzuckerung leidet, kannst du viel verlieren", sagte Froome.

Quintano und Contador als Rivalen

Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Astana/+7:49 Minuten) hat Froome schon gar nicht mehr auf dem Radar, den Angriff des Italieners in der Abfahrt nach Gap empfand der Brite als "nicht kritisch". Der einzige Kontrahent mit Gefahrenpotenzial bleibt für ihn der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar/3:10 Minuten), aber auch auf dessen Offensive ist Froome eingestellt. "Sie werden es überall probieren, aber wir sind dafür bereit", sagte er, und erwähnte nicht zuletzt das Team Tinkoff-Saxo mit Alberto Contador (+4:23 Minuten).

Schon am Mittwoch könnten allerdings nahezu alle Eventualitäten irrelevant sein, denn es dürfte bei der Bergankunft auf 1620 Meter in Pra-Loup zu größeren Abständen kommen, zumal davor auf dem Col d'Allos (2250 Meter) bereits das diesjährige Dach der Tour überquert wird. Bis zum Samstag und inklusive des Kletterfinales nach L'Alpe d'Huez folgen weitere vier Prüfungen der Sonderkategorie, drei der ersten und drei der zweiten Kategorie.

Hinauf nach Pra-Loup wurde vor 40 Jahren die Regentschaft des großen Eddy Merckx beendet, als er Felice Gimondi und dem späteren Tour-Sieger Bernard Thévenet am letzten Anstieg nicht folgen konnte. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass Froome Ähnliches widerfährt.

sw/asz (dpa, sid)

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