Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen gestorben
7. Januar 2025Der französische Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen ist tot. Der Mitgründer der inzwischen umbenannten Partei Front National (FN) starb im Alter von 96 Jahren, wie seine Familie bestätigte. "Als historische Figur der extremen Rechten hat er fast siebzig Jahre eine Rolle im öffentlichen Leben unseres Landes gespielt, die nun dem Urteil der Geschichte unterliegt", erklärte der Élysée-Palast.
Im vergangenen Jahrzehnt hatte Le Pen vor allem mit der politischen Dauerfehde Schlagzeilen gemacht, die er sich mit seiner Tochter Marine lieferte. Die Rechtspopulistin hatte der Partei 2018 mit Rassemblement National einen neuen Namen gegeben und wollte damit deren öffentliches Erscheinungsbild aufpolieren.
Mit ihrem Vater brach sie, nachdem dieser ihre Strategie des gemäßigteren Auftretens immer wieder durchkreuzt hatte: Regelmäßig provozierte er und machte weiter Stimmung gegen Einwanderer. Seine wiederholten Ausfälle führten zu zahlreichen Verurteilungen. Die Delikte reichten von Anstachelung zum Hass bis zur Verharmlosung von Nazi-Verbrechen.
Parteiausschluss und erbitterte Gegenwehr
Der FN schloss Jean-Marie Le Pen schließlich 2015 aus, nachdem er die Gaskammern der deutschen Nationalsozialisten abermals als "Detail der Geschichte" des Zweiten Weltkriegs bezeichnet hatte. Er wehrte sich erbittert, warf seiner Tochter "Verrat" vor und griff sie öffentlich an. Später wurde ihm auch der Titel als Ehrenvorsitzender der Partei gestrichen.
Der studierte Politikwissenschaftler und Jurist hatte den Front National 1972 mitgegründet und fast vier Jahrzehnte geführt. In dieser Zeit machte er den FN von einer Splittergruppe zu einer für die anderen Parteien zunehmend gefährlichen Kraft. Von Anfang an hatte er bei seinen politischen Aktivitäten rechts außen gestanden: 1956 zog er erstmals als Abgeordneter in die Nationalversammlung ein - für die kleinbürgerlich-rechtsradikale Protestbewegung Union zur Verteidigung der Händler und Handwerker (Union de défense des commerçants et artisans, UDCA), mit der er sich später jedoch überwarf.
"Rache an der politischen Klasse"
Sein größter Coup gelang dem langjährigen EU-Parlamentarier bei der Präsidentenwahl 2002, als er es gegen das amtierende Staatsoberhaupt Jacques Chirac bis in die Stichwahl schaffte. Kommentatoren erklärten den Erfolg damals mit einer Krise des politischen Systems in Frankreich und einer "Rache an der politischen Klasse" durch Bürger, die mit den traditionellen Parteien unzufrieden waren. Insgesamt fünfmal trat er für das höchste Amt an. Auch hierin folgte ihm seine Tochter, die ebenfalls für den Élysée-Palast kandidierte und bisher zweimal in die Stichwahl einzog.
Jean-Marie Le Pen kam 1928 als Sohn eines bretonischen Fischers und einer Näherin zur Welt. Von der Universität ging er zur französischen Fremdenlegion, für die er an zahlreichen Einsätzen teilnahm. Mehrfach wurde ihm Folter von Gefangenen im Algerienkrieg (1954-1962) vorgeworfen; er selbst wies dies zurück. Eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung "Le Monde" verlor er allerdings im Jahr 2003.
"Sie bleibt meine Tochter"
Bis ins hohe Alter kämpfte er für seine Positionen. 2016, nach seinem Ausschluss aus dem FN, gründete er die nationalistische und rechtsextreme Partei Les Comités Jeanne (CJ) und schloss sich mit ihr der europäischen Rechtspartei Allianz für Frieden und Freiheit (APF) an. Im Juli 2019 beendete er seine Karriere als EU-Parlamentarier. Zuvor hatte er sich Marine Le Pen zumindest persönlich wieder angenähert: Sie besuchte ihn während eines Krankenhausaufenthalts und zu seinem 90. Geburtstag. "Trotz unserer politischen Meinungsverschiedenheiten bleibt sie meine Tochter", sagte Jean-Marie Le Pen damals dem Magazin "Paris Match".
jj/sth (dpa, afp, kna, munzinger)