Düsseldorfer Designstudenten haben den deutschen Trikot-Meister gewählt. Martina Becker verrät im DW-Interview, wer gewonnen hat – und warum. Die aktuellen Heimtrikots zeigen wir in Bildern.
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Fußball-Bundesliga: Wir verraten den Deutschen Trikotmeister
Die Bundesliga startet. Einen Deutschen Meister gibt es jetzt schon: den "Deutschen Trikotmeister". So viel vorab: Bayern und Dortmund gehen leer aus. Das Rennen macht ein Aufsteiger in Schwarz-Rot.
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Wer ist Deutscher Trikot-Meister?
Die Fußball-Bundesliga startet. Einen Meister gibt es schon: Die Hochschule für Design in Düsseldorf hat vorab den "Deutschen Trikotmeister" gewählt. Sportdesignerin Martina Becker und ihre Studenten bewerten Design, Material und Passform. Der Gewinner hat ein schwarz-rotes Trikot. Es ist aber nicht der FC Bayern, auch wenn der mit seinen Trikots weit vorne liegt. Hier kommen die Platzierungen.
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Platz 18: FC Augsburg
Wenn es um die Trikots geht, liegt der FC Augsburg in diesem Jahr auf dem Abstiegsplatz. Urteil der Experten-Jury: äußerst langweilig der Streifendruck auf der linken Brust. Hier passiert nicht viel.
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Platz 17: FSV Mainz 05
Auch der FSV Mainz 05 gehört zu den Absteigern: nicht innovativ, viel rot und lediglich ein paar Details in Weiß. "Zu schlicht", meint die Jury. Das Material wirke durch den starken Glanz und den unangenehmen Griff wie Plastik. "Hier fehlt die Leidenschaft fürs neue Dress."
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Platz 16: 1. FC Köln
Die Kölner schaffen es nur in die Relegation. Mit der Silhouette des Kölner Doms haben sie sich zwar viel Mühe gegeben. "Aber selbst bei genauem Hingucken schwer erkennbar, urteilt die Jury. Der Dom versteckt sich mehrfach in den feinen Nadelstreifen des Trikots.
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Platz 15: SV Darmstadt 98
Auch das Trikot von Aufsteiger Darmstadt konnte die Jury nicht wirklich überzeugen und landet deshalb nur auf einem der hinteren Plätze. Die wie ein Wasserzeichen wirkende groß gedruckte Lilie am unteren rechten Rand würden zu feminin und die weiß-blauen Streifenringel am Ärmeln und Kragen zu konstruiert wirken.
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Platz 14: Borussia Mönchengladbach
Sie haben es aber auch nicht einfach. Das gelbe Logo ihres Hauptsponsors sinnvoll in das Design des Trikots zu integrieren, sei nahezu unmöglich, meint Sportdesignerin Martina Becker. Eingerahmt mit schwarzen Akzenten am Kragen, Ausschnitt und der Schulter wirke das Jersey ziemlich traurig.
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Platz 13: VfB Stuttgart
Keine Überraschungen bei Stuttgart. Der VfB hat in dieser Saison kaum etwas an seinem Trikot verändert. Nichts Neues - das reicht für Platz 13 auf der Rangliste für das beste deutsche Trikot der diesjährigen Fußballbundesliga.
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Platz 12: SV Werder Bremen
Smaragdgrün - das ist die neue Farbe für den SV Werder Bremen. Weiße Schultern und Ärmel lockern das Trikotdesign auf. Hier sehen die Experten noch viel Potential nach oben. Wenn das kein Ansporn für diese Saison ist.
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Platz 11: VfL Wolfsburg
Nur Platz elf für den deutschen Vizemeister. Wolfsburg ändert die Trikotfarbe von grün auf weiß. Aber sie haben sich zu viel abgekupfert, findet die Jury. Das Jersey erinnere zu sehr an das der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien. Die Designer fordern mehr Individualität.
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Platz 10: Hamburger SV
In der Fußball-Bundesliga ist es zwar schon lange her: Mit seinen Trikots bewegt sich der Traditionsverein HSV aber im Mittelfeld der Liga. Hier würden sich die Hamburger vermutlich auch gern am Ende der Bundesligasaison sehen. Oder geht da sogar mehr? Das Design stimmt jedenfalls: Retro und sportlich, urteilte die Jury.
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Platz 9: TSG 1899 Hoffenheim
Dieses Trikot polarisiert. Geschmack hin oder her, die Designer der Düsseldorfer Hochschule befinden das Design der Hoffenheimer für mutig: Versetzte, auslaufende, blaue Längsstreifen auf weißem Body. Die Trikots könnten auch Radsportler statt Fußballer tragen. Es reicht für Platz 9.
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Platz 8: FC Schalke 04
Schalke behält das Trikot aus der vergangenen Saison und bleibt sich treu in Königsblau mit Nadelstreifen und Stehkragen. Die Königsblauen sichern sich damit den achten Platz.
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Platz 7: Bayer 04 Leverkusen
Die Ansätze sind gut, meint Sportdesignerin Marina Becker. Aber die breiten Blockstreifen in schwarz und rot wirken zu wuchtig. Im Design könnte noch mehr passieren. Der Vorjahressieger Leverkusen schafft es deshalb in dieser Saison nur in das obere Mittelfeld.
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Platz 6: Hannover 96
Hannover ist in dieser Saison sehr verspielt bekleidet: Der weiße doppelte Rundhalsausschnitt ist gut, die Knopfleiste und die Ringelbündchen an den Ärmeln zu viel des Guten, lautet das Urteil der Jury.
Bild: picture alliance/augenklick/firo Sportphoto
Platz 5: Borussia Dortmund
Das Material der Dortmunder sei geschmeidig, die Netzeinsätze unter den Achseln hätten Funktion, so die Designer. Das Sponsorenlogo sei gut integriert und das gelbe Trikot mit den zarten schwarzen Streifen wirke gut. Gelungen sei auch der Gesamteindruck der Kombination mit dem Auswärtstrikot: schwarzer Body mit gelben Querstreifen. Minuspunkt gibt es nur beim schwarzen Polokragen.
Bild: Getty Images/D. Kopatsch
Platz 4: Hertha BSC
Die blau-weiße Dame aus der Hauptstadt Berlin ist ein "Eye-Catcher" in dieser Saison: klassisch in Blau-Weiß mit roten Akzenten, die das Trikot zieren. Die Längsstreifen haben sich von zwei auf fünf vermehrt. All das bringt Farbe ins Trikot und katapultiert die Berliner nach vorne auf Platz 4.
Bild: picture alliance/Fotostand/Bansemer
Platz 3: FC Bayern München
Auch wenn es um die Trikots geht, spielen die Bayern weit oben mit. Auch wenn sie in dieser Saison eher ein schlichtes Trikot haben: ganz in Rot mit weißen Sponsorenlogos. "Das wirkt geschmackvoll", sagt Sportdesignerin Martina Becker.
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Platz 2: Eintracht Frankfurt
Nur ganz knapp sind die Frankfurter am Titel vorbeigerauscht: 70er Jahre Retrolook in Schwarz mit breiten roten Nadelstreifen. Das hat die Jury überzeugt. Auch der körpernahe Schnitt überzeugte die Jury. Damit ist Frankfurt Trikot-Vizemeister.
Bild: picture alliance/H. Rudel
Platz 1: FC Ingolstadt 04
Der Aufsteiger startet mit seinen Trikots voll durch: Der FC Ingolstadt 04 ist der Deutsche Fußball-Trikot-Meister 2015! Das traditionell in Rot-Schwarz gehaltene Trikot mit breiten Längsstreifen vorne hat die Jury final überzeugt. Schwarze Hosen und Stutzen machen das Outfit komplett. Ein schicker Tabellensieger!
Bild: picture alliance/Sven Simon/F. Hoermann
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Die Mediadesign Hochschule in Düsseldorf wählt zum Beginn der Bundesligasaison alljährlich den deutschen Trikotmeister: Sieht das Design gut aus? Ist das Trikot fernsehtauglich? Wie ist der Schnitt, und wie fühlt sich das Material an? Sportdesignerin und Dozentin Martina Becker hat gemeinsam mit ihren Studenten unter den 18 Vereinen der ersten Fußballbundesliga das schönste Heimtrikot auserkoren.
DW: Frau Becker, bevor Sie uns verraten, wer der deutsche Trikotmeister 2015 ist, können Sie erst einmal definieren, was ein gutes Fußballtrikot eigentlich haben muss?
Martina Becker: Für mich als Designerin muss ein gutes Trikot erst einmal eine gute Passform haben. Die sollte nicht so schlabbrig sein. Ein Trikot sollte einen körpernahen Schnitt haben, aber eben nicht zu oversized. Das wäre von der Funktion her auch gar nicht sinnvoll. Dann spielt das Material eine große Rolle: Trikots werden viel getragen, und deshalb müssen sie auch funktionell sein. Als Designer ist man dann noch an die Vereins- und Sponsorenfarben gebunden. Hier müssen Sie auch ganz viel Fläche frei lassen: vorne für die Sponsoren, hinten für die Nummer. Das ist eine große Herausforderung. Trotzdem sollten die Sponsorenlogos in das Trikot integriert sein und ein schönes Gesamtbild mit dem Design ergeben. Und ich finde, dass ein Trikot nicht so verspielt sein sollte.
Haben Sie da Beispiele?
Konkret kann ich Ihnen dazu sagen, dass das Trikot der Hannoveraner (Anm. d. Redaktion: Hannover 96 landet in der Rangliste der Düsseldorfer Hochschule für Mediadesign auf Platz sechs) zu verspielt ist. Was den Kragen angeht, da ist einfach zu viel dran - ein Stehkragen und noch ein Rundhals ... Ein schöner Ausschnitt ist einfach ein V-Ausschnitt, zum Beispiel bei Eintracht Frankfurt. Die haben noch einmal einen extra Ripp-Einsatz. Das ist einfach ein gutes Design, wo man gar nicht groß zu überlegen braucht.
Körpernaher Schnitt
Können Sie als Designerin einen Trend bei den Fußballtrikots der Bundesligasaison 2015/2016 erkennen?
Naja, es gibt sicherlich schon einen Trend. Erst einmal werden die Trikots von den großen Sportartikelherstellern gemacht und die entwerfen das dann im Zusammenspiel mit den Vereinen. Was man in den letzten Jahren versucht hat, ist, sich Gedanken zu machen über die Passform und über den Schnitt. Frankfurt hat das zum Beispiel in Deutschland ganz gut umgesetzt: Das heißt, der Schnitt ist relativ körpernah. Das haben wir auch schon bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bei unserer Nationalmannschaft gesehen. Dieser körpernahe Schnitt steht den Profis natürlich ziemlich gut. Die sind sehr gut gebaut und durchtrainiert. Bei den Fans bin ich ein bisschen skeptisch. Ein enger Schnitt in der Größe XL - da wird jemand, der etwas stämmig ist, nicht reinpassen. Hier macht die Mode der Praxis einen Strich durch die Rechnung.
Jetzt haben Sie schon öfter Eintracht Frankfurt erwähnt. Ist die Mannschaft für Sie der deutsche Trikotmeister?
Für mich persönlich ja. Aber wir haben uns im Team für den FC Ingolstadt entschieden. Die sind jetzt auch aufgestiegen in die erste Bundesliga. Das heißt also, die steigen mit ihrem Trikot aus der zweiten Bundesliga in die erste auf und werden bei uns auch noch Trikotmeister. Die Mehrheit hat sich für Ingolstadt entschieden, Frankfurt ist aber ganz nah auf den Fersen.
Ingolstadt hat einfach ein klares Design ohne viel Schnick-Schnack. Schwarz, rot, weiß ist sehr medientauglich, fällt also sehr auf. Sie haben die Logos gut integriert. Die weißen Streifen auf der Schulter, das weiße Sponsorenlogo und das Eigene. Das passt farblich einfach alles zusammen und wirkt insgesamt sehr harmonisch.
Schöne Trikotfarben allein reichen nicht
Ein rot-schwarzes Trikot macht also in dieser Saison das Rennen. Kann man sagen, dass die Vereinsfarben eigentlich schon vorgeben, ob man Chancen auf den Titel Trikotmeister hat?
Die Farbe alleine ist nicht ausschlaggebend. Ganz klar war aber schon bei uns, dass die meisten weißen Trikots relativ weit hinten waren. Die wirkten eher wie Give-Aways oder Promotion-Shirts. Shirts, die man mal eben als Mitbringsel bekommt. Die wirkten alle sehr basic, fast schon ein bisschen langweilig.
Erkennen Sie als Designerin sofort ein deutsches Fußballtrikot? Wird international oder in den anderen Ligen Europas anders entworfen?
Das würde ich nicht sagen. Es gibt sicherlich Trikots, wo ich sagen würde, das kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen. Zum Beispiel das rosa Trikot von Juventus Turin. Das ist in dieser Saison das Auswärtstrikot. Das ist retro. Die hatten ganz früher auch schon einmal Rosa in ihrem Trikot. Und ich kann mir auch das Auswärtstrikot vom FC Arsenal, das in so einem Goldton ist, nicht wirklich für Deutschland vorstellen – ganz persönlich hat mich das überhaupt nicht überzeugt.
Haben Sie auch einen UEFA Champions League-Gewinner?
Der AS Rom ist mein Favorit in Europa, absolut. Die haben das ganz geschmackvoll gelöst mit einem bordeauxfarbenen Heimtrikot und sonnig-gelben Akzenten.
Luft nach oben bei den Damentrikots
Wie sieht es eigentlich mit Frauenfußballtrikots aus?
Wir hatten auch mal überlegt, den Trikotmeister für Damen erstmalig auszuschreiben. Aber daraus ist leider nichts geworden. Aus dem einfachen Grund: Die wenigsten Damenvereine in Deutschland haben ein eigenes Trikot. Die tragen fast nur die Herrentrikots. Gerade bei den Damen – das finde ich ganz schade – wird ganz wenig Wert darauf gelegt. Das liegt natürlich auch daran, dass die Hersteller die Trikots natürlich auch an die Fans verkaufen wollen. Da könnte ein bisschen mehr passieren.
Eine abschließende Frage: Sie haben den FC Ingolstadt zum deutschen Trikotmeister 2015 gewählt, dicht gefolgt von Eintracht Frankfurt und den Bayern. Sind sie selber eigentlich auch Fußballfan? Und wenn ja, wie können Sie dann objektiv bleiben?
Wir versuchen zumindest, die Vorlieben zu irgendwelchen Vereinen wegzulassen. Wir haben alle Trikots auf Büsten drapiert und aufgereiht, danach haben wir eine Auswahl getroffen. Da hat man wirklich alle nebeneinander ganz gut gesehen. Und es kamen sicherlich Trikots mit Farben, die kräftig waren, die ein Eye-Catcher waren, auf die besseren Plätze. Ich freue mich sehr, dass wir uns für den FC Ingolstadt entschieden haben, weil ich finde dass auch kleinere Vereine mal eine Chance haben können, wenn die ihren Job gemacht haben.