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Fußball-Olympiasieger Kanada suspendiert Cheftrainerin

26. Juli 2024

Die Drohnen-Affäre rund um Kanadas Fußball-Frauen bei Olympia 2024 in Paris weitet sich aus. Nun muss auch Nationalcoach Bev Priestman die Olympischen Spiele verlassen und die Untersuchung der Spionage-Vorwürfe abwarten.

Kanadas Frauenfußball-Trainerin Bev Priestman
Für Kanadas Fußball-Nationaltrainerin der Frauen, Bev Priestman, sind die Olympischen Spiele beendetBild: Chris Young/empics/picture alliance

Nach mehreren Spionagevorfällen mit einer Drohne muss nun auch Bev Priestman, Cheftrainerin der kanadischen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen, die Olympischen Spiele in Paris verlassen. Die 38-Jährige sei suspendiert und vom Team entfernt worden, teilte der Verband Canada Soccer mit. Statt Priestman soll Co-Trainer Andy Spence die Mannschaft während des verbleibenden olympischen Turniers in Frankreich betreuen. Die Olympiasiegerinnen von Tokio hatten ihr Auftaktmatch gegen Neuseeland am Donnerstag mit 2:1 gewonnen. Weitere Vorrundengegner sind Gastgeber Frankreich und Kolumbien. Allerdings wurden dem kanadischen Team zur Strafe sechs Punkte abgezogen.

Haftstrafe für Kanadas Videoanalysten

Vor dem Spiel gegen Neuseeland war bei zwei Trainings der neuseeländischen Fußballerinnen vor dem olympischen Turnier eine Drohne über den Platz geflogen. Die Neuseeländerinnen meldeten den Vorfall der Polizei und beschwerten sich beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Kanadas Video-Analyst Joseph Lombardi wurde festgenommen. Er bekannte sich schuldig und wurde am Donnerstag von einem Gericht in Saint-Etienne zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt, die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Der 43-Jährige hatte Aufnahmen vom Training der Neuseeländerinnen gemacht und Kanadas Assistenztrainerin Jasmine Mander über das Gesehene Bericht erstattet. Der Fußball-Weltverband FIFA hat ein Verfahren gegen Priestman, Mander und Lombardi eingeleitet. Mander wurde genau wie Lombardi bereits am Mittwoch suspendiert. Beide mussten die Olympischen Spiele schon vor Priestman verlassen. 

Priestman selbst hatte nach dem Bekanntwerden der Drohnen-Affäre freiwillig auf eine Teilnahme am ersten Spiel gegen Neuseeland verzichtet und nicht an der Seitenlinie gestanden. "Im Namen unseres ganzen Teams möchte ich mich zuerst bei den Spielerinnen und beim Stab des neuseeländischen Fußballverbands sowie den Spielerinnen von Team Kanada entschuldigen", hatte sie zuvor bekanntgegeben. "Das repräsentiert nicht die Werte, für die unser Team steht." 

Bev Priestman coachte Kanadas Fußball-Frauen 2021 zum Olympiasieg - Kanadas größtem Erfolg im FußballBild: Ding Xu/Xinhua News Agency/picture alliance

Doch offenbar fand Canada Soccer weitere Hinweise, die belegen, dass Priestman in der Drohnen-Affäre eine größere Rolle gespielt haben könnte. "In den vergangenen 24 Stunden haben wir weitere Informationen zu den Drohneneinsätzen gegen Gegner vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris erhalten", begründete Kanadas Verbandschef Kevin Blue die Suspendierung Priestmans. Angesichts der neuen Enthüllungen habe sich der Verband entschieden, "Priestman für den Rest der Olympischen Spiele und bis zum Abschluss unserer unabhängigen externen Untersuchung zu suspendieren". 

Gefördert durch Ex-Nationaltrainer John Herdman

Priestman stammt aus dem Norden Englands und war selbst nie Profi-Fußballerin. Sie wurde dort als jugendliche Futsal-Spielerin (Variante des Hallenfußballs) vom späteren kanadischen Nationaltrainer John Herdman trainiert. Ihm folgte sie später als Co-Trainerin zunächst zum Frauenteam des FC Everton und dann zum Neuseeländischen Fußballverband. Dort hatte sie verschiedene Funktionen und war zuletzt als Head of New Zealand Football Development tätig.

John Herdman (l.) war erst Bev Priestmans Futsal-Jugendtrainer, später arbeitete sie als seine AssistentinBild: Neil Davidson/AP Photo/picture alliance

2013 wechselte sie - erneut mit Herdman - zum Fußballverband Kanadas und arbeitete einige Jahre lang als Trainerin verschiedener Juniorinnen-Nationalmannschaften. Bei großen Turnieren saß sie zudem bei der A-Nationalmannschaft als Assistentin Herdmans auf der Bank. 2018 ging sie zurück nach England und war dort Co-Trainerin von Frauen-Nationaltrainer Phil Neville und Cheftrainerin der U-17-Juniorinnen. Seit 2020 arbeitet sie als Nationaltrainerin in Kanada und gewann mit dem Team 2021 in Tokio auf Anhieb die olympische Goldmedaille. Bei der WM 2023 in Australien und Neuseeland schieden die Kanadierinnen bereits in der Vorrunde aus.

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